Maul- und Klauenseuche in Brandenburg - Südkorea verbietet Schweinefleischimporte aus Deutschland, Niederlande Mastkälber

So 12.01.25 | 12:29 Uhr
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Symbolbild: Schweinehaltung, Schweine stehen in einem Stall eines Landwirtschaftsbetriebs bei Finsterwalde in Brandenburg 09.11.2022. (Quelle: picture alliance/Andreas Franke)
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Audio: rbb24 Inforadio | 12.01.2025 | Nachrichten | Bild: picture alliance/Andreas Franke

Das Virus der Maul- und Klauenseuche kann sich über große Entfernungen und mehrere Infektionswege ausbreiten - dementsprechend vorsichtig sind andere Länder seit dem Ausbruch in Märkisch-Oderland nun mit dem Import bestimmter deutscher Tiere.

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in einer Büffelherde in Brandenburg hat das südkoreanische Landwirtschaftsministerium sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland verboten. Wie das Ministerium in einer Stellungnahme am Samstagabend mitteilte, sei die Regelung ab sofort gültig.

Zudem werde man MKS-Virustests an sämtlichen deutschen Schweinefleischprodukten durchführen, die seit dem 27. Dezember nach Südkorea geliefert wurden. Derzeit stehe für rund 360 Tonnen deutsches Schweinefleisch eine Quarantäne-Untersuchung bevor.

Wichtiger Absatzmarkt

Südkorea gilt traditionell als wesentlicher Absatzmarkt für deutsches Schweinefleisch im asiatischen Raum. Noch im Jahr 2019 führe die Republik Korea aus Deutschland etwas mehr als 100.000 Tonnen Schweinefleisch ein, ehe die Importe im folgenden Jahr wegen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest bis zum Frühjahr 2023 gestoppt wurden. Seither haben sich die Schweinefleischverkäufe nach Südkorea erst langsam wieder erholt.

Dass weitere Länder Importverbote erlassen, gilt als durchaus möglich. Das MKS-Virus ist extrem ansteckend und kann über lange Zeit aktiv bleiben und über mehrere Wege übertragen werden. Für den Menschen ist es ungefährlich.

Deutschland verkaufte nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im vergangenen Jahr insgesamt rund 2,3 Millionen Tonnen Schweinefleisch ins Ausland. Der Großteil der Fleischexporte geht in europäische Länder. Beim Schweinefleisch ist Italien der größte Abnehmer vor Polen und den Niederlanden.

Niederlande importieren keine Mastkälber mehr

Auch die Regierung der Niederlande hat bis auf Weiteres ein Importverbot erlassen, hier aber nicht für Schweine, sondern für Mastkälber aus Deutschland. Das teilte das niederländische Landwirtschaftsministerium auf seiner Website mit [rijksoverheid.nl]. "Eine erste Untersuchung ergab, dass es seit dem 1. Dezember keine direkten Viehtransporte mehr aus Brandenburg in die Niederlande gegeben hat. Da wir aber inzwischen wissen, dass Kälber aus Brandenburg über Sammelstellen in Deutschland in die Niederlande gelangt sind, möchte ich vorsorglich auf der sicheren Seite sein", sagte die Landwirtschaftsministerin Femke Marije Wiersma. Laut dem Ministerium geht es um mehr als 3.600 Kälber aus Brandenburg, die in mehr als 125 Mastkälberfarmen gehalten werden. Die Betriebe sollen nun alle überprüft werden.

Das MKS-Virus war in Proben von Wasserbüffeln aus dem brandenburgischen Ort Hönow (Märkisch-Oderland) nahe Berlin nachgewiesen worden. Vorsorglich wurden in der Nähe gehaltene Schweine und andere Klauentiere getötet. Klarheit gibt es inzwischen über die Variante des Erregers, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilte. Ein passender Impfstoff kann demnach innerhalb weniger Tage hergestellt werden.

Bauernpräsident bezeichnet MKS als Super-GAU für Landwirte

Der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff, bezeichnete die Maul- und Klauenseuche als Super-GAU für Landwirte, sollte sie sich im Land verbreiten. Viele Verträge, auch Handelsverträge, beinhalteten immer Seuchenfreiheit, sagte Wendorff am Samstagabend rbb24 Brandenburg aktuell. "Wenn eine Region eine Seuche hat, ist sie schnell aus dem Handelsverkehr ausgeschlossen. Das hat am Ende viele finanzielle Konsequenzen." Die Vorsorgemaßnahme der niederländischen Regierung könne aber auch nach einer Woche wieder vorbei sein, so Wendorff. "Wir haben ein professionelles System, das innerhalb von 24 Stunden hier reagiert hat. Ich glaube, das wird zum Erfolg führen."

Wenn eine Region eine Seuche hat, ist sie schnell aus dem Handelsverkehr ausgeschlossen.

