Studie des Umweltbundesamts - Entlang der Spree und in Berlin droht Trinkwasserknappheit

Di 13.06.23 | 16:39 Uhr
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Stand-Up-Paddler und Ausflügler in kleinen Booten genießen am 27.08.2019 das sommerliche Wetter auf der Spree vor der Kulisse der Oberbaumbrücke und des Fernsehturms. (Quelle: dpa-Zentralbild/Monika Skolimowska)
Video: rbb|24 Abendschau | 13.06.2023 | F. Michaelis | Bild: dpa-Zentralbild/Monika Skolimowska

Auch durch das Ende der Kohle kommt auf Berlin und Brandenburg ein echtes Wasserproblem zu. Doch es gibt bereits erste Ideen, wie dem begegnet werden kann. Die Berliner Wasserbetriebe betonen, sie seien gut gewappnet.

  • Umweltbundesamt befürchtet bis zu drei Viertel weniger Spree-Wasser
  • Grund ist das Ende des Tagebaus in der Lausitz
  • Experten empfehlen Ausbau von Wasserspeichern in Seen
  • Berliner Wasserbetriebe sehen sich gut gerüstet

Der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree drohen einer Studie zufolge große Engpässe. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen. Das habe Konsequenzen für den Spreewald, seine Seen und Kanäle sowie die Trinkwasserversorgung in der Region, zeigt eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA), die am Montag vorgestellt wurde.

Mit dem Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz werde viel weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt. "In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird", sagte Behördenchef Dirk Messner.

Spree profitierte ein Jahrhundert lang vom Kohlebergbau

Der Wassermangel betrifft der Studie zufolge unter anderem die Rohwasserbereitstellung für Berlins größtes Trinkwasserwerk in Friedrichshagen. Auch die Verdünnung des gereinigten Berliner Abwassers mit Spreewasser - etwa 220 Millionen Kubikmeter pro Jahr - wird zunehmend problematisch. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahrzehnten allein sechs Milliarden Kubikmeter Wasser zusätzlich benötigt, um die Tagebaurestlöcher aufzufüllen, damit diese nicht instabil werden.

Hintergrund des Problems ist, dass wegen des Bergbaus in der Lausitz der Wasserzufluss in die Spree über gut ein Jahrhundert künstlich verstärkt wurde: Für die Kohleförderung wurde Grundwasser abgepumpt und dort eingeleitet. Gut die Hälfte des Wassers, das der Fluss heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommern steigt der Anteil laut UBA auf 75 Prozent, die Lausitz Energie Verwaltungs GmbH (Leag) sprach im März sogar von 90 Prozent.

Die Studie des Umweltbundesamts schlägt nun unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen. Auch sollten die Länder gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt.

Umweltbundesamt stellt Kohleausstieg nicht in Frage

Weiter hieß es, Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten zudem mehr Wasser sparen. Eine Option wäre laut Umweltbundesamt notfalls auch, das Grundwasser vorerst weiter aus den Tagebauen abzupumpen und gereinigt in die Spree zu leiten.

Messner sagte, die drohende Wasserknappheit sei kein Grund, auf den Kohleausstieg zu verzichten: "Der Klimawandel ist das größte Problem, mit dem wir es zu tun haben. Er schafft schon heute Dürren und Wetterextreme. Der Kohleabbau war über Jahrzehnte schädlich für die Umwelt."

Das Umweltnetzwerk Grüne Liga forderte, die Pflichten des Tagebaubetreibers Leag nicht auszublenden. "Das Unternehmen muss einen verursachergerechten Anteil der Kosten tragen, sonst droht ein neues Milliardengeschenk des Staates an die fossilen Konzerne", erklärte René Schuster, Braunkohle-Experte des Verbandes.

