Maul- und Klauenseuche in Brandenburg - Großbritannien verbietet Import von Nutztieren aus Deutschland

Di 14.01.25 | 14:43 Uhr
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Männer in Schutzkleidung gehen am 10.01.2025 zu einem Stall im Landkreis Märkisch-Oderland. In dem Kreis gibt es Fälle von Maul- und Klauenseuche. (Quelle: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow)
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Audio: rbb24 Inforadio | 14.01.2025 | Brandenburgs Bauernpräsident Henrik Wendorff | Bild: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

Ein weiteres Land hat den Import bestimmter Tiere aus Deutschland verboten: Grund dafür sind Fälle von Maul- und Klauenseuche, die in Brandenburg entdeckt wurden. Offenbar zirkulierte der Erreger bereits seit Wochen.

  • Maul- und Klauenseuche kursierte möglicherweise seit Wochen in Brandenburg
  • auch Großbritannien verbietet nun Tierimporte aus Deutschland
  • keine weiteren Fälle entdeckt, Hunderte Testungen in Berlin angekündigt
  • Verbot von Tiertransporten aus der Region besteht bis Mittwoch

Großbritannien hat wegen der in Brandenburg ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) den Import von besonders gefährdeten Tierarten aus Deutschland verboten. Mit dem Einfuhrstopp von Rindern, Schweinen und Schafen solle eine Ausbreitung der Krankheit verhindert werden, teilte die britische Regierung am Dienstag mit.

Zuvor hatten Mexiko und Südkorea bereits ein vorläufiges Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt. Der Handel innerhalb der EU läuft bislang mit kleineren Einschränkungen weiter, die Niederlande hatten etwa Kälber verboten. Zudem besteht bis Mittwoch ein generelles Verbot von Tiertransporten aus Berlin und Brandenburg.

Krisenstab kommt Dienstag zusammen

Der Brandenburger Bauernpräsident Henrik Wendorff sagte am Dienstagmorgen im rbb24 Inforadio, die Untersuchungen der Tiere in der Schutzzone seien fast abgeschlossen. Bislang sei kein weiterer Fall der MKS aufgetaucht. Am Nachmittag bestätigte das Brandenburger Landwirtschaftsministerium, dass bisher alle weiteren Proben negativ ausgefallen seien. "Das bedeutet, dass es im Radius von einem Kilometer keinen weiteren Ausbruch der MKS gibt."

Auch im benachbarten Berlin wird großräumig auf den Erreger getestet. Allein im Bezirk Lichtenberg sollen fast 700 Tiere untersucht werden. Am Dienstag berät ein Krisenstab auf Bundesebene über das weitere Vorgehen. Vertreten sind die Ministerien von Bund und Ländern, die für Tierseuchenbekämpfung zuständig sind.

Wichtig sei jetzt, dass die Betriebe außerhalb der Schutzzone wieder ohne Einschränkung ihre Produkte verkaufen könnten, so Wendorff. Wendorff forderte die EU auf, sich mit der Situation zu beschäftigen. Sie müsse entscheiden, ob Betriebe außerhalb der Schutzzonen wieder als MKS-frei bezeichnet werden dürfen. Erst dann könne sich der innerdeutsche Handel wieder normalisieren.

Verendete Tiere hatten bereits Antikörper gebildet

Der Erreger der Krankheit könnte nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbands (DBV) bereits um die Weihnachtsfeiertage nach Deutschland gelangt sein. Die infizierten Tiere in Brandenburg hätten schon Antikörper gebildet "und das deutet darauf hin, dass der Ausbruch nicht erst seit der letzten Woche unterwegs ist", sagte der Generalsekretär des DBV, Bernhard Krüsken am Dienstag im Deutschlandfunk.

Vergangene Woche waren drei weidende Wasserbüffel im Landkreis Märkisch-Oderland an MKS verendet, elf weitere Tiere wurden anschließend vorsorglich getötet. Ebenso wie mehr als 200 Tiere aus benachbarten Betrieben.

Er nehme den Ausbruch aber weiter "sehr ernst", sagte Krüsken. Zur Eindämmung sei es nötig, "im Grunde alle Kontakte" nachzuverfolgen, denn das Virus sei "sehr reisefreudig". "Je schneller und je konsequenter man das jetzt abräumt, desto geringer ist die Gefahr, dass dieses Thema jetzt eskaliert", sagte der DBV-Generalsekretär.

