Brandenburger Landtag - AfD-Kandidat bekommt Vorsitz im Bildungsausschuss vorerst wohl nicht

Di 14.01.25 | 20:16 Uhr | Von Stephanie Teistler
  4
Übersicht im Plenarsaal des Brandenburger Landtages. (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
dpa/Michael Bahlo
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 14.01.2025 | Christoph Hölscher | Bild: dpa/Michael Bahlo

Soll die AfD den Vorsitz im Bildungsausschuss des Brandenburger Landtags übernehmen? Mehrere Organisationen rufen SPD, CDU und BSW dazu auf, gegen den AfD-Kandidaten zu stimmen. Dabei hatten sich die Fraktionen im Vorfeld geeinigt. Von Stephanie Teistler

Eigentlich soll am Mittwoch der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Brandenburger Landtag gewählt werden, der das Gremium durch die nächsten fünf Jahre führt. Wahrscheinlich ist aber, dass der Posten zunächst unbesetzt bleibt. Denn: SPD und CDU kündigten am Dienstag an, dem vorgeschlagenen AfD-Kandidaten ihre Stimme zu verweigern. Wenn das BSW sich wie angekündigt enthält, wäre der AfD-Kandidat damit durchgefallen.

Dominik Kaufner, Brandenburger Landtagsabgeordneter der AfD, aufgenommen im Landtag in Potsdam. (Quelle: dpa/Wilhelm Pischke)
Dominik Kaufner, der AfD-Kandidat für den Vorsitz im Brandenburger Bildungsausschuss. | Bild: dpa/Wilhelm Pischke

Die AfD wird Dominik Kaufner vorschlagen. Der bisher in Berlin tätige Gymnasiallehrer sitzt seit dieser Legislatur für die AfD im Landtag. Gegen dessen Wahl zum Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport, hatten in den vergangenen Tagen unter anderen mehrere Jugendverbände und der Brandenburgische Pädagogen-Verband mobilisiert. Getragen vom Landesschülerrat sammelte eine Petition Unterschriften gegen Kaufners Wahl und einen AfD-Vorsitz generell. Bis Dienstagnachmittag waren dafür knapp 9.000 Unterschriften zusammengekommen.

In einem gemeinsamen Statement heißt es außerdem, die AfD habe sich in der Vergangenheit durch rechtsextreme Rhetorik und Hetze gegen demokratische Verbände hervorgetan. Ihre Positionen widersprächen den Prinzipien, die für die Kinder- und Jugendpolitik in einer demokratischen Gesellschaft unerlässlich seien. Zu den Unterzeichnern gehören etwa der Landesrat der Schülerinnen und Schüler, der Landesjugendring und der Fachverband Jugendarbeit.

SPD- und CDU-Fraktion schließen Wahl von AfD-Kandidaten aus

Björn Schreiber, Geschäftsführer des Landesjugendrings, sagte dem rbb, die Wahl eines AfD-Politikers zum Vorsitzenden des Ausschusses sei ein Schlag ins Gesicht vieler Initiativen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzten. Die AfD hatte sich im Vorfeld der Landtagswahl auch gegen den Landesjugendring gewandt und gefordert, diesen zu zerschlagen. Im Landesjugendring sind 39 Jugendverbände unter anderem aus Sport, Feuerwehr, Naturschutz, Gewerkschaften organisiert.

Die Kritik kommt bei den Fraktionen offenbar an. Von der SPD-Fraktion heißt es am Dienstag, man sei nach der Überprüfung des Kandidaten zu dem Entschluss gekommen, dass Kaufner als Ausschussvorsitzender nicht vertretbar sei, auch weil der Bildungsausschuss sich unter anderem mit Fragen der Erinnerungskultur beschäftige.

CDU-Fraktionschef Jan Redmann begründete die Ablehnung seiner Fraktion damit, dass Kaufner sich in der Vergangenheit in einem rechtsextremen Magazin zu Wort gemeldet habe. "Die Dinge, die er dort geäußert hat, haben uns zu der Entscheidung kommen lassen, dass wir Herrn Kaufner ablehnen werden." Andernfalls sei es zu befürchten, so Redmann, dass Kaufner im Ausschuss Akzente setzen würde, die mit den Vorstellungen der CDU von Schule und Bildung nicht vereinbar seien.

AfD sieht Kampagne gegen sich

Die BSW-Fraktion sei bei ihrer Beschäftigung mit Kaufner noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Man wolle sich im Ausschuss deshalb zunächst enthalten, heißt es. In einer dauerhaften Blockade des AfD-Vorsitzes sehe das BSW aber keine geeignete Strategie.