Berliner Wassetbetriebe: "Haben Hausaufgaben gemacht"

Derweil sehen die Berliner Wasserbetriebe keine unmittelbare Gefahr für das Trinkwasser in der Bundeshauptstadt. Vorstandschef Christoph Donner sprach am Dienstag von einem "sehr guten, robusten System, das auch in Trockenjahren zuverlässig Trinkwasser liefert." Allerdings machten die Wasserbetriebe auch ihre "Hausaufgaben". So würden bis 2030 rund sechs Milliarden Euro in neue Brunnen, bessere Klärtechnik und den Umbau Berlins zur wassersensiblen Metropole investiert. Donner lobte auch die länderübergreifende Zusammenarbeit mit Brandenburg im Bereich der Wasserwirtschaft.

Weniger positiv äußern sich viele andere Wasserversorger in Deutschland. Eine Umfrage des Dachverbands DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs) unter 359 Wasserversorgern hat ergeben, dass im vergangenen Jahr 19 Prozent der befragten Versorger Probleme hatten, beispielsweise dadurch, dass Brunnen zeitweise trockengefallen sind.

Dem DVGW zufolge ist die Trinkwasserversorgung "in diesem und in den nächsten Jahren" sichergestellt. "Klar ist aber auch, dass es verstärkt Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen bedarf, um die Wasserversorgung fit für dir Zukunft zu machen", erklärte Verbands-Vorstand Wolf Merkel. Als Beispiel nannte er die Erschließung neuer Gewinnungsgebiete, den Bau von Wasserspeichern und Talsperren sowie den Ausbau von Wasser-Fernleitungen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.06.2023, 19:30 Uhr

62 Kommentare

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  1. 57.

    Zum Artikel. Die Spree wird deutlich Wasser verlieren und eines Tages zur "Panke" werden, nach dem Kohleausstieg. Erst wenn man das sieht und so darüber schreibt, kann man von "ersten Ideen", wie in der Überschrift fast anmaßend genannt, reden.

    P.S. "Erste Ideen" gibt es schon jahrzehntelang...

  2. 56.

    Hallo Neumann, das Kraftwerk Jänschwalde wird ausschließlich mit Grubenwasser aus dem Tagebau Jänschwalde gekühlt. Das Grubenwasser wird aufgearbeitet, wird in den Kühlkreislauf des Kraftwerks geleitet, es kann im Gegensatz zu Kernkraftwerken mehrfach verwendet werden.
    Das Kraftwerk Boxberg bezieht sein Kühlwasser aus der Spree und der schwarzen Schöps und das schon immer ,das hebt sich aber wieder auf da die Tagebaue Nochten und Reichwalde ihr Grubenwasser in die Spree einleiten . Nebenher wird mit dem Grubenwasser was in die Spree eingeleitet wird, die Restlöcher geflutet. Also Hr Neumann solange es Tagebaue gibt werden sich die Kraftwerke ihr Kühlwasser von diesen beziehen und wenn die Tagebaue stillgelegt werden, dann werden auch die Kraftwerke abgewickelt , denn ohne Kohle werden Sie wohl nicht weiterlaufen und erstdann wird das Wasser in der Spree knapper.

  3. 55.

    Nein, das sind Folgen eines fossilen Zeitalters. Einige sind sich echt nicht zu schade, ihre plumpe antiökologische Ideologie zum Besten zu geben.

  4. 53.

    Tesla benötigt derzeit 1,4 Mio m³/a (zum Vergleich laut RBB: LEPA Papierfabrik 10 Mio m³/a, PCK 20 Mio m³/a, LEAG Kraftwerke 100 Mio m³/a, Berlin 220 Mio m³/a) und gibt verworfene Prozessabwässer nach Vorbehandlung und Sanitärabwässer an die öffentlichen Kanalisation ob. Die BWB reinigen es weiter in Müchehof und leiten es über die Erpe in die Spree. Im Rahmen des weiteren Ausbaus soll Wasser noch stärker im Werk erneut genutzt werden, so dass dafür kein zusätzliches Frischwasser gebraucht werden soll.

    Knackpunkt bei den Tagebauen ist das zukünftige Kühlwasser für die Kraftwerke, dass die LEAG der Spree entnehmen will - s. #48

  5. 52.

