Beschlussvorlage - Schwarz-Rot will Berliner Investitionsplanung umkrempeln

Mo 13.01.25 | 18:44 Uhr
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Berliner Abgeordnetenhaus, 52. Sitzung: Finanzsenator Stefan Evers und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, beide CDU
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Audio: rbb24 Inforadio | 14.01.2025 | Sebastian Schöbel | Bild: picture alliance / dts-Agentur

Eine Vorlage für die neue Investitionsplanung des Berliner Senats zeigt, dass künftig deutlich höhere Investitionen als bislang geplant sind - und einiges gekürzt und verschoben wird. Das Papier liegt dem rbb vor.

Die neue Investitionsplanung für das Land Berlin soll am Dienstag im Berliner Senat beschlossen werden. Die entsprechende Vorlage liegt dem rbb vor.

Demnach plant die schwarz-rote Koalition deutlich höhere Investitionen bis zum Jahr 2028 als bislang geplant: In diesem Jahr sollen insgesamt rund 900 Millionen Euro mehr investiert werden als bislang vorgesehen, im kommenden Jahr fast eine Milliarde mehr.

Allerdings ist einerseits für viele Projekte die Finanzierung noch nicht geklärt, andere Maßnahmen, etwa der Bau der Tangentialverbindung Ost, werden deutlich teurer. Zudem wurden die bisherigen Vorhaben teils merklich verändert.

Schulen im Fokus

So steht zum Beispiel nach Jahren des Schulneubaus nun die Schulsanierung im Vordergrund. Neubauprojekte aus Landesmitteln finden sich so gut wie gar keine mehr in der Investitionsplanung. Fortgeführt wird die Partnerschaft mit der landeseigenen Howoge, die neue Schulen aus ihrem eigenen Etat erbauen soll, um sie dann an das Land Berlin zu vermieten.

Dieses Finanzierungsmodell über sogenannte öffentlich-öffentliche Partnerschaften soll auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden, heißt es in der Investitionsplanung. Als Beispiel wird die Sanierung der Philologischen Fakultät der Humboldt-Universität genannt, für die eine eigene Hochschulbau-Gesellschaft gegründet werden soll.

Mehr Geld für Umbau des ehemaligen Flughafens Tegel

Verschoben auf die Zeit nach 2028 ist hingegen der Bau einer neuen Polizeiakademie. Auch für die geplante neue Feuerwehrakademie sind die Mittel aus der Investitionsplanung verschwunden - allerdings sollen hier alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden. Für die Sanierung der Komischen Oper soll es frühestens ab 2027 Landesmittel geben.

Die Multifunktionsbäder in Pankow und Marzahn-Hellersdorf werden zu einfachen Schwimmhallen herabgestuft. Gebaut werden soll hingegen die lange geplante Wasserballarena in Spandau. Deutlich mehr Geld als bisher geplant soll zudem für den Umbau des ehemaligen Flughafens Tegel zur "Urban Tech Republic" ausgegeben werden. Allein für den Umbau des ehemaligen "Hexagon"-Terminals A zum Standort für die Berliner Hochschule für Technik sollen zum Beispiel ab 2026 bis einschließlich 2028 insgesamt 70 Millionen Euro fließen. Bislang waren hier erst ab frühestens 2027 Gelder eingeplant, in deutlich geringerer Höhe.

Verkehr und Klimaschutz werden gekürzt

Deutlich weniger Geld soll hingegen in den Bereichen Verkehr und Klimaschutz ausgegeben werden. Das Klimaschutzprogramm BENE II wird ungefähr halbiert ab 2026, die Ausgaben für die Verbesserung der Radinfrastruktur sinken von 6,5 Millionen auf 500.000 Euro. Beim Ausbau des ÖPNVs sinken die Investitionen von 306 und 339 Millionen Euro auf 155 und 165 Millionen Euro in den Jahren 2026 und 2027.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.01.2025, 6:40 Uhr

Kommentar

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57 Kommentare

  1. 57.

    Der weltberühmte, saubere, sichere, preiswerte und zuverlässige Berliner ÖPNV? Aha!

  2. 54.

    Dann kann ich das leider nicht nachvollziehen. Auf die schnelle habe ich nur eine Studie vom Umweltbundesamt aus 2013 gefunden und dort entfallen auf den Straßenbau bzw. Instandsetzung von Bund und Länder großzügig aufgerundet 32 Mrd. Euro. Auf der Einnahmen Seite steht alleine die Steuern bei den Kraftstoffen von 34,9 Mrd. Euro. Dazu kommt aber noch KFZ Steuer 8,49 Mrd. Euro und LKW Mauteinnahmen von 4,4 Mrd. Euro.
    Da sehe ich erstmal eine große Diskrepanz zu ihren Zahlen. Und ich lehne mich mal aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass in den weiteren 11 Jahren sich die Zahlen so verändert haben, das nun 2/3 weniger Einnahme als Ausgaben existieren.
    Andere Kosten lassen wir da mal raus, denn sonst müsste man auch alle einnahmen die mit dem KFZ zu tun haben ebenfalls mit einrechnen. Da käme man auf keinen gemeinsamen Nenner.