Die AfD wirft den kritisierenden Jugendverbänden vor, ihre Kompetenz zu missbrauchen. Auch deshalb wolle man etwa den Landesschülerrat zur nächsten Sitzung des Bildungsausschusses einladen, so Dennis Hohloch, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion. Hohloch warf dem Landesschülerrat vor, nicht im Auftrag der Schülerschaft zu handeln. Den Vorsitzenden des Schülerrats forderte er zum Rücktritt auf.

Von Medienvertretern auf sein Geschichtsbild angesprochen, sagte Dominik Kaufner am Dienstag, dass ein positiver Bezug zur deutschen Geschichte für ihn dazugehöre. Mehr wolle er dazu nicht sagen.

Was macht ein Ausschussvorsitzender?

Ausschussvorsitzende nehmen im parlamentarischen Ablauf eine besondere Position ein. Zwar ist der Vorsitzende zur Zurückhaltung etwa bei Meinungsäußerungen gegenüber der Öffentlichkeit angehalten. Dennoch können Ausschussvorsitzende die Tagesordnungen der Ausschüsse gestalten, sie fungieren als Ansprechpartner für Medien und Verbände und tragen zur Lösungsfindung bei Uneinigkeit innerhalb des Ausschusses bei.

Laut Brandenburger Landesverfassung stehen jeder Fraktion Vorsitze in Ausschüssen zu – je nach ihrer Fraktionsstärke. Welche Partei den Zuschlag für welchen Ausschuss bekommt, dafür gibt es allerdings kein festgelegtes Verfahren. Nach einer Landtagswahl handeln die Fraktionen das unter sich aus.

Die nun nur noch vier im Landtag vertretenen Parteien hatten sich darauf geeinigt, dass der AfD als größter Oppositionsfraktion sechs Vorsitze bei insgesamt 16 Ausschüssen zustehen. So soll die AfD neben dem Bildungsausschuss unter anderem auch den Infrastruktur- und den Haushaltsausschuss führen. Allerdings: Nur, weil einer Partei der Vorsitz zusteht, heißt das nicht, dass sie beliebig Abgeordnete für den Vorsitz einsetzen kann. Vorgeschlagene Kandidaten müssen von den Ausschussmitgliedern gewählt werden.

Der Vorsitz des Kultur- und Wissenschaftsausschusses war in der vergangenen Wahlperiode frei geblieben. Sämtliche AfD-Kandidaten hatten bei den Ausschuss-Mitgliedern keine Mehrheit gefunden. Die Sitzungen wurden deshalb fünf Jahre lang vom stellvertretenden Vorsitzenden geleitet.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 14.01.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

4 Kommentare

  1. 4.

    Ja das ist Einmischung in die Politik. Genau. Rein gar nichts anderes.

    Und das ist vollkommen berechtigt, legal und unbedingt geboten.
    so ein Mann darf niemals Vorsitzender des Bildungsausschusses werden. Er darf noch nicht einmal Gymnasiallehrer sein.
    Auch noch für Geschichte. Ich glaube es hackt.

    Sie scheinen dem Irrtum zu unterliegen, ich hätte meine Mitwirkungs- und Einflussrechte mit meiner Stimme im Wahllokal abgegeben. Ich kann mich sogar organisieren und mit dieser Organisation Einfluss auf "Die Politik" und "Die Wahlen" nehmen. Und zwar jederzeit. Laut. Entschlossen. Sogar mit Mitteln des zivilen Ungehorsams.
    Das nennt sich Demokratie. Ich hab mit meiner Stimme niemandem Eigentum an irgendwas verkauft. Schon gar nicht auf Dauer und unbesehen von Entwicklungen und Entscheidungen die zum Zeitpunkt der Wahl noch gar nicht auf dem Tisch lagen.

  2. 3.

    Ist das nicht eine Einmischung in die Politik und in Wahlen, wenn Organisationen fordern, gegen eine bestimmte Person zu stimmen?

  3. 2.

    Warum eigentlich nur in Geschichte ? Wenn das ein Kriterium sein sollte, dann müssten eigentlich alle anderen auch nachsitzen ! Ich wage zu bezweifeln, ob alle beim Abprüfen die volle Punktzahl erreichen würden.

  4. 1.

    Für einen Posten, der irgendwas mit Bildung zu tun hat, müsssten er und seine Genossen erst einmal im Fach Geschichte viiiiel nachsitzen!

Nächster Artikel