Cottbuser Ostsee -
Im künftigen Cottbuser Ostsee hat der Energiekonzern Leag mit dem Bau einer schwimmenden Solaranlage begonnen. Auf dem zurzeit noch trockenen Teil des Sees wurde am Dienstag das Gerüst für die Anlage fertiggestellt. Es besteht aus insgesamt 34 Stahlrohren, die 15 Meter lang sind.
Die Solaranlage ist nach Leag-Angaben "das bislang größte in Deutschland realisierte Floating-PV-Projekt." Floating PV steht für Solarmodule, die auf dem Wasser schwimmen. Mit den jetzt installierten Verankerungspfählen werden die Module später so verbunden, dass schwankende Wasserstände ausgeglichen werden können.
Wenn alles nach Plan läuft, soll die Solaranlage Ende 2024 ans Netz gehen, teilte die Leag am Dienstag mit. Dann werde die Anlage noch auf trockenem Grund stehen, bis sie "bestenfalls" 2025 tatsächlich schwimmen wird, so Leag-Bauleiter Torsten Bahl. Das sei aber vom Niederschlag abhängig. "Wenn es schlecht kommt, kann es auch bis 2027 dauern, vielleicht sogar länger."
Strom für 8.000 Haushalte
Im Juni 2021 wurde bekannt, dass die Leag die Anlage bauen will, sechs Monate später haben auf dem noch trockenen Grund des künftigen Ostsees die vorbereitenden Arbeiten begonnen. Durch eine Rütteldruckverdichtung wurde der Boden in dem ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord verfestigt.
Die Anlage soll 16 Hektar groß werden, also knapp ein Prozent der geplanten Gesamtfläche des Cottbuser Ostsees einnehmen. Damit stünde das Projekt "im Einklang mit den Entwicklungszielen des Bergbaufolgesees in den Bereichen Naherholung, Tourismus und Naturschutz", hieß es von der Leag bei der Vorstellung der Pläne 2021.
Der schwimmende Stromerzeuger soll unter anderen dafür sorgen, dass das geplante Hafen- und Stadtquartier am See CO2-neutral funktioniert. Die 29-Megawatt-Anlage soll laut Leag jährlich genug Strom erzeugen, um mehr als 8.000 Haushalte mit Strom versorgen zu können.
Leag stellt sich auf Kohleausstieg ein
Durch das Ende der Kohleverstromung in Deutschland passt sich das Energieunternehmen Leag an. Es will nach eigenen Angaben zum größten Erzeuger Erneuerbarer Energien in Deutschland werden. Bis 2030 sollen Wind- und Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt sieben Gigawatt installiert werden.
Für Deutschland war ursprünglich ein Kohleausstieg bis zum Jahr 2038 festgelegt worden. Die Ampel-Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag formuliert, "idealerweise" bis 2030 aussteigen zu wollen. Für das rheinische Revier wurde das inzwischen so festgelegt.
Flutungsstopp wegen Trockenheit
Der Cottbuser Ostsee wird seit April 2019 geflutet, aktuell mit rund 3.600 Liter pro Sekunde [Stand: 16. Mai | Quelle: leag.de]. Der Pegel liegt nach den jüngsten Zahlen aus dem April etwa sechs Meter