Semesterticket abgeschafft - Warum das 49-Euro-Ticket für manche Lausitzer Studenten mehr Kosten bedeutet
Nicht nur einfacher, sondern vor allem günstiger soll der ÖPNV mit dem 49-Euro-Ticket sein, so zumindest die Idee. Doch einige Lausitzer Studenten zahlen jetzt mehr statt weniger - weil ihre Uni das billigere Semesterticket abgeschafft hat. Von Daniel Friedrich
Clara studiert im vierten Semester Stadtplanung an der Brandeburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Bisher hatte sie ein Semesterticket für Fahrten durch Brandenburg und Berlin. Das war für alle verpflichtend Teil der Unigebühren und kostete rund 36 Euro pro Monat.
Seit der Einführung des Deutschlandtickets am 1. Mai gibt es das Ticket an der BTU nicht mehr. Clara kann jetzt selbst entscheiden, ob sie so einen Fahrschein überhaupt braucht - und welches Ticket sie sich kauft. Die günstigste Variante wäre das 49-Euro-Ticket. Doch das bedeutet, gut 13 Euro mehr als bisher zu zahlen. Dafür kann sie dann auch deutschlandweit unterwegs sein, aber nicht alle Studierenden wollen das.
Mobilität - eine Frage des Geldes?
"Das ist erstmal eine schwierige Entscheidung, ob man sich das 49-Euro-Ticket überhaupt holt", sagt Clara. "Es ist ja kein Geheimnis, dass Studenten meistens in einer ziemlich schwierigen Lage sind." Ihrer Ansicht nach ist Mobilität für viele nun eine Frage des Geldes.
Dabei brauche sie in jedem Fall ein Ticket für das Studium. "Stadtplaner-Studenten haben auch Projekte in Brandenburg oder Berlin, zu denen sie fahren müssen." Außerdem wolle sie auch nach Hause zu ihren Eltern nach Luckenwalde (Teltow-Fläming) fahren.
Wechselnde Profiteure
Für die Abschaffung des günstigeren Semestertickets hat sich unter anderem Emanuel Breitfeld ausgesprochen. Er ist auch Student der BTU und berät das Cottbuser Studierendenparlament zum Thema Mobilität, das die Abschaffung beschlossen hat. "Lange Zeit haben die Leute, die das Semesterticket genutzt haben, sehr profitiert", sagt Breitfeld. Nun würden diejenigen profitieren, die das Ticket nicht brauchen, weil sie es nun auch nicht mehr bezahlen müssten. "Die anderen müssen nur 13 Euro mehr im Monat zahlen. Das ist sehr in Ordnung, finde ich."
Kommilitone Titian sagt, er finde das nachvollziehbar, wünsche sich aber trotzdem von der Politik, dass in Brandenburg über ein vergünstigtes Deutschlandticket für Studenten diskutiert werde - "weil jetzt auch Leute gar keine Mobilität nutzen, weil sie sich die 13 Euro Mehrkosten nicht leisten können""
Günstigeres Studententicket in Bayern
Mehr als 50 Hochschulen in Berlin und Brandenburg haben mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) einen Semesterticketvertrag abgeschlossen [vbb.de]. Die BTU Cottbus-Senftenberg ist nach aktuellem Stand die einzige Einrichtung, die aus dem Semesterticket ausgestiegen ist, wie eine VBB-Sprecherin rbb|24 sagte. Wenig später am Dienstag teilte der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der HTW Berlin mit, dass an der Uni das Semesterticket ab dem Wintersemester 23/24 ausgesetzt werde. Die Verhandlungen mit dem VBB seien gescheitert, hieß es [students-htw.de].
Prinzipiell ist für die Studierenden in Berlin und Brandenburg angedacht, dass sie das Semesterticket trotz der Einführung des 49-Euro-Tickets weiterhin erhalten und voraussichtlich ab Juni nur den Differenzbetrag bezahlen müssten, um dann das Deutschlandticket zu bekommen. Ende April hatte das Land Brandenburg angekündigt, dass es für die Hochschulen eine App-Lösung angeboten werde [mil.brandenburg.de].
Ein vergünstigtes Deutschlandticket für Studenten wird es dagegen ab September in Bayern für 29 Euro geben [tagesschau.de]. Für Brandenburg und Berlin ist das bisher nicht geplant. Hier muss außerdem das Semesterticket neu verhandelt werden, weil im Herbst die bisherigen Verträge zwischen dem VBB und den Unis auslaufen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.05.2023, 14:10 Uhr