Henrik Wendorff, Präsident Landesbauernverband Brandenburg

Am kommenden Freitag beginnt in Berlin die Grüne Woche. Wegen der Tierseuche werden keine Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen ausgestellt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will sich am Montag mit Branchenvertretern treffen, um über den Ausbruch der Seuche zu beraten. Für Dienstag wurde der Zentrale Krisenstab Tierseuchen einberufen. Am Mittwoch soll Özdemir den Agrarausschuss des Bundestags über die Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Seuche und die Konsequenzen für die Landwirtschaft berichten.

Sendung: Inforadio, 12.01.2025, 12:30 Uhr

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9 Kommentare

  1. 8.

    Da will ich mich in der Diskussion nicht wegducken: Der beliebte Mensch vermeint zu glauben, dass er sehr viel Schweinefleisch oder sonstiges Fleisch essen(verbrauchen)muss. Ohne geht es halt nach seiner Auffassung gar nicht.
    Sie kritisieren in der Draufsicht zu Recht Exporte v. Fleisch in ferne Länder. Klar, was über den Eigenbedarf hinaus erzeugt wird,"muss irgendwie, in diesem Falle Handel" an den Mann gebracht werden. Und da sind wir bald in anderen Domänen, näml. bei der Frage, brauchen wir wirklich so viel? Die "never-endig-story der finanziellen Förderung der Landwirtschaft in der EU". In der Essenz wäre ein maßvolles Verbrauchen ein Faktorenraum der Lösung. Dann nähern wir uns dem Datenverarbeitungszentrum, also Gehirn/Denkort - und die ganze Diskuss. beginnt von vorn. Persönlich sehe ich nur eine Lösung, wenn man selbst(dasteht ohne Hilfe u)seine Erfahrungen machen muss. Aus meiner berufl. Sicht, würde es v.a. die Wasserqualität u. die Bodenqual freuen! Ein weites Feld!

  2. 7.

    Ihr Zynismus ist absolut fehl am Platze! Tiere von Geburt an gross ziehen, für Hygiene in den Ställen sorgen, Futter beschaffen.Herr Henric Sie brechen den Stab über Tier und Mensch und haben von all der Mühe, die wir Bauern uns täglich geben, KEINE Ahnung. Fleisch ist auch in einer Cyrywurst oder in einem Döner enthalten. Verzichten Sie auch darauf?Vorschlag: 4 Wochen auf einem Tierzucht- oder Bauernbetrieb arbeiten und dann kommentieren!!!

  3. 6.

    Was zum Henker hat deutsches Schweinefleisch in Südkorea verloren? Haben die da keine eigenen Schweine? Alle reden vom Ressourcen und energie sparen, aber Lebensmittel, bei ennen es eigentlich nicht nötig wäre, werden um die halbe Welt gekarrt?

  4. 5.

    Auch wenn ich nicht mit allen Methoen, die in der Landwirtschaft praktiziert werden, einverstanden bin - im Grund-/Rohwasser liegt die Wahrheit - so finde ich Ihre sehr kurzsichtige Häme doch fehl am Platz! Passt irgendwie auch so zum Andocken an die völlig geistlosen Äußerungen innerhalb der dt. Politik. Wenn die MKS in Ländern außerhab Europas auftreten, erfahren Sie ja nicht, wie es den betroffenen Bauernfamilien dort - anschließend geht. Sie hat in jedem (!) Land wirtschaftlicghe Konsequenzen. es ist allenfalls traurig, dass diese Tierseuche uns hier noch ereilte.
    Ja, jeder ist sich selbst der Nächste? - in einer globalisierten Welt sollte es auch darum gehen, sich gegenseitig beizustehen oder man sieht den anderen als Lebenskonkurrenten. Das wird doch hoffentlich nicht auf Sie zutreffen , .... oder?

  5. 4.

    Dieses Jahr im Januar können die Landwirte leider keine Party in Berlin machen und die Straßen blockieren.
    Jetzt haben sie ein hausgemachtes Problem mit ihrer Überproduktion und tagelangen Exkursionen mit Schlachtvieh auf den Straßen Europas.

  6. 3.

    Wir bekommen ja nicht mit, für welche Ländern D ein Viehimportverbot erlassen hat, weil dort eine Tierseuche.
    Ich denke mal, das ist ganz normal auf der Welt.
    Der Zoll hat aber wohl nichts mit Import von lebenden Tieren zu tun.
    Eher
    https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/neues-eu-tiergesundheitsrecht/neues-eu-tiergesundheitsrecht_node.html
    D wird jetzt wohl von der Liste seuchenfreier Mitgliedstaaten, Zonen oder Kompartimente gestrichen.
    Mal sehen wie schnell die EU ist und die Liste ändert.

  7. 2.

    Die Seuche ist nun sicher ein Unglücksfall, aber dennoch
    der nächste Schritt im Sog des Zerfalls der deutschen Wirtschaft.

  8. 1.

    Es geht los, die ersten wollen kein Fleisch mehr aus Deutschland und in unserem Land wollen immer mehr KEIN Fleisch von Rind und Schwein. Die Beuer, die immer meckern und fordern sollte sich endlich umstellen und was anderes machen, z.B. Hafer oder so.

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