    Was macht eigentlich Tesla mit dem Wasser? Wasser wird nicht verbraucht, sondern genutzt. Die schießen es ja nicht ins All. Wo bleibt es? In welchem Zustand ist es nach der Nutzung, und wo wird es eingeleitet?

    Wenn der Tagebau nicht weiterbetrieben wird, dann bedeutet das ja nicht zwingend, daß die Pumpwerke abgestellt werden müssen. Vielleicht verzichtet man auf den einen oder anderen künstlichen See und füllt stattdessen weiter die Spree auf.

  6. 51.

    Grundwasser fördern, es auf dem Rasen zu verklappen und darauf hoffen, dass sich daraus a) neues Grundwasser bildet und b) es viel weiter im Osten mehr regnet, klingt wie eine "ganz tolle" Strategie. Natürlich machen es für jemanden wie Sie die Wasserversorger zu einfach. "Als Beispiel für den enormen Wasserverbrauch von Gärten, der besonders am Nachmittag und Abend die Wasserversorgung an ihre Grenzen bringt, nennt der Experte „Rasensprenger, die bis zu 800 Liter Wasser pro Stunde“ benötigten. Der durchschnittliche Verbrauchs eines Menschen liegt in Deutschland bei vergleichsweise geringen 121 Litern Leitungswasser pro Tag. Außerdem sieht Specht den steigenden Wasserbedarf durch die größere Verbreitung von Pools als besonders problematisch." teile dabei schon unter Merkel das UBA mit.
    https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/umweltbundesamt-warnt-vor-wasserknappheit-in-deutschland-13373121

  7. 50.

    Wenn die Wassersituation nicht so ernst wäre, könnte man sich über die Neumann´schen skurilen Äußerungen ausschütten vor Lachen. Sie ist aber ernst und zwar ernster wie den meisten bewusst ist. 100 Jahre hydrologische Misswirtschaft in der Lausitz werden noch bis weit in die Zukunft zu spüren sein. In der Lausitz fehlen mittlerweile etliche Mrden. m³ Wasser. Der dortige Wassermangel wirkt mittlerweile bis in den Berliner Raum. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Probleme sind riesig. Restriktive Maßnahmen werden sich nicht vermeiden lassen. In der bestehenden kritischen Wassersituation ist es jedoch völlig inakzeptabel, weitere Wassergroßverbraucher in der Region zuzulassen. Besonders sträflich ist es, die Versiegelung von Flächen weiter voranzutreiben und Wälder zurückzudrängen. Die Probleme werden dadurch nur größer.

  8. 49.

    Herr Neumann, der Fehler ist nicht Rasensprengen zuzulassen, sondern Rasenflächen zu gestatten, die nicht in der Lage sind, Wasser in der Landschaft zurückzuhalten. Ansonsten ist das natürliche Verdunsten von Wasser kein schädlicher Vorgang. Im Gegenteil er ist zwingend notwendig, damit es wieder regnen kann. Jeder der das verteufelt, fördert das Austrocknen einer Landschaft. Warum Wasserversorger reagieren, wie sie reagieren? Die haben Aufgabe, eine Region mit Wasser zu verorgen. Wenn nicht genug vorhanden ist schimpfen sie. Am leichtesten ist es auf die Schwächsten zu schimpfen und zwar gegenwärtig die Rasensprenger. Die eigentlichen Schuldigen werden geschont. Das sind die Behörden und die Politik, die wie in Freienbrink praktiziert trotz Notsituation Tesla eine Unmenge Wasser für den Bau eines extrem umweltschädliches Produkts zuschanzen.

  9. 48.

    Wäre es Ihnen tatsächlich lieber, wenn die LEAG nach dem schon lange geplanten Ende des Kohleabbaus bei Jänschwalde das Kühlwasser für die braunen Kohlekraftwerke wie angedacht aus der Spree entnimmt? Zukünftig sollen dass bis zu einem m³/s sein, wovon 80% in den Kühltürmen verdampfen würden. Dabei führt die Spree dort trotz Unterstützung aus der Talsperre Spremberg oft nur etwas mehr als 3 m³/s Wasser

  10. 47.

