Studie des Rias Berlin - Kaum Rückgang antisemitischer Gewalt in Berlin

Mi 10.05.23 | 13:15 Uhr
Symbolbild: Ein Chanukkaleuchter steht am 21.12.2017 in einem israelischen Restaurant in Berlin-Schöneberg. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforradio | 10.05.2023 | Matthias Bertsch | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Jeden Tag kam es in Berlin im Jahr 2022 im Schnitt zu mehr als zwei antisemitischen Vorfällen. Das ist zwar etwas weniger als noch 2021 - die Zahl der körperlichen Angriffe ist aber nahezu unverändert.

Gewaltsame Angriffe auf Jüdinnen und Juden haben im vergangenen Jahr in Berlin im Vergleich zu 2021 kaum abgenommen. Zwar sank mit 848 erfassten Taten die Zahl der antisemitischen Vorfälle insgesamt um knapp 20 Prozent (2021: 1.052), die Zahl der Gewaltvorfälle blieb jedoch mit 22 Delikten etwa auf dem Niveau des Vorjahres (2021: 24).

Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias) hervor. Der Bericht dokumentiert neben den gewaltsamen Vorfällen außerdem unter anderem 31 gezielte Sachbeschädigungen und 24 Bedrohungen.

Zu einem Vorfall "extremer Gewalt" kam es im November 2022 in Spandau. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von 5-10 Personen, die laut Polizeimeldung zwei Männer angegriffen haben sollen. Sie warfen den Betroffenen demnach vor, "Free Israel" gerufen zu haben und sollen sie mit Baseballschlägern, Messern und Pfefferspray attackiert haben [berlin.de]. Die beiden Verletzten wurden ins Krankenhaus eingeliefert, ein Mann musste stationär behandelt werden.

Als "extreme Gewalt" wertet Rias unter anderem schwere Körperverletzungen.

Mehrzahl der Vorfälle im Internet

2022 stellten laut Studie Vorfälle, die sich im Internet ereigneten, wie im Vorjahr die Mehrzahl dar (483). Der Großteil der antisemitischen Anfeindungen im Internet richte sich dabei gegen jüdische und israelische Institutionen.

Auch auf den sozialen Plattformen werden Jüdinnen und Juden laut Rias kontinuierlich antisemitisch angefeindet, beschimpft und bedroht. Ein jüdischer Social-Media-Nutzer soll dort wiederholt als "Judenschwein" beschimpft worden sein, einer jüdischen Nutzerin wurde demnach als "Maßnahme gegen Judenhass" empfohlen, dass Jüdinnen und Juden sich "verziehen" sollten.

Außerhalb des Internets ereigneten sich die Vorfälle laut Rias "auf der Straße, im öffentlichen Nahverkehr, an Gedenkorten und auf Gedenkveranstaltungen, im Café, sogar in einer Schule". So soll mehreren Personen die Kippa vom Kopf gerissen worden sein, "sie wurden geschlagen, angespuckt, auf dem Fahrrad bedrängt und bedroht", heißt es. Eine Person, die auf Hebräisch telefonierte, soll angerempelt worden sein. Oft gingen demnach den Angriffen antisemitische Beschimpfungen voraus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.05.23, 11:40 Uhr

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