Anhaltende Anfeindungen
Im April hatten zwei Lehrer in Burg im Landkreis Spree-Neiße rechtsextreme und rassistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Nach Anfeindungen aus der rechten Szene geben sie ihre Lehrposten nun auf.
Die beiden Lehrer, die Rechtsextremismus und Rassismus an der Oberschule Burg in einem Brief öffentlich gemacht haben, werden die Schule verlassen. Das haben sie dem rbb bestätigt.
Auf rbb-Nachfrage sagte ein Lehrer, dass er nochmal studieren wolle, nennt aber auch die anhaltenden Bedrohungen als Grund. Zunächst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" berichtet.
Laut Polizei hingen in Burg (Spree-Neiße) am Mittwoch rund 30 Aufkleber mit Fotos der Lehrer und dem Aufruf, dass sie nach Berlin verschwinden sollen. Der Staatsschutz ermittelt nach eigenen Angaben unter anderem wegen des Tatverdachts der Beleidigung, Sachbeschädigung sowie wegen illegalen Plakatierens. Auf Instagram hat sich zudem ein Account gebildet, der zur Jagd auf die beiden Lehrkräfte aufruft.
Die beiden Lehrer hatten im April rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht und damit bundesweit eine Debatte ausgelöst. "Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, da wir in unserem Arbeitsalltag als Schulpersonal täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert werden und nicht mehr länger den Mund halten wollen", hieß es damals in dem Schreiben der Lehrer.
Später hatten einige Schüler in einem weiteren Brief rechtsextreme Vorfälle an der Schule in Burg beschrieben. Auch andere Schulen hatten sich wegen ähnlicher Fälle wie Hakenkreuz-Schmiereien und dem Zeigen des Hitlergrußes gemeldet. Zudem nahm die Polizei Ermittlungen auf.
Im Juni hatte einer der Lehrer gesagt, die Situation an der Schule habe sich auch nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen nicht verändert. Das Kollegium sei tief gespalten, Lehrkräfte grüßten ihn und seine Kollegin zum Teil nicht mehr. Weiter sagte er, dass sie wegen ihres Engagements auch mit Übergriffen rechneten.
Zuletzt hatten einige Eltern die Entlassung der beiden Pädagogen gefordert, wie aus einem Brief an die Schulleitung hervorgeht, der dem rbb vorliegt. Darin hieß es, den Eltern lägen Informationen vor "dass diese beiden 'Lehrer' politisch aktiv sind und ihr eigenes Bild von Demokratie haben bzw. eher nur ihre Ideologie als richtig empfinden".
Der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) zeigte sich erschrocken. Er fühle sich durch die Situation in Burg "an Zeiten erinnert, die in Deutschland eigentlich lange Vergangenheit sein sollten", sagte Freiberg rbb24 Brandenburg aktuell am Mittwoch. "Ich hoffe sehr, dass es dort gelingt, in den gesellschaftlichen Strukturen wieder zu einem demokratischen Grundkonsens zurückzufinden."
Freiberg betonte jedoch auch, dass die Begleitung der Schule durch das staatliche Schulamt in den letzten Wochen sehr intensiv gewesen und all dem angemessen sei, was eine Landesbehörde an der Stelle tun könne, so Freiberg weiter. Nach wie vor gebe es eine Menge zu besprechen an der Schule. Das müsse dort weiter geschehen.
Das Bildungsministerium hatte Anfang Mai klargestellt, dass die beiden Lehrer keine dienstrechtlichen Konsequenzen fürchten müssten. "Wer vor Fällen mit Extremismus an Schulen nicht die Augen verschließt, handelt im Sinne von Demokratie und Toleranz", erklärte das Ministerium.
Die beiden Lehrer sollen in diesem Jahr den "Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus" bekommen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.07.2023, 16:30 Uhr
Die Kommentarfunktion wurde am 13.07.2023 um 09:33 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.
Artikel im mobilen Angebot lesen