    "Rasenkasper" sind also für Sie viele Fachleute der Wasserversorger, die vor dem exessiven Sprengen des Rasens warnen. Auch der WSE hatte bekanntlich Sprengverbote zur Diskussion gestellt. Sie merken wieder einmal nicht, dass Sie der Geisterfahrer sind, vor dem im Verkehrsfunk gewarnt wird und wundern sich sich weiterhin beharrlich, dass Ihnen so viele Autos entlegenen kommen. Kein Wunder, dass niemand auf Sie hören wollte.

  11. 46.

    So isses! Und wenn das Wasserwerk nicht genug Wasser für Tesla fördert, dann bohrt Tesla eben selber. Da schlackern dem Gartenfreund echt die Ohren. Den Spruch müsste der mal kieken lassen! Hoffentlich reicht die Batterie vom Tesla um das Kaffeewasser vom Bodensee zu holen. Oder dieTeslafabrik wird umgebaut, zum Trockendock für Wüstenschiffe anscheindend gibt es genug Kamele, die sich mit verbundenen Augen das Wasser abgraben lassen.

  12. 45.

    Das Sie Artikel nur überfliegen um danach pauschal zu kommentieren hätte ich nicht gedacht.
    „Keine unmittelbare Gefahr“ und Investitionen von 6 Mrd EUR bis 2030 seitens BWB steht doch überhaupt nicht im Widerspruch zum vom UBA erwarteten Mangel sondern bestätigt dass die BWB sich der Gefahr bewusst ist und bereits gegensteuern. Und das mit Sicherheit in Rücksprache mit den Fachleuten des UBA.
    Glauben Sie ernsthaft das BWB und UBA über die Medien kommunizieren?

  13. 44.

    Der Rasenkasper vom Dienst protzt weder mit seinem Unwissen. Nicht die Gartenbesitzer, die ihren Rasen sprengen, sind schuld an der gegenwärtigen Wassermisere. Die geben nur ein Teil das Wassers an die Atmosphäre zurück, das ihr zusteht, um das Klima zu stabilisieren. Das meiste Wasser ist bereits unterirdisch weggeflossen, weil das Speichervermögen von Rasen nur sehr gering ist. Dass das Wasser zukünftig knapp wird und dass es heißer wird, hat uns die Wirtschaft eingebrockt. Statt zur Besinnung zu kommen machen wir so weiter wie bisher nur mit immer neuen Methoden, um Biosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre zu zerstören, die dafür gesorgt haben, dass Leben auf der Erdoberfläche möglich ist. Mittlerweile sind die Eingriffe in die natürlichen Kreisläufe so stark, dass die natürliche Regulierung nicht mehr funktioniert, was Herrn Neumann inspiriert:
    "Wasser ist nicht zum Sprengen da,
    valleri und vallera
    Wasser muss man Tesla spenden,
    damit wir in Katastophe enden."

  14. 43.

    Was würde eigentlich passieren, wenn man Salzwasser der Ostsee über eine Fernleitung dauerhaft dazu benutzt die ehemaligen Tagebaue damit zu stabilisieren/ zu befüllen und andere Verdunstungsflächen damit zu versorgen?
    .
    Große Wassermassen dämpfen die lokalen Maximaltemperaturen, erhöhen die Luftfeuchte, reinigen die Luft, dienen als Löschmittel, zur Erholung, ggf. Zur Salzgewinnung, gleichen (wenn ringartig angelegt) Verluste nahegelegener/ verbundener Oberflächengewässer aus, sind diverser Lebensraum für Flora und Fauna, können als physische Blockaden bei Bedarf genutzt werden...
    .
    Interessanter Artikel, der mir mindestens 2 wasserverbrauchende Fakten zu vernachlässigen scheint:
    1. Bevölkerungswachstum Berlins und
    2. Wasserverbrauch der Giga-Fabrik in Grünheide.

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