Nachhaltigkeit - Second-Hand-Ware als Weihnachtsgeschenk liegt im Trend
Das Thema Nachhaltigkeit spielt inzwischen auch bei Weihnachtsgeschenken eine Rolle: Second-Hand-Produkte liegen im Trend. In einem Berliner Gebrauchtwarenkaufhaus werden Spielwaren, Kleidung und Geschirr aus zweiter Hand verkauft. Von Lisa Splanemann
Eine große, rot-weiße Weihnachtsmann-Mütze aus Filz hängt an einer Kleiderstange. Ein Schneemann mit Sternenmuster aus Porzellan, Kerzenhalter und ein weiß lackierter Holzbaum stehen auf einem langen Tisch mitten im Gebrauchtwarenkaufhaus "NochMall" in Berlin-Reinickendorf. Rundherum befinden sich Regale mit Kinderbüchern, Gesellschaftsspielen, Geschirr und Gläsern.
Kunden stöbern durch das DVD-Angebot, blättern durch Bildbände oder schlendern mit orangefarbenen Körben durch die Gänge. Einige von ihnen sind noch auf der Suche nach den letzten Weihnachtsgeschenken.
"Alles außer neu" im Kaufhaus der BSR
Auf rund 2.500 Quadratmetern Fläche wird in dem Second Hand-Geschäft "alles außer neu" verkauft, wie das Kaufhaus sein Angebot beschreibt. "NochMall" wurde 2020 eröffnet und gehört zur Berliner Stadtreinigung (BSR). Bei der Warenannahme vor Ort und auf bestimmten Berliner Recyclinghöfen können gebrauchte Produkte abgegeben werden.
Weihnachten etwas Gebrauchtes zu verschenken, liegt im Trend. "Wir haben zum Beispiel für meinen Schwiegervater dieses Jahr auf dem Flohmarkt zwei Schals gekauft und auch eine Mütze war dabei", erzählt eine Kundin.
Ein paar Regale weiter steht eine Kundin und sucht nach passendem Besteck. "Ich bekomme direkt nach Weihnachten Besuch – und da fehlen mir jetzt noch Gabeln, Gläser und einige große Teller." Second Hand-Weihnachtsgeschenke kommen für sie in jedem Fall infrage: "Geburtstagsgeschenke habe ich schon Second Hand verschenkt." Solang die Qualität gut sei und die Produkte der Person gefallen würden, sehe sie darin kein Problem.
"Wir suchen nach Wohnungssachen und Weihnachtsgeschenken, den letzten Kleinigkeiten", berichtet ein junger Mann, dazu gehöre etwa Spielzeug oder etwas Kreatives.
Zweite-Hand-Artikel als Weihnachtsgeschenk
Dass Second Hand als Geschenk rund um Weihnachten beliebt ist, beobachtet auch Melanie Gille, Betriebsleiterin der "NochMall". "Insbesondere Haushaltswaren sind besonders nachgefragt – wir bemerken vor allem einen Trend bei allem, was mit Gläsern und Tellern zu tun hat." Eine gestiegene Nachfrage gebe es rund um Weihnachten auch bei "Kleinmöbeln, Stühlen, Kinderbüchern und Spielzeug", so Gille.
Zu den beliebtesten Geschenkkategorien gehörten etwa Dekoartikel für zu Hause sowie Accessoires, wie aktuelle Umfrageergebnisse des Handelsverbands Deutschland (HDE) und der Second-Hand-Plattform Sellpy zeigen, durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Appinio.
Rund 54 Prozent der Befragten hätten in der Vergangenheit schon einmal einen Second-Hand-Artikel verschenkt, so der Handelsverband Deutschland, 2023 seien es 51 Prozent gewesen.
Worauf Käuferinnen und Käufer achten sollten
Nicht nur im stationären Einzelhandel werden Artikel aus zweiter Hand verkauft, auch Online-Plattformen haben sich auf den Verkauf von gebrauchter Ware spezialisiert – zu den Verkäufern können etwa gewerbliche Anbieter oder Privatpersonen zählen.
"Grundsätzlich sicherer dürfte der Kauf von Second Hand bei einem gewerblichen Händler sein", sagt Benjamin Räther, Rechtsberater bei der Verbraucherzentrale Berlin. "Das liegt daran, dass die Gewährleistungsrechte nicht vollumfänglich ausgeschlossen werden können und Verbraucher dadurch eine größere Auswahl an Rechten zur Verfügung haben."
Was steckt hinter dem Trend?
Bei dem Kauf von Gebrauchtwaren für Weihnachten spielt unter anderem der Umweltaspekt eine wichtige Rolle. Aber auch "geringere Kosten" und die "Einzigartigkeit der Geschenke" würden laut Handelsverband Deutschland zu den Hauptgründen gehören.
Die Inflationsrate ist, nach Angaben des Statistischen Bundesamts, erneut leicht gestiegen und lag im November bei 2,2 Prozent. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben ihr Geld zuletzt beisammengehalten – die Konsumstimmung blieb angespannt.
"Es muss nichts Neues produziert werden", ordnet ein Kunde im BSR-Gebrauchtwarenkaufhaus ein, "und dann ist es meistens auch noch etwas günstiger". "Wenn man das Passende für einen Menschen gefunden hat, ist es egal, ob es Second Hand oder neu ist – wenn es passt, dann passt es", sagt eine Kundin und fügt hinzu: "Und warum nicht mal für einen schmalen Taler zur heutigen Zeit, oder?"
Second Hand werde, nach Angaben des Handelsverbands, auch künftig ein weiterer Trend sein. Es werde aber eine Nische bleiben.
Sendung: rbb24 Abendschau, 24.12.2024, 19:30 Uhr