Internationale Konferenz - Europäische Minderheiten ohne Mutterstaat treffen sich in Lübbenau

Di 23.04.24 | 10:51 Uhr
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Junge Frauen und Männer in original sorbisch-wendischer Festtagstracht nehmen am traditionellen Zapust, der Jugend-Fastnacht, in Burg teil (Foto: dpa/Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.04.2024 | Schleif Ronald | Bild: ZB

Vertreter mehrerer europäischer Minderheiten treffen sich seit Dienstag in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz). Darunter sind Angehörige der Lausitzer Sorben und Wenden, aber auch der Ladiner aus Italien, der Jenischen aus der Schweiz oder der Bretonen in Frankreich. Alle Minderheiten haben gemeinsam, dass sie keinen eigenen Mutterstaat und keinen Nachbarstaat haben, in denen ihre Volksgruppe die Mehrheit bildet.

Seit 2017 treffen sich die Vertreter der sogenannten "Non-Kin"-Staaten regelmäßig. Sie bilden eine Arbeitsgemeinschaft in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN).

Tourismus und Strukturwandel als Themen

Obwohl die Minderheitenvertreter aus ganz Europa kommen stehen viele von ihnen vor ähnlichen Herausforderungen. Sie alle haben das Ziel, ihre Identität, Sprache und Kultur zu erhalten.

In Lübbenau berichten die Sorben und Wenden beispielsweise in Vorträgen von ihren Erfahrungen im Lausitzer Strukturwandel. Außerdem soll das Thema "Tourismus als Chance für Minderheiten" besprochen werden. Bis Freitag finden zudem verschiedene Diskussionsrunden statt. Etwa 30 Teilnehmer aus zehn Ländern werden erwartet.

Im Voraus erklärte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft und FUEN-Vizepräsident Bahne Bahnsen, dass er sich freue, die Tagung bei einer "anerkannten und gut organisierten Minderheit, den Sorben" abhalten zu können.

Eingeladen sind Vertreter der Pomaken aus Bulgarien, die Jenischen aus der Schweiz, der Westfriesen aus den Niederlanden, der Nord- und Saterfriesen aus Deutschland, der Ladiner aus Italien, der Turk-Mescheten aus Russland und Aserbaidschan, der Bretonen aus Frankreich, die Aromunen aus Albanien und der Ruthenen aus Ungarn.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.04.2024, 10:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Ich muss Ihren Ausführungen leider widersprechen. Wir lebten in einer Diktatur, trotzdem wurden unseren Sorben gleichwertig behandelt.

    Im Gegenteil dazu stammen alle Ostfriesenwitze ausnahmslos aus dem Westen und sind sehr abwertend, trotz Demokratie.

  2. 6.

    Werter RBB-24-Nutzer, ich habe Ihren Kommentar 3 x gelesen. Trotzdem ist es mir unmöglich Ihren Gedanken zu folgen. Weniger sauertöpfisch und nicht denkend dass die eigene Position die einzig wahre ist, dann könnte man sich direkt darüber freuen , dass "unsere" Sorben dazu beitragen , die Vielfalt in Europa zu erhalten.

  3. 5.

    Würden Sie Ihre Theorie dem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft,d. FUEN-Vizepräsident Bahne Bahnsen auch so sagen? Sorry, ich finde das schon sehr deplaziert hier. Es handelt sich um eine Arbeitsgemeinschaft, zu der man freiwillig beitreten kann. Und das entscheidet die Vertreung der betroffenen Bevölkerung. Allerdings ist mir das konkrete standig der Sami nicht bekannt, so dass man nur aus gesicherten Erkenntnissen heraus so agieren sollte, wie Sie.
    Aber zu den Sorben kann ich Ihnen sagen, dass auch sorbische Mitbürger in Gefängnissen/KZ gestorben sind. Nur soviel, wie das in wenigen Textzeichen mögl. ist: dass in der Nazizeit anstelle der oft poetischen sorbischsprachigen Siedlungsbezeichnungen deutsche Ortsnamen der Bevölkerung aufgehalst wurden, mit denen sich niemand, nicht einmal die dt. Nachbarn identifizieren konnten oder wollten. Aber Verfolgung war an der Tagesordnung damals, ob nun dt. oder Sorbe. So wurde das still geduldet. Die Rückkehr d. alten Ortsnamen war ein Fest!

