Berlin-Neukölln - Columbiabad bleibt wohl ganze Woche zu - Mitarbeiter prangern Zustände an
Ausgerechnet zum Ferienbeginn bleibt das Berliner Columbiabad weiter geschlossen. Zuviele Mitarbeiter seien krank, heißt es. Die sollen sich bereits im Juni per Brief an die Bäderleitung gewandt und mehr Personal gefordert haben.
Das Columbiabad in Neukölln kann auch am Mittwoch nicht öffnen. Es bleibe vermutlich die gesamte Woche geschlossen, es werde von Tag zu Tag neu entschieden, hieß es am Mittwochmorgen bei der Einrichtung.
Das Freibad ist seit Montag zu. Grund sei ein hoher Krankenstand der Mitarbeiter, man bemühe sich, das Bad so schnell wie möglich wieder zu öffnen, so die Bäder-Betriebe am Dienstag.
Zuvor wurde das Columbiabad am frühen Sonntagabend zum wiederholten Mal frühzeitig noch vor Betriebsschluss geräumt. Grund war eine Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes.
Der Chef der Bäderbetriebe, Johannes Kleinsorg, hatte sich besorgt gezeigt: "Die Menge der Vorfälle und das Verhalten einiger Badegäste stellen für unsere sehr engagierten Mitarbeitenden in den Bädern in der Summe eine extreme Belastung dar. Das ist auf Dauer so nicht tragbar." Nach solchen Vorfällen steige die Krankenquote stark an.
SPD spricht sich für Hausverbote aus
Grundsätzlich sollten die Berliner Bäder-Betriebe überlegen, Hausverbote auszusprechen und durchzusetzen, sagte Dennis Bucher (SPD), sportpolitischer Sprecher, dem rbb. Eine andere Möglichkeit wäre auch an besonderen Tagen auf ein bestimmtes Publikum zu setzen, wie zum Beispiel Familien oder Stammkunden bevorzugt in die Bäder zu lassen, so Bucher.
Die Schließung hatte sich am Dienstag offensichtlich nicht bei allen Menschen rumgesprochen: Etliche Familien mit Kindern kamen am späten Nachmittag zum Columbiabad. Das Unternehmen bedauere, dass das Bad in Neukölln geschlossen sei. "Gerade in Zeiten zunehmender Hitze ist es wichtig, dass Bäder offen sind. Wir appellieren an unsere Badegäste, den Anweisungen der Mitarbeiter Folge zu leisten", so die Sprecherin.
Mitarbeiter klagen in Brandbrief über katastrophale Zustände
Mitarbeiter des Columbiabads haben sich laut einem Bericht des "Tagesspiegel" bereits Mitte Juni in einem Brief an die Leitung der Bäderbetriebe gewandt. Darin werde "auf das untragbare Ausmaß der Umstände" aufmerksam gemacht. Täglich werde die Hausordnung "vorsätzlich missachtet". Mitarbeitern, Frauen, Minderheiten, besonders trans und queeren Menschen, werde immer häufiger Gewalt angedroht. "Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln" seien üblich. Personal werde "bewusst psychisch terrorisiert".
Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen. Die Bediensteten schreiben demnach von einer "eklatanten Unterbesetzung des Personals". Sie fordern unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern, ständig Polizei vor Ort, nur Online-Tickets und namentlichen Einlass.
Bäder in Mariendorf und Gropiusstadt ebenfalls betroffen
Auch das Kombibad Mariendorf und das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt seien aktuell von hohem Krankenstand betroffen, sagte die Sprecherin weiter. Dort würden aber zumindest eingeschränkte Öffnungszeiten angeboten.
Das Sommerbad Mariendorf sei bis Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet, das Hallenbad montags bis donnerstags jeweils zwischen 6:30 und 8 Uhr. Wegen eines Defektes einer Trennwand ist das Schwimmen dort bis auf Weiteres aber nur auf 25-Meter-Bahnen möglich.
Das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt ist bis zum 16. Juli statt von 7 bis 20 Uhr nur von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Sendung: rbb 88.8, 11.07.2023, 13:31 Uhr