Bauernverband: Notimpfung momentan kein Weg

Krüsken betonte ebenfalls die massiven wirtschaftlichen Folgen für viele Viehwirte. Laut Krüsken ist der Druck auf die Märkte bereits heute "beträchtlich". Das Umsatzvolumen deutscher Landwirtschaftsbetriebe mit tierischen Produkten in Drittländer liege bei jährlich fünf Milliarden Euro. Gleichzeitig sieht Krüsken die Betriebe selbst in der Pflicht. Das Thema Hygiene sei "das Gebot der Stunde".

Eine Notimpfung sieht der Generalsekretär derzeit nicht als passendes Mittel, um die Seuche einzudämmen. Die Ausbreitung habe noch nicht die Größenordnung, um die Impfung zu rechtfertigen. Es handele sich dabei nicht um ein "Instrument, um die Krankheit auszukurieren", sagte Brüsken. Geimpfte und betroffene Tiere seien nach der Impfung nicht mehr zu unterscheiden und müssten getötet werden. Dadurch verliere Deutschland den Blick darauf, "wo der Erreger unterwegs ist".

Dutzende Tiere vorsorglich getötet

In der vergangenen Woche waren in Märkisch-Oderland drei Wasserbüffel an der Maul- und Klauenseuche auf einer Weide verendet. Daraufhin wurden im Umkreis von einem Kilometer alle Paarhufer getötet. Betroffen waren unter anderem 170 Schweine und 55 Schafe aus landwirtschaftlichen Betrieben.

Die MKS ist eine enorm infektiöse Viruserkrankung, die unter anderem Rinder, Schafen, Ziegen und Schweinen befallen kann. Für Menschen ist der Erreger der Maul- und Klauenseuche ungefährlich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.01.2025, 6:25 Uhr

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32 Kommentare

  1. 32.

    Falsch! Tiere sind keine ,,Sachen'' und keine Dinge! Sie sind empfindsame Wesen, die sogar eine Seele besitzen. Mal nachdenken - Gesetz hin oder her! Sie verstecken sich auch hinter Gesetzen und Verordnungen.

  2. 31.

    Naja, so sauber ist ein Bauer auch nicht. Denke, das sollte man grundsätzlich maschinell und mit entsprechender Sensorik lösen.

  3. 30.

    Was bitte ist keimfreies Kraftfutter? Autoklaviertes Getreide? Das können Sie Schweinen anbieten, aber Wiederkäuer sind keine Allesfresser. Kraftfutter allein ist für die Fütterung ungeeignet.
    Schafe erfüllen wichtige Aufgaben im Landschaftsschutz und das geht nunmal nicht im Stall.
    Hält der Landwirt seine Tiere im Stall, ist sofort das Geschrei groß, es sei nicht artgerecht, zu eng und und und. Entscheidet er sich für Freilandhaltung, kommen Sie um die Ecke und erklären, alles zurück in den Stall, Hochsicherheitstrakt. Was denn nun? Stallhaltung bedeutet dass Futter von Wiese und Feld in den Stall geschafft werden muss, also mit Einsatz von Maschinen und teurem Diesel, der nicht subventioniert werden soll. Wir drehen uns hier im Kreis. Ich schlage vor, den Job denen zu überlassen, die Ahnung haben. Landwirten.

  4. 29.

    Deswegen gehören die Tiere das ganze Jahr über in den Stall mit keimfreien Kraftfutter ernährt . Ställe sollten nur vom Bauern und dem Tierarzt betreten werden. Vielleicht auch mal Antibiotikum ausgeben wenn sich eine bakterielle Infektion breit macht. Damit es auch noch zukünftig Butter, Milch und Fleisch zum günstigen Preis fürAllle gibt! Food and drug agency

  5. 28.

    Das Kann ich ihnen genau sagen. Wenn sie rechtzeitig geimpft werden, überhaupt kein Leid. Die Epidemiologie bei den Schweinen etc. unterscheidet sich nicht von unserer.

  6. 27.

    >""Soweit nicht etwas anderes bestimmt ist" meint, dass das reine Sachrecht gegenüber anderen Gesetzen, wie das inzwischen eingezogene TierSchG (Tierschutzgesetz,)zurücktreten muss."
    Das stimmt schon. Es tritt aber auch die Halterhaftung in Kraft, wenn Schaden durch die Tiere, die einem Eigentümer zuzuordnet sind, entreten oder Schaden für andere Sachwerte oder Menschen eintreten könnte.
    Welcher Tierschutz sollte in Kraft treten bei dieser ansteckenden Tierseuche? Warten bis der garantierte grausame Tod eintritt oder gleich den Gnadenschuss? Eine Schutzimpfung empfiehlt sich derzeit wohl nur für Zuchttiere, Zootiere und die lieben Haustiere (z.B. Pferde, Elsel usw..). Auch vorbeugend geimpfte Nutztiere nutzen dem Viehbauern nichts. Deren Produkte (Milch) und Fleisch sind quasi unverkäuflich.
    Dass andere Länder den Import von Tieren (Schlachtung oder Lebendtiere) verbietet, ist nachvollziehbar. Bei BSE seinerzeit in GB wars ja ebenso.

