Neue Studie zur Campingwirtschaft - See, Platz, Sieg

Mi 08.05.24 | 18:16 Uhr | Von Michael Schon und Katrin Neumann
  41
Archivbild: Ein Wohnmobil steht auf dem Zeltplatz Riegelspitze bei Werder (Brandenburg). (Quelle: dpa/Hirschberger)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.05.2024 | Katrin Neumann | Bild: dpa/Hirschberger

Nach der Corona-Delle ist Camping in Brandenburg im Aufwind. Das Erfolgsrezept vieler Plätze: Wasser und Waldidylle. Doch Fachkräftemangel und Klimawandel stellen die Branche vor Herausforderungen. Von Michael Schon und Katrin Neumann

Zwei Farben prägen den Campingplatz "Blütencamping Riegelspitze" in Werder (Havel): Das Grün der Bäume und das Blau des Glindower Sees, in den die Riegelspitze ragt, eine Landzunge. Vom Zelt oder Wohnmobil schweift der Blick auf eine kleine Marina. Wellen plätschern, ein Zilpzalp singt – ansonsten: Ruhe.

Fanny Kinkel macht einen zufriedenen Eindruck, wenn sie Besucher über ihren Platz führt. Die 46-Jährige hat ihn vor zwölf Jahren von ihrer Mutter übernommen: 120 Stellplätze für Dauercamper, dazu noch einmal 150 für Tages- und Ferientouristen, die bereit sind, knapp 70 Euro für eine Nacht direkt am Wasser zu bezahlen. Das Reservierungsbuch ist gut gefüllt.

Rekord-Jahr 2023

So gut wie bei Fanny Kinkel läuft es offenbar für viele Campingplatz-Betreiber in Brandenburg: 1,6 Millionen Übernachtungen zählten sie im vergangenen Jahr, 13 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Und auch betriebswirtschaftlich stehen viele Plätze im Land gut da. Das ist das Ergebnis einer vom Wirtschaftsministerium geförderte Studie, die der Bundesverbandes Campingwirtschaft in Deutschland speziell mit Blick auf Brandenburg erstellt hat. 51 Unternehmen haben sich daran beteiligt, etwa ein Drittel der Betriebe insgesamt.

Sie gaben an, durchschnittlich rund 2.350 Euro pro Touristen-Stellplatz und Jahr zu erzielen. Hohe Erlöse, die laut Studie auch zu einer hohen Innenfinanzierungskraft führen. Das bedeutet: Viele Betreiber können wichtige Investitionen ohne Kredite aus der eigenen Kasse stemmen. Oder kurz: Es sind gesunde Unternehmen.

Camper machen 11 Prozent der Übernachtungen aus

Die Brandenburger Tourismus-Vermarkter zeigen sich überzeugt, dass dieser Trend anhält. Camping und die Mark passen aus ihrer Sicht einfach zusammen. Für 60 Prozent der Camping-Touristen sei die Nähe zur Natur der ausschlaggebende Grund, Urlaub im Zelt oder Wohnmobil zu machen, sagt Christian Woronka, seit Februar neuer Chef-Touristiker im Land. Der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg kommt schon von Berufswegen ins Schwärmen: "Brandenburg hat eine wunderschöne Landschaft, 3000 Seen und steht für Besinnung auf das Wesentliche."

Also genau das, was viele Camper suchten – und hier eben fänden. Auf den 188 Campingplätzen in Brandenburg gibt es rund 47.000 Schlafgelegenheiten, oft im Wald, in direkter Nähe zu einem der vielen Seen. Dennoch sind die Plätze oft stadtnah, nicht zuletzt auch nah an Berlin.

Auch Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer (SPD) zeigt sich mit der Entwicklung zufrieden. Er beschreibt Camping als zunehmend großen Wirtschaftsfaktor, auch wenn Camper bislang nur elf Prozent der Übernachtungen ausmachen. Von einem Campingplatz profitiere auch das Umfeld, sagt Fischer. "Die Leute gehen vor Ort essen, sie nutzen Kulturangebote und den Personennahverkehr."

Für den Brötchenservice gibt es eine App

Trotz der guten Zahlen kann sich die Branche nicht auf Erfolgen ausruhen. Sie steht vor den gleichen Herausforderungen wie viele andere Unternehmen auch: Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten, Digitalisierung oder Klimawandel.

Fanny Kinkel in Werder hat deshalb in Technik investiert: An der Zufahrt erfassen Kameras die Kennzeichen ihrer Gäste, die Schranken öffnen sich dann automatisch. Das spart Personal an der Rezeption, ebenso wie der Online-Check-in.

Weil sie Fotovoltaik- und Solarthermie-Anlagen installiert hat, müssen ihre Kunden den Strom nicht extra bezahlen. Für den Brötchenservice gibt es eine App, über die auch gleich die Waschmaschine reserviert werden kann. Fürs Erste sieht sie ihr Unternehmen damit gut aufgestellt – und hofft, dass der Trend zum naturnahen Urlaub auch in den nächsten Jahren anhält.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.05.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Michael Schon und Katrin Neumann

41 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 41.

