Gewalt gegen Frauen - Lage in Brandenburgs Frauenhäusern angespannt
Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Als sicherer Ort für die Flucht aus einer Beziehung dienen Frauenhäuser. Doch dort gibt es zu wenige Plätze, in Brandenburg kann ein Zimmer auch im Notfall oft nicht angeboten werden.
Die Frauenhäuser in Brandenburg arbeiten nach eigenen Angaben an der Kapazitätsgrenze. "Die Zahlen steigen und die Lage wird immer prekärer", sagte Maren Küster vom Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser anlässlich des internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am Montag.
Eigentlich müsse in den 17 Frauenhäusern und 4 Notwohnungen im Land für den Notfall immer ein Zimmer frei sein. In den Schutzeinrichtungen sei das aber fast nie der Fall. Zu oft müssten sie Frauen daher weitervermitteln, beklagt Küster.
Auch in Berlin gibt es offenbar Probleme mit Plätzen: Der Istanbul-Konvention zufolge, die bestimmte Quoten für Schutzplätze vorsieht, müsste es in Berlin nämlich 963 niedrigschwellige und sofort verfügbare Plätze geben, teilte der Verein Berliner Initiative gegen Gewalt (BIG) mit. Demnach gibt es in Berlin derzeit acht Frauenhäuser sowie die BIG Clearingstelle, die einem Frauenhaus ähnelt, aber auf einen kürzeren Aufenthalt ausgelegt ist, mit insgesamt 477 Schutzplätzen. Hinzu kommen noch andere Formen der Schutzunterkünfte, die aber hochschwellig sind und teilweise kostenpflichtig.
Gewalt gegen Frauen nimmt zu
Nach aktuellen Daten sind immer mehr Frauen in Deutschland von Gewalt betroffen. So stieg etwa die Zahl der weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt laut einer Auswertung des Bundeskriminalamts um 5,6 Prozent auf 180.715 im vergangenen Jahr.
Im Jahr davor waren hatte die Zahl noch bei 171.076 gelegen. Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) räumte mit Blick auf Frauenhäuser, Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen auch ein: "Das Angebot reicht vielerorts bei weitem nicht aus."
Um mögliche Opfer besser zu schützen, fordert auch die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen eine bessere Vernetzung von Fachkräften. Um besonders gefährdete Frauen vor Gewalt zu schützen sei es notwendig, dass alle Akteure an einem Tisch zusammenkommen und Informationen teilen, sagte Sprecherin Nua Ursprung. In solchen sogenannten Interdisziplinären Fallkonferenzen tauschen sich Akteure wie Beratungsstellen, Polizei und das Jugendamt über Gefährdungslagen aus.
Männer stalken und tracken flüchtende Frauen
Für das Netzwerk der Frauenhäuser braucht es aus Sicht von Küster ein grundlegend anderes Finanzierungsmodell. Sie kritisiert, dass Schutzeinrichtungen die Förderleistungen jährlich neu beantragen müssten. Brandenburgs Frauenpolitischer Rat appelliert daher auch an die Bundesregierung. "Wir brauchen eine langfristig stabile Finanzierung für den Gewaltschutz, unter Beteiligung des Bundes", sagte Sprecherin Hella Hesselmann. Eine personelle Aufstockung und tarifliche Bezahlung der Mitarbeitenden müsse gesetzlich sichergestellt sein.
Zu schaffen machen den Mitarbeiterinnen in Brandenburgs Frauenhäusern laut Küster neue technische Möglichkeiten, mit denen Männer die Schutz suchenden Frauen stalken. "Es gibt so viele Tracking-Möglichkeiten, dass es immer öfter dazu kommt, dass die Frauen gefunden werden und weiter fliehen müssen", sagte die Netzwerk-Sprecherin.
Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2024, 7:30 Uhr
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