  7. 26.

    Ich wollte noch ein paar Dinge klar stellen.
    Für die keulung und damit verbundene kosten kommt in erster Linie die Tierseuchenkasse auf in die alle Tierhalter einzahlen müssen. Und wer es nicht tut bekommt keine Entschädigung im Fall einer Seuche.

    Es erscheint als radikal gesunde Tiere vorsorglich zu töten jedoch darf man auch nicht vergessen was es für leid verursacht wenn sich 21 Mio Schweine und 10 Mio Rinder in Deutschland infizieren würden allein wenn es nur die Hälfte der Tier betreffen würde.

  8. 25.

    Denkt mal nach wo her so eine Seuche kommt.
    Nicht vom Tiertransporte sonder weil so viele Menschen aus der ganzen Welt irgendwas aus dem Urlaub mit bringen und damit auch Krankheiten

  9. 24.

    Falsch! Tiere sind keine ,,Sachen'' und keine Dinge! Sie sind empfindsame Wesen, die sogar eine Seele besitzen. Mal nachdenken - Gesetz hin oder her! Sie verstecken sich auch hinter Gesetzen und Verordnungen.

  10. 23.

    Sie streuen FakeNews. Nicht der Biobauer ist schuld, sondern das Virus. manche denken eben soviel, wie Platz zwischen Wand und Tapete ist.

  11. 22.

    “Ich liebe die Träumer, die Aufbruchsgeister, die überall Samen erkennen, die Fehlschläge nicht zu ernst nehmen und immer das Gute benennen.
    Nicht die, die die Zukunft auswendig kennen, Begeisterung als Naivität anschaun.
    Und die ihre altbekannten Ängste als Ratschläge verpackt um die Ohren hauen.”

  12. 21.

    Bitte kein Rettungsschirm, das gehört zum Allgemeinen Geschäftsrisiko, wenn unbedingt dann maximal das, was Selbstständigen während Corona zugebilligt wurde, keinesfalls mehr!

    Die Fleischindustrie hätte ja Schnelltests entwickeln lassen können, und sie seit Jahren vor jedem Transport anwenden können!

  13. 20.

    Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
    § 90a Tiere
    Tiere sind KEINE Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.
    "Soweit nicht etwas anderes bestimmt ist" meint, dass das reine Sachrecht gegenüber anderen Gesetzen, wie das inzwischen eingezogene TierSchG (Tierschutzgesetz,)zurücktreten muss.

  14. 19.

    Aber auch ein Biobauer muss sich seine Tiere genau ansehen und den Tierarzt verständigen wenn sie krank erscheinen . Das ist in diesem Fall nicht erfolgt. Alle Wasserbüffel hatten die Seuche schon länger und Antikörper gebildet. Das ist verantwortungslos. Man sollte die kleinen Höfe besser kontrollieren oder ganz verbieten.

  15. 17.

    Auch ein Biobauernhof hält seine Tiere nicht, um ihnen einen schönen Lebensabend zu gönnen, sondern zur Verwertung. Und deshalb gibt es zur Tötung sowieso keine Alternative. Sie kommt für erkrankte Tiere eben nur früher, da man auch genesene Tiere eben nicht mehr verwerten darf.

  16. 15.

    Na sauber ein kleiner biohof löst den super gau in der Landwirtschaft aus. Wer kommt den für den riesigen Schaden auf? Hoffentlich kommt das Virus nicht in die großen konventionellen Betriebe.

  17. 14.

    Sie reden, mit Verlaub, großen Stuß. Die EU-Unterstützung für unsere Bauern ist enorm, da könnten sich alle eine Scheibe abschneiden! Und Tiere sind keine ,,Sachen''

  18. 13.

    Von den anderen Tieren trennen beispielsweise. Es gibt viele Möglichkeiten, sich der Genesung der Tiere anzunehmen, wenn manidas Lebewesen als solches betrachtet ubd nicht nur als Renditeobjekt. Das sinnlose Töten ist einfach nur politischer Sensationsgeilheit und der Geldgier der Nutztierhalter geschuldet. Ziemlich traurig.

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