  4. 4.

    Danke rbb24 für den informativen Beitrag. Ich habe mehrmals gelesen. Und ich konnte nichts völkisch nationales, rechtes gedöns oder ähnlichen schmuddel entdecken. Freue mich über solche Berichte. Dankeschön.

  5. 3.

    Es geht bei dieser lang entwickelten, rechten Kampagne nicht um Minderheitenschutz, sondern um völkischen Nationalismus und Eurozentrismus. Sie folgt nicht nur der Grundidee aus dem Europa des 18. Jahrhundert, ein Staat müsse an ein Territorium gebunden sein. Es besteht nicht nur die Überbetonung des Nationalstaats, sondern die ausdrückliche Befürwortung des Ethnopluralismus, womit man in der extremen Rechte angekommen ist. Abzulesen im Alltag der Mitglieder sind solche menschenverachtenden Haltungen nicht zuletzt in z.B. entschieden sexistischen Geschlechterrollen. Jeder Staat auf diesem Planeten hat transnationale Geschichte. Daraus folgen aber keine Nationalstaaten. Das wäre eine unterkomplexe Konstruktion. Zudem setzen sich die Mitglieder willkürlich zusammen: Die Sami sind gar nicht erst vetreten. So geht Minderheitenschutz nicht. Diesen konsequent umzusetzen, ist eine berechtigte Forderung - aber nicht entlang rechtsextremer Haltungen.

  6. 2.

    Sehr schön. Ja, es ist ein europäisches Thema, das muss man schon sagen. Und wenn die Lausitz, hier: das proppere Städtchen Lübbenau Gastgeberstadt sein kann, dann ist das für - in diesem Fall -- die Niederlausitz - ein wirklicher Gewinn.
    Da kann der rbb wirklich mal ein 'special' machen, weil eben die kuturelle und sprachliche Vielfalt -Europa ausmacht.
    Information sind insgesamt ja ziemlich rar, aber zum Ladinischen samt Lebensweise in der modernen Welt (incl. Brauchtum/Volkskunst) hatte ich schon mal Kontakt. Es gibt auch ein sehr kleines, aber informatives Museum in Thurn -St. Martin (Südtirol). An diesen Urlaub mit herrlichen Wanderstrecken habe ich eingedenk auch des Kulturfestes der Ladiner (im Tal unseres Aufenthaltsortes), was wir natürlich besuchten, sehr schöne Erinnerungen.

  7. 1.

    In der Tat braucht sich dieses Land, Deutschland, beim Umgang mit den rechnerischen Minderheiten in ihm nicht verstecken. Im Grunde genommen besteht jedes Land aus einem bunten Strauß zahlenmäßiig unendlicher Minderheiten, wer es denn so betrachten kann und will. Sehr viele kulturelle Gruppen sind als solches nicht mehr erkennbar und assimiliert, andere haben ihre kulturelle Eigenart im erkennbaren Maße bewahrt, wie in Deutschland die Sorben und die Friesen.

    Bei autoritären Regimen und Diktaturen herrscht immer eine Tendenz zur Homogenität, zur Gleichschaltung i. S. eines Volkskörpers, gleich aller seiner Vorzeichen. Das umgekehrte Beispiel liefert wiederum das zerfallende, fast schon pulverisierte eh. Jugoslawien, bei dem fast jede zweite Ortschaft sich zur ethnisch bereinigten Zone erklärt und mit Nachbarn, die auch nur ein Fingerzeig anders sind, partout nicht zusammenleben will.

    Stärkt die kulturelle Vielfalt ! Gerade Berlin besteht nicht nur aus einem Guss.

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