    Oho, hat da jemand was gegen uns? Aber ich verzeih Ihnen. Wir sind das durch unser großes Schiff gewöhnt. Einmal hat sogar einer ein Ei auf die Frontscheibe geschmissen! Das ist der Neid. Normal. Wenn ich z.B. nur einen Bulli hätte und würde auch so einen XXL Wohnmobil sehen, wäre ich auch neidisch. Logo. Wir haben jetzt ein flauschiges Plätzchen im Wald gefunden. Hier sieht uns keiner. Unser Schiff ist Dunkel lackiert. Werden noch bißchen fernsehe gucken und dann in unsere Schlafzimmer...

  2. 40.

    Na, für manch einem schon. Es kommt nicht auf die Größe an, sonder auf die Lage.

  3. 39.

    Sie geben ja ein etwas lotteriges Statement ab. Erwas zu schlampig, weil alles irgendwie ok ist!?
    Ist es das wirklich?

  4. 38.

    Den letzten Satz Ihres Kommentares sollten Sie selber mal beachten.

    Und Tschüss....

  5. 37.

    Ein Kleingarten mit Laube, selbst wenn sie massiv gebaut ist, ist aber kein Haus mit Garten.

  6. 36.

    Ja natürlich habe ich nur mal so ausgeteilt. Wenn hier so am Thema vorbei kommentiert wird muß das mal sein. Jäger (oder gar Wilderer?) oder Angler, die im Zelt übernachten, werden hier als Camper bezeichnet. Der Artikel handelt auch nicht von illegalen Wildcampern, hier geht es um Campingplätze. Aber sofort kommen Leute die moralisierend ihren Meinungssch... absondern müssen, begleitet von einer Neiddiskussion. Machen Sie Urlaub wie Sie wollen, auch der Pauschaltourist kann von mir aus Urlaub machen wie er will. Toleranz ist aber keine Einbahnstraße.

  7. 35.

    Leben und leben lassen.
    Da sind einige Kommentatoren noch ein großes Stück von entfernt.
    Viel Spaß allen Campingfreunden, egal ob mit Fahrrad und Zelt, Dübener Ei oder großem Wohnmobil.

  8. 32.

    Nun ja, wenn man sich vorher mit der örtlichen Gegebenheiten befasst, erübrigen sich wohl diverse Fragen. Z.B.Jetski, welche auf Brandenburger Seen eher suboptimal wären. Ich empfehle daher Stell-& Campingplätze an der Ostsee oder am Mittelmeer, wenn das ein wichtiges Kriterium in der Urlaubsgestaltung ist. Und einfach so hinstellen führt zu massiven Einschränkungen durch die gesetzgebenden Behörden. Übrigens wird im umliegenden Ausland regelwidriges Campen teilweise rigeros geahndet. Und da wird auch nicht diskutiert.
    Und mal zur Einordnung des Preises. Also in der Größe 6,5m(+/-) gehts von ca.50t€ bis über 200t€ in Neu. Ein Neu-Kfz, was gepasst hätte, lag bei 76t€. Haben wir dankend abgelehnt. Aber das nur mal am Rande.

  9. 31.

    .......was haben Sie denn für eine Vorstellung von Urlaub in Hotels? Schubladendenken par excellence. Da gibt es ja wohl tausend verschiedene Arten von. Oder haben Sie das nur geschrieben, um irgendwie austeilen zu können? Also meine Vorstellung von Urlaub, im Hotel oder sonstwo, treffen Sie nun mal so gar nicht, obwohl ich nicht campe.

  10. 30.

    Warum sollen wir ins beschränken. So hat jeder sein Zimmer (mit großem TV!)und es gibt keine Streitereien. Fast wie in der Wohnung. Warn heute am See. Sehr voll, nervig. Warum gibts hier kein Jetski, das wäre super! Auf die Frage hin nur pampige Antwort. Unfreindliche Campingbetreiber. Fahr heute woanders hin.

  11. 29.

    Ich halte es klassisch: Zelten wie früher mit nen Zweimannzelt und Fahrrad. Das tut echt gut! Ind morgens Reißverschluß runterziehen und Vögelgezwitscher lauschen…! Glück Pur.

  12. 26.

    Kleingarten jwd Brandenburg, eine richtige Steinhaus, für viel weniger als 100 TEUR!

  13. 25.

    Es müssen keine Gesetze verschärft werden. Wilcampen ist verboten. Es muß nur durchgesetzt werden. Aber es ist wie mit Allem: kein Interesse, kein Personal...
    Im Übrigens klingt Ihr Kommentar wie eine Wildwestgeschichte.

  14. 22.

    Das kann doch jeder machen wie er will. Es gibt eben auch Menschen, die das ganze Jahr in einem Betonsilo leben und dann im Urlaub eben nicht 3000 km zum nächsten Betonsilo fliegen wollen. Natürlich ans Meer, nur um dann den ganzen Tag am Hotelpool rumzuhängen.

Nächster Artikel