  3. 53.

    Nennt sich Wettbewerb. Ich kann auch ins Ladengeschäft fahren und habe das gewünschte SOFORT in der Hand.

  4. 52.

    Aha.

    Jeder Autokauf generiert 19%MwSt., jeder Tankvorgang generiert 19% MwSt., jeder Werkstattbesuch generiert 19% MwSt., jedes Autozubehör generiert 19% MwSt. Arbeitsplätze kommen auch hinzu. Benennen sie doch mal alternative Steuereinnahmen, wenn das Auto totgemolken wurde.

  5. 51.

    Wer im Fahrrad und sauberer Luft die oberste Priorität sieht, und die Romantik des vorindustriellem Zeitalter sucht, der sollte sich auf dem flachen Land umsehen, und dort glücklich werden.

  6. 50.

    Das mag sein aber die Kosten wäre für diesen kleinen Teil nicht unerheblich. Sie könnten maximal alles auf eine Fahrspur pro Richtung reduzieren. Da fällt weniger weg als sie glauben.

  7. 49.

    Die Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt. Ich hätte es auch gern direkt bequellt, aber die Kommentarrichtlinien lassen Links offenbar nicht durch.

  8. 48.

    Hätte das Land (bzw. in diesem Fall in seiner Funktion als Einheitskommune) sehr wohl so einiges davon - was auch diejenigen immer vergessen, die gern die Meinung vertreten, die Verlängerung der Stadtautobahn würde ja durch den Bund bezahlt und bei einem Stopp wäre für den ÖPNV-Ausbau in Berlin auch nicht mehr Geld vorhanden. Ich empfehle diesbezüglich einen Blick in das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (https://www.gesetze-im-internet.de/gvfg/index.html).

  9. 47.

    Das ist ja gerade der Punkt - da wird eben für die Musik lange nicht genug bezahlt. All die genannten Steuern bringen Bund, Ländern und Kommunen zusammengerechnet etwa 25 Mrd. € ein, während der KFZ-Verkehr die öffentliche Hand ca. 75 Mrd. € kostet (und da ist der menschliche und volkswirtschaftliche Schaden durch die knapp 3000 Menschen, die jedes Jahr durch den motorisierten Individualverkehr getötet werden - immerhin mehr als durch Gewaltverbrechen und Drogen zusammen - noch nicht einmal mit eingerechnet). Also werden 2/3 der Kosten für das Autofahren durch die Allgemeinheit zugeschossen. Und es wird allmählich einmal Zeit, diese Subvention abzuschaffen und die Besteuerung so zu gestalten, dass sich Kosten und Nutzen in etwa die Waage halten. In der Zeit der Ideologie der "autogerechten Stadt" mag damit noch eine politische Lenkungsfunktion verbunden gewesen sein (was auch auch laut Rechtsprechung ein Zweck von Steuern sein kann), aber darüber sollten wir heute hinweg sein.

  10. 46.

    Berlin - Metropole mit Vorbildcharakter. Klima egal, Fahrradfahrer sich selbst überlassen, ÖPNV schwächen. 1 Schritt vor, 2 zurück.

  11. 45.

    Gab es ja mal, sogar in beiden Deutschen Staaten. Ist aber heute uncool wenn das Bestellte nicht am nächsten Tag da ist, weil der Umlauf mit der Bahn (Abholung beim Versender, umladen auf dem Güterbahnhof, zusammenstellen des Zuges, Fahrt zum Empfangsgüterbahnhof, zwischendurch ggf. nochmals Umrangieren ,nochmals Umladen am Empfangsgüterbahnhof, Anlieferung beim Kunden) dann schon mal eine Woche dauern kann. Über die Kosten wollen wir gar nicht erst reden. Ich rede hier aber auch von Stückgut, weil nicht jeder Versender Mengen hat, die einen Container füllen.

  12. 44.

    Gekürzt wird immer bei Sozialleistungen, wo denn sonst? Bundes- und Landeshaushalte bestehen nunmal 80% aus sozialen Wohltaten.

  13. 42.

    Da bin völlig bei Ihnen. Nun ist es aber mal so, dass sich der sog. "Klimaschutz", prima als Totschlagsargument eignet.

  14. 41.

    Wenn man sich anschaut wo gekürzt eird und wo nicht ist klar das diese konservative Landesregierung nicht gut für die Bürger ist. ( ÖPNV ... )

  15. 39.

    Ohne privaten Kfz-Verkehr müssten die Straßen längst nicht derart großzügig ausgebaut werden. Es würde genügen, wenn die für Polizei, Feuerwehr, Öffentlichen Nahverkehr, Müllabfuhr etc. passierbar wären. Ein weit verzweigtes System von Ortsgüteranlagen und Anschlussgleisen könnte die Warenversorgung per Bahn ohne schwere LKW sicherstellen.

  16. 38.

    Eine Steuer nun mal nicht zweckgebunden. Wenn man also ihren Ansatz folgt, dann dürfte man gar keine Steuer irgendeiner Ausgabe gegenrechnen. Das bedeutet dann, dass ALLES subventioniert ist, da ja für die Ausgabe keine Einnahme existiert.

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