Interview | Koordinator Björn Lahn - Was auf die 1.600 Volunteers in Berlin bei der Fußball-EM zukommt

Di 23.04.24 | 07:18 Uhr
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Volunteers Euro 2024 (Imago/Christian Grube)
Bild: Imago/Christian Grube

40.000 Menschen haben sich allein für die Fußball-EM-Spiele in Berlin als freiwillige Helfer beworben. Der Projektkoordinator für die Volunteers in der Hauptstadt erzählt vom Auswahlprozess und wie die Ehrenamtlichen im Turnier eingesetzt werden.

rbb|24: Wie wichtig sind Volunteers für eine Großveranstaltung wie eine Fußball-EM?

Björn Lahn: Viele Großveranstaltungen, vor allem im Sport, würden ohne Volunteers gar nicht funktionieren. Für uns sind sie elementar und wir sind froh, dass wir so viele motivierte Menschen finden konnten. 1.600 Volunteers nur am Standort Berlin sprechen für sich.

Wie schwierig war es, genug Menschen für die Jobs zu finden? Gab es genug Bewerbungen?

Wir haben alleine in Berlin 40.000 Bewerbungen erhalten. Nichtsdestotrotz haben wir spezielle Anforderungen, was etwa die zeitlichen Flexibilitäten oder die sprachlichen Kenntnisse angeht. Daher war die Suche nicht einfach. Aber wir sind sehr froh und stolz, dass wir das geschafft haben.

In welchen Bereichen werden die Volunteers eingesetzt?

Wir haben 25 verschiedene Einsatzorte. Das geht bei der Akkreditierung los. Dazu machen wir viel im Bereich Besucherservice und den Medien. Wir wollen den Fans in der Fan-Zone eine gute Zeit bereiten und Ansprechpartner sein. Wir kümmern uns auch um Special Guests. Nicht nur um Fans, sondern auch Gäste der Stadt.

Welche speziellen Anforderungen gab es?

Ein Thema ist die Verfügbarkeit. Wir brauchen Leute, die 20 Tage Zeit haben über einen Turnierzeitraum von 31 Tagen. Das ist wahnsinnig viel. Es gibt aber auch ganz spezielle Einsatzbereiche. Wir wollen die nachhaltigste EM aller Zeiten veranstalten. Dafür werden wir zum Thema Nachhaltigkeit viele Aktionen machen. Da ist es immer hilfreich, wenn man da etwas Vorkenntnis hat und mit Herzblut mitgeht.

Der Zeitaufwand während des Turniers kann also hoch sein. Wie sieht es zuvor aus? Wie umfangreich ist die Schulung?

Das ist mehrstufig aufgesetzt. Wir haben ein E-Learning zu allgemeinen Themen, das jeder von zu Hause aus machen kann. Am 27. April werden wir ein großes Kickoff haben, an dem alle 1.600 Volunteers da sein werden, und wir sie mit allen wichtigen Informationen versorgen. Dann wird es vor dem ersten Einsatztag nochmal einen spezifischen Schulungstag geben, in dem konkret Aufgaben, Einsatzorte und Ansprechpartner besprochen werden.

Die Volunteers, die bei der Fußball-EM in Berlin arbeiten, kommen also nicht zwangsläufig aus der Region. Woher kommen die Volunteers sonst noch?

Aus allen Teilen der Welt haben wir Volunteers, die uns unterstützen. Wirklich von jedem Kontinent. Über 50 verschiedene Nationalitäten sind dabei.

Dürfen sich die Volunteers den Bereich selbst aussuchen, in dem sie arbeiten?

Das ist eine Mischung aus beidem. Jeder hatte die Möglichkeit, ein Interesse anzugeben, in welchen Bereich er oder sie hin möchte. Im Kennenlern-Interview haben wir geschaut, wo die persönlichen Fähigkeiten sind. Wir haben dann gemeinsam besprochen, was so drei, vier Optionen an Einsatzbereichen sind. Anschließend haben wir die Zuteilung vorgenommen, sodass niemand in einen Bereich eingeteilt wurde, an dem er kein Interesse hat.

Die Menschen übernehmen die Aufgabe ja aus Spaß, freiwillig und völlig unentgeltlich. Wird es trotzdem irgendeine Art der Wertschätzung oder ein kleines Präsent für die Volunteers geben?

Auf jeden Fall. Wir kümmern uns rundum um das Wohlergehen. Jeder bekommt vollwertige Mahlzeiten und Getränke. Es gibt auch eine Ausstattung als Volunteer, nicht nur um erkennbar zu sein, sondern um sie auch als Erinnerung mitzunehmen. Wir planen auch ein umfangreiches Vorteilsprogramm. Darin enthalten sind auf der einen Seite ein paar Spaßveranstaltungen, sodass man einen guten Ausgleich und Teamgefühl bekommt. Wichtig ist in dem Kontext auch das Thema Nachhaltigkeit. Wer möchte, kann mit kostenfreien Bildungsangeboten etwas mitnehmen. Für alle, die neu im Ehrenamt sind, können Einstiegshürden in ein weiteres Ehrenamt erleichtert werden. Wenn also eine Qualifizierung notwendig ist, kann die im Rahmen dieses Ehrenamts erworben werden.

In welchem Bereich arbeiten die Leute denn am liebsten? Rund ums Stadion?

Es gibt solche und solche. Viele interessieren sich fürs Stadion. Der Gedanke ist da, dass dort die Musik spielt und die Fans da sind. Aber wir glauben, dass wir in der Fan-Zone noch viel mehr Emotionen erleben werden. Wir werden dort viel mehr Spiele übertragen, als dass wir Spiele im Olympiastadion veranstalten.

Sind Sie noch auf der Suche nach weiteren Volunteers oder sind alle Plätze gefüllt?

Aktuell sind alle Plätze belegt. Natürlich kann es passieren, dass der ein oder andere abspringt, trotzdem sind wir aber gerüstet und haben eine kleine "Warteliste”.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte.

Sendung: rbb24, 23.04.2024, 21:45 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    "Aber manch einer denkt wohl nur mit Dollarzeichen in den Augen..."

    Ja, die UEFA quasi immer. Und trotzdem finden sich so viele Menschen, die das auch noch mitmachen und ihre eigene Arbeitskraft dafür zum Nulltarif geben. Null Verständnis, da man einen Einblick auch woanders bekommen kann.

  2. 5.

    Es soll Menschen geben die ein solches Amt mit Herz ausüben, und nicht nur im Sport. Ich kenne einige Ehrenamtler die sich nicht,,unglaublich ausgenutzt " fühlen und auch nicht am Gewinn von Mrd. beteiligt werden, dass brauchen die nicht.

  3. 4.

    Warum soll man ehrenamtlich UEFA oder FIFA unterstützen ? Die Gewinne über 100 mln €/ $/ SfR aber kein Geld für Personal ? Gibt es auch Tages-Entschädigung, wie bei Wahlhelfern ?

  4. 3.

    "Unfassbar"?
    Es geht doch um ganz anderes, einfach mal ganz nah dabei sein, die Organisation erleben und begreifen...
    Ich war 2009 bei der Leichtathletik-WM Volunteer bei den Marathon-Läufen, ein Ereignis, an das ich mich immer noch gerne erinnere. Vor allem, "nach getaner Tat" bei der Schlussveranstaltung mit auf dem Rasen zu stehen, also eine ganz andere Perspektive im vollen Stadion zu erleben ist nicht mit Geld zu kaufen.
    Aber manch einer denkt wohl nur mit Dollarzeichen in den Augen...

  5. 2.

    Um so viele Leute entgeltich zu engagieren, wäre sehr viel Geld nöthig.

    Noch mehr Profit für Veranstalter!

  6. 1.

    Das ist echt so unfassbar, wie kann man sich für so eine Veranstaltung als Ehrenamt bewerben ? Allein die Uefa macht laut SWR knapp 2.4 Mrd Umsatz und 1.75 Mrd Gewinn mit der EM. Es werden hunderte Mio an Steuergeld zusätzlich für die Veranstaltung ausgegeben und dann ist man auf Ehernamt angewiesen? Eine unglaubliche Ausnutzung des Ehrenamts.

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