Modellprojekt in Brandenburg - Klinik Oranienburg bietet anonyme Hilfe für Vergewaltigungsopfer
Viele Vergewaltigungsopfer trauen sich nicht zum Arzt oder zur Polizei. Für sie gibt es in mehreren Brandenburger Kliniken ein spezielles Angebot, bei dem neben der medizinischen Hilfe auch Spuren gesichert werden. Nun ist eine weitere Klinik dabei.
Eine anonyme Spurensicherung für Vergewaltigungsopfer ist in Brandenburg nun auch in der Klinik Oranienburg im Landkreis Oberhavel möglich. Das teilte das Landesgesundheitsministerium am Montag mit. Damit beteiligen sich sieben Brandenburger Kliniken an dem Modellprojekt. Ziel sei es, rasche Hilfe nach Sexualstraftaten flächendeckend an Krankenhäusern anzubieten.
Betroffene können Spuren anonym gerichtsfest sichern lassen
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte: "Jedes Opfer sexualisierter Gewalt braucht medizinische Hilfe. Auch wenn keine Spurensicherung gewünscht ist, sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden." Mit der Soforthilfe können Betroffene sich medizinisch versorgen lassen und - unabhängig von einer Anzeige - Tatspuren vertraulich und gerichtsverwertbar von geschulten Ärztinnen und Ärzten sichern lassen.
Das Landesinstitut für Rechtsmedizin leitet seit 2019 das Projekt. Institutsdirektor Knut Albrecht wies darauf hin, dass viele Opfer aus Angst und/oder Scham auf medizinische Hilfe verzichteten. Wichtige Beweise wie Tatspuren gingen verloren, wenn keine ärztliche Begutachtung und Dokumentation erfolge. "Um der erhöhten Dunkelziffer entgegenzuwirken, gibt es daher das Angebot der vertraulichen Spurensicherung", sagte er.
Kliniken vermitteln an Opferberatungsstellen
Nach Einschätzung des Vereins Opferhilfe ist das Projekt auch deswegen wichtig, weil Opfer in den Kliniken Schutz und psychosoziale Unterstützung erhalten. Die Kliniken können außerdem an Opferberatungsstellen vermitteln, die Informationen zum Strafverfahren anbieten und bei der Bewältigung der Tatfolgen unterstützen.
Das Angebot für Opfer einer Sexualstraftat gibt es schon im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, im Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, im Klinikum Frankfurt (Oder), im Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, im Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (Neuruppin) und im Alexianer St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam.
Auch die Berliner Charité bietet mit der Gewaltschutzambulanz Opfern von häuslicher oder sexualisierter Gewalt eine rechtsmedizinische Begutachtung an. Die Klinik betont, dass dies auch ohne polizeiliche Anzeige und kostenfrei möglich sei.
Sendung: Antenne Brandenburg, 11.09.2023, 14 Uhr