Drehort: Bellmann Bar - Die Eckkneipe, in der Gereon Rath tanzt

Fr 31.08.18 | 01:00 Uhr | Von Johanna Niedbalski
Standbild aus Babylon Berlin: Gereon Rath (Volker Bruch, mittig) sucht Gesellschaft in einer typischen Berliner Eckkneipe. (Quelle: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta)
Bild: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta

Kneipen gibt es in Berlin wie Sand am Meer, das war auch in den 1920er Jahren schon so. Gereon Rath landet als Neu-Berliner in einer echten Stampe - und legt einen Charleston aufs Parkett. Gefilmt in der Bellmann Bar in Kreuzberg.

Was macht ein zugereister Neu-Berliner, dem abends die Decke auf den Kopf fällt und der unter Menschen sein will? Er geht in eine Kneipe. Kneipen gibt es im Berlin der Zwanzigerjahre unzählige, in allen Stadtvierteln, in noblen Gegenden oder in den Arme-Leute-Vierteln. Je nach Kiez und Publikum gibt es finstere Spelunken oder edle Bierpaläste. Einige Kneipen sind aber auch verlängerte Wohnzimmer, Treffpunkte und Informationsbörsen der Nachbarschaft. Oft heißen die Lokale wie die jeweiligen Biersorten, die sie ausschenken. Denn viele Wirte sind nur Pächter, die gesamte Einrichtung nebst teurer Zapfanlage gehört den Großbrauereien, die sich so das alleinige Ausschankrecht im jeweiligen Lokal sichern. Verkauft werden vor allem Bier und Schnaps, manche Kneipen bieten auch kleine Speisen an: Würstchen, Eier im Glas oder Buletten.

Kneipen sind nicht nur Anlaufpunkte für Migranten, die in der großen Stadt stranden. Manche Gäste wollen einfach ein Bier trinken, entspannen, den Tag ausklingen lassen. Andere entfliehen den engen Wohnungen, den Familien oder flüchten vor den Sorgen des Alltags. Einige suchen bewusst Gesellschaft. Vereine treffen sich in den Hinterzimmern der Kneipen, an Stammtischen wird politisiert oder es werden Neuigkeiten ausgetauscht, Skatrunden kommen regelmäßig zusammen, man spielt Billard oder Schach. Mancher sucht körperliche Nähe: Vor allem in den sogenannten Animierkneipen ist der Übergang zur offenen Prostitution fließend. Während die Berlinerinnen und Berliner die Ausflugslokale und Biergärten als Familien aufsuchen, sind in den Kneipen die Männer oft deutlich in der Überzahl.

Erlaubnis zum Tanzen nötig

In der ersten Episode trifft Gereon Rath bei seiner Suche nach Gesellschaft und Zerstreuung auf eine Eckkneipe, in der es neben Bier und Schnaps auch Musik und Tanz gibt. Allerdings ist dieses Vergnügen vermutlich nicht legal, denn tanzen dürfen die Gäste eigentlich nur in Lokalen mit offizieller Tanzgenehmigung. Die allermeisten Berliner Kneipen besitzen keine solche Konzession für’s Schwofen. Denn diese Genehmigungen sind rar und begehrt und über ihre Einhaltung wacht die Berliner Polizei.

In Raths Eckkneipe wird ein wilder Charleston getanzt, der beliebteste Modetanz der Zwanzigerjahre. Als die amerikanische Tänzerin Josefine Baker mit ihrer Bühnenshow 1926 in Berlin gastiert, bricht das "Charleston-Fieber" aus. Bei Charleston zittern und wackeln Oberkörper und Arme, die Beine bewegen sich abwechselnd in X- und O-Form, die Knie und Füße drehen sich nach innen und außen, die Bewegungen sind extrem schnell. Das Tempo, die verrückten Bewegungen und die amerikanische Musik - all das passt zum Großstadtgefühl der Zwanzigerjahre.

Die Bar mit der richtigen Atmosphäre

Gedreht wird Gereon Raths wilder Tanz in der Bellmann Bar in Kreuzberg. Der Drehort ist damit ein direkter Kontrast zur Bar Tausend, in der die Szenen im Nachtlokal Der Holländer gefilmt werden und in denen Rath ebenfalls tanzt: Hier ist es nicht modern und schick, hier wird ein zeitloser Berliner Gammellook zelebriert, hier ist es schäbig und altmodisch. Wie bei der Bar Tausend geht es nicht darum, eine original ausgestattete Lokalität zu finden, sondern eine, die eine Verbindung zwischen dem Heute und den Zwanzigerjahren herstellt, die gewissermaßen in beiden Zeiten funktionieren würde. Beide Lokale, die Bellmann Bar und die Bar Tausend, werden nur wenig verändert – und dennoch stimmen Atmosphäre und Aussehen.

Beitrag von Johanna Niedbalski

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