Innenausschuss - Innensenatorin Spranger verurteilt Weiterleitung von Silvester-Vornamensliste

Mo 13.01.25 | 12:41 Uhr
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Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) spricht auf dem Hof der Feuerwache Friedrichshain (Polizeiabschnitt 51) während eines Pressetermins zum Jahreswechsel 2024/2025. (Quelle: Picture Alliance/Soeren Stache)
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Audio: rbb24 Inforadio | 13.01.2024 | Innensenatorin Spranger | Bild: Picture Alliance/Soeren Stache

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat heftige Kritik daran geübt, dass eine Liste mit Vornamen von Tatverdächtigen aus der Silvesternacht an die Öffentlichkeit gelangt ist. Sie verurteile diese Weitergabe und Veröffentlichung "auf das Schärfste", sagte Spranger am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. "Solche Handlungen untergraben das Vertrauen in unsere Institutionen", sagte die SPD-Politikerin. Das Landeskriminalamt ermittelt zu dem Fall.

Das rechtspopulistische Internetportal "Nius" hatte eine Liste mit 256 Vornamen veröffentlicht, die ihm nach eigenen Angaben aus Sicherheitskreisen zugespielt wurde. Dabei soll es sich um Tatverdächtige mit deutscher Staatsbürgerschaft handeln. Laut Nius sind knapp zwei Drittel der Namen arabischen oder türkischen Ursprungs.

Herausgabe ist "inakzeptabel"

Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel nannte die Herausgabe der Liste im Ausschuss "inakzeptabel" und eine "schwerwiegende Verletzung des Datenschutzrechts". Es handele sich auf jeden Fall um eine Ordnungswidrigkeit, eventuell sei die Sache auch strafrechtlich relevant. Zum Stand der polizeiinternen Ermittlungen zum Listen-Leak machte Slowik Meisel keine Angaben. Innensenatorin Spranger äußerte die Hoffnung, dass die Ermittlungen "zeitnah" zum Erfolg führen.

"Mich interessieren keine Vornamen. Mich interessieren keine Staatsangehörigkeiten. Wer Straftaten begeht, muss dafür bestraft werden", fügte Spranger in der Diskussion um Konsequenzen nach Böller-Exzessen und Angriffen auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht hinzu. Ihren Angaben zufolge kam es nach jüngsten Zahlen zu 1.533 "silvestertypischen Straftaten" (Stand: 9. Januar), im Vorjahr waren es 1.328. Inzwischen seien 705 Verdächtige ermittelt worden. Angaben zu einem möglichen Migrationshintergrund der Verdächtigen machte die Polizei nicht.

Nach den Krawallen in der Silvesternacht 2022 hatte die CDU 2023 im Innenausschuss nach den Vornamen von Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit gefragt. Hintergrund war die Annahme der CDU, dass selbst viele deutsche Verdächtige ausländische Wurzeln haben. Zwei Drittel der vorläufig Festgenommenen waren damals Menschen aus dem Ausland ohne deutschen Pass. Es folgte eine heftige Debatte über die Ursachen für Jugendgewalt, über Tatverdächtige mit Migrationshintergrund und deren Nationalität.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.1.2025, 19:30 Uhr

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46 Kommentare

  1. 46.

    Muss ich leider zustimmen ...
    Leider gehen die Verdächtigungen oft in diese Richtung, obwohl die meisten ,Männer' wohl hier geboren sind. Einige bringen auch den Alkoholkonsum mit ins Spiel. Dies passt dann jedoch m.E. nicht zusammen.

    M.E. ist doch viel wichtiger, wieviele von den bisher 705 ermittelten Verdächtigen wirklich mit einer zeitnahen ,Bestrafung' zu rechnen haben.
    Ob man darüber im nächsten halben Jahr etwas erfährt?
    Ich zweifle ...

  2. 45.

    Warum diese Angst, Frau Senatorin ? - Die Fehlentwicklungen in dieser Stadt liegen doch auf der Hand - auch ein Zeugnis Ihrer Amtszeit. Sollten Sie sich nicht eher darüber Sorgen machen, dass diese Stadt nur noch funktioniert, wenn alle Veranstaltungen, Märkte, Geschäfte, Center wie ein Hochsicherheitstrakt abgeschirmt sind. Oder dass die Polzisten nicht die Prügelknaben der Nation sind, die dann noch nicht einmal richtig ausgestattet ist?

  3. 44.

    Ich habe übrigens meinen Kommentar so formuliert, weil ich alleine in meinem Bekanntenkreis merke, welche Diskussionen diese Liste mit den Namen schon wieder auslöst und in welche Richtung es bei einigen dabei geht.

  4. 43.

    Volltreffer, das sind wirklich alles sehr gute Fragen und auch ansonsten gebe ich Ihrem Kommentar Recht, den ich übrigens sehr gut finde ;-).

  5. 42.

    Sorry, aber wer sich durch solch eine "Vornamenliste" spalten lässt, hatte m.E. schon vorher ,so einige Probleme' mit seinen Mitmenschen.
    Ist denn wirklich schon die ,Herkunft' dieser Liste bewiesen?
    Hätte ich nicht auch eine Liste mit Vornamen an ein Portal senden können?
    Fragen über Fragen ... vorallem wem nützt eine solche Liste, die nichts über die Herkunft aussagt?

  6. 41.

    Mich interessiert es nicht, welche Vornamen diese Männer tragen. Ich möchte lediglich, dass sie die Konsequenz für ihr Verhalten zu tragen haben und zwar unabhängig vom Klang ihrer Vornamen.

  7. 40.

    Selbst ein Polizeisprecher sagte. Das es sich überwiegend um Personen aus dem Migrationsmilieu handelt legt auch daran, daß überwiegend in Gegenden mit hohen Migrationsanteil kontrolliert wurde. Meine Meinung ist, diese in unserer Wahrnehmung maßlose Geballere z.B in der Herrmannstr. gabs schon in den 80ern und wenn man sieht was sich in Griechenland oder der Türkei so in den Stadien so abspielt auch nichts besonderes. Verletzen wollen die meisten nicht, ansonsten würde es viel mehr Verletzte geben. Wenn sie jetzt als Sündenböcke herhalten müssen sorgt für Gegenreaktionen. Die 5 Toten durch Feuerwerk waren wohl allesamt Feuerwerksfreaks, die sich mit für sie illegalen oder selbstgebastelten Explosivkörpern selbst in die Luft gejagt haben. 3 davon aus dem ganz nahem Osten.

  8. 39.

    Das Durchstecken der Namen war falsch, denn es trägt zur weiteren Spaltung der Gesellschaft bei und genau das war auch meiner Meinung nach so gewollt. Oder will irgendjemand von den Foristen hier irgendwann selber erleben, dass es heißt: oh nein, also ein Franz passt jetzt leider so gar nicht zu unserem Firmenimage. Ich möchte jedoch nicht wissen, wie oft eine Be- oder Verurteilung im umgekehrten Fall stattfindet und Menschen genau wegen eines "falschen" Namens diskriminiert werden.

  9. 38.

    Dem kann ist nur absolut zustimmen. Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei sind nicht die Prügelknaben der Nation! und doch erwecken die Medien immer wieder den Eindruck als wäre dies so, da die Politik lieber die Sündenböcke woanders sucht, anstatt mal selbst ein paar unliebsame Entscheidungen zu treffen und sich zu fragen inwieweit sie hier eigenhlich in der Verantwortung stehen. Jene entspechend zu bestrafen, die billigend in Kauf nahmen, dass Menschen schwer verletzt wurden und Wohnungen ausbrannten, ist ja völlig nebensächlich. Ist immer leichter mit dem Finger auf andere zu weisen, besonders wenn sie weiter unten in der Hackordnung stehen.

  10. 36.

    Auch wenn Sie keinen Sinn darin erkennen können, macht es wohl eine Tatsache sehr deutlich. Die ersten Informationen über die Beteiligten waren gelogen und sollten bewußt die immerwiederkehrende Diskussion unterdrücken, wer sich da an Silvester austobt, Polizisten und Rettungskräfte angreift, verletzt und große Schäden, am gesellschaftlichen und privaten Eigentum verursacht. Dieses Durchstechen war sicher nicht richtig, jedoch hat es Klarheit geschaffen und es hat der Wahrheit gedient.

  11. 35.

    Sie sind ja wahrscheinlich auf der sicheren Seite, was die Polizei angeht? Sie sehen bestimmt aus wie Waldemar Müller, und müssen nicht damit rechnen, alleine wegen Ihrer Hautfarbe oder Ihres südländischen Erscheinungsbildes prinzipiell als Täter verdächtigt zu werden.

  12. 34.

    Ihr Schluss heißt: Wenn einer Musafa heißt, ist er wahrscheinlich ein Täter. Das ist meines Erachtens exakt rassistisch. Diese Denke erzeugt Hass auf alle Andersartigen. Hinzu kommt, dass deutsche Polizisten einen dunkelhaarigen Mustafa an Silvester vielleicht eher dingfest machen als einen blonden Gerd oder Kevin.

    Ein Viertel aller Deutschen hat einen Migrationshintergrund. Wenn man die Großeltern mit einbezieht, ist es wahrscheinlich eher ein Drittel. Wer morgen ruft, "Ausländer raus", der hat auf einmal keinen Busfahrer mehr, keinen Bäcker, keinen Strom, keinen Gastwirt, keinen Steuerberater, keine Müllabfuhr und keinen Arzt.

  13. 33.

    Weder Frau Spranger noch Frau Slowik haben es über die Jahre geschafft eine Verbesserung oder Unterbindung der Silvesterkrawalle durchzusetzen. Von Jahr zu Jahr steigende Zahlen. Vielleicht liegt es daran, dass sie die Schwerpunkte verkehrt setzen? Dazu kommt immer noch, weder den Polizisten/Innen, den Rettungskräften oder der Feuerwehr den Rücken zu stärken. Vornamenliste hin oder her, die Prioritäten werden falsch gesetzt. Vielleicht sollten sich 2/3 der Einsatzkräfte zum nächsten Silvester mal Dienstunfähig melden. Ich könnte es verstehen.

  14. 32.

    ...wem nützen diese Informationen und welche Aussagekraft haben diese?
    Und vor allem, welche zielführenden Schlüsse sollen daraus gezogen werden?

    Aus Polizeikreisen haben außerdem solche Informationen nicht an die Öffentlichkeit zu gelangen. Da hat jemand seine oder ihre Kompetenzen überschritten.

  15. 31.

    Toller Vergleich. Ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
    Ich persönlich bin unserer Polizei äußerst dankbar für ihre geleistete Arbeit.

  16. 30.

    Ich gebe da einmal wieder, was die Polizeipräsidentin zum besten gab, nämlich zunächst zu ermitteln, ob es so eine Liste gibt und woher sie dann stammt. Sie saß neben der Innensenatorin. Warum, sicher wie gewohnt, dem Ermittlungsergebnis vorgreifend ihr Aussage?

  17. 29.

    Wem nützt das Zurückhalten dieser Informationen?

  18. 28.

    Ich bin für Transparenz statt Tabuisierung. Es wurden ja keine kompletten Identitäten pteisgegeben.

  19. 27.

    Ich finde es richtig, dass die Namen veröffentlicht wurden. Somit können diese Taten nicht mehr geleugnet werden. Ich kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Wenn man sich gesetzeskonform verhält, braucht niemand Angst zu haben, dass sein Namen veröffentlicht wird. Darüber sollten mal die Verantwortlichen nachdenken und nicht die Täter in Schutz nehmen

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