Plage für Anwohner - 161 Wildschweine in acht Monaten in Kleinmachnow erlegt - trotzdem gibt's Ärger
Wildschweine gehören in Kleinmachnow und Umgebung zum Alltag - zum Frust vieler Anwohner. Zwar wurden zuletzt doppelt so viele Tiere erschossen wie in den Vorjahren. Den Kleinmachnowern geht das aber nicht weit genug.
Am hellichten Tag rennen sie über Straßen oder den Spielplatz, wühlen sich durch Mülltonnen, pflügen Rasenflächen im Stadtgebiet um. Oft sind sie in Rotten unterwegs. Wildschweine fühlen sich in Kleinmachnow im Landkreis Potsdam-Mittelmark schon lange heimisch. Viel zu lange, finden Anwohnerinnen und Anwohner. Rund 250 von ihnen kamen deshalb am Montagabend in den Gemeindesaal des Rathauses, um das Problem zu besprechen. Wieder einmal.
Die Tiere sollen weg, das ist die Forderung der meisten Menschen im Saal. "Ein Vorredner hatte gesagt, sie sind friedlich und tun nichts. Ich habe das schon anders erlebt, dass die im Schweinsgalopp den Kiefernweg runter sind und ich wirklich nur gebetet habe, dass nicht eine Frau mit Rollator um die Ecke kommt", berichtet eine Anwohnerin. "Wir hatten mehrfach 28 Wildschweine bei uns auf dem Grundstück und was ich einfach nicht verstehe: Warum schafft es eine Verwaltung nicht, dieses Problem zu lösen?", äußert sich ein anderer Kleinmachnower frustriert.
Einige, die mit dem rbb sprechen, wollen, dass die Wildschweine mit Pfeil und Bogen gejagt werden. Andere bieten an, für die Jagd ihr Grundstück zur Verfügung zu stellen. Nicht jede Idee ist legal oder leicht umsetzbar.
161 Wildschweine seit April 2024 erschossen
Einer, der an diesem Abend Rede und Antwort steht, ist Jagdpächter Christoph Ziggel. "Die meisten wollen keinen Fuchs, Waschbär, kein Wildschwein auf ihrem Grundstück haben. Wenn man dann sagt: Du musst dafür bezahlen, dass da etwas passiert, dann sind viele raus", sagt Ziggel.
Doch in den vergangenen acht Monaten sind, so heißt es vonseiten der Gemeinde und des Landkreises, mit dem Wechsel der Jagdpächter schon 161 Wildschweine geschossen worden. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Da waren es 70. Das Problem werde aktiv angegangen, betonten die Gemeinde und der Landkreis.
Auch Christoph Ziggel ist zuversichtlich, dass der Bestand mit den aktuellen Maßnahmen weiter deutlich reduziert werden kann.
Trotzdem forderten mehrere Anwohner, die Tiere gruppenweise auf leerstehenden Grundstücken einzufangen und sie alle auf einmal zu töten. Kleinmachnows amtierender Bürgermeister Michael Grubert (SPD) sprach sich aus ethischen Gründen gegen diesen Vorstoß aus, ebenso wie Jagdpächter Christoph Zigge.
Die Gemeinde will nun auch das Umweltministerium und das Nachbarland Berlin in die Problematik einbinden. "Das hat dann auch einen Teil in Berlin, mit dem Grunewald. Das müssen wir größer denken und dafür ist es gut, wenn das Ministerium da alle mal an einen Tisch zusammenbringt", sagte am Montagabend Christoph Löwer, Beigeordneter im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Und auch mit dem Abfallbetrieb APM soll es nun Gespräche beim Landkreis geben, um zu klären, wie die Mülltonnen besser vor den Wildschweinen geschützen werden können.
Unangekündigte Drückjagd im November 2023
Probleme mit dem Schwarzwild gibt es in der von Wald geprägten 20.000-Einwohner-Gemeinde Kleinmachnow seit vielen Jahren. Sie sind auch aus dem benachbarten Stahnsdorf bekannt. Vor Jahren war unter Auflagen erlaubt worden, dass Jäger Wildschweine im Ort schießen.
Nach einer Drückjagd im November 2023 hatte sich die Lage nach Angaben der Gemeinde zumindest etwas beruhigt. Die Jagd war seinerzeit unangekündigt erfolgt. Jäger der Berliner Forste und der Jagdgenossenschaft Kleinmachnow/Stahnsdorf hatten dabei mit insgesamt 13 Treibern und 16 Jägern nahe des Stolper Wegs 16 Wildschweine erlegt.
Jagdpächter Christoph Ziggel hatte sich nach seinem Antritt im Sommer 2024 für Jagdmethoden ausgesprochen, mit denen die Wildschweine aus den Wohngebieten herausgelockt werden sollen, um dann eine gezielte Bejagung außerhalb dieser befriedeten Bereiche zu ermöglichen. Er wie auch die Gemeinde forderten in diesem Zusammenhang die Anwohner auf, die Tiere nicht zu füttern.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 14.01.2025, 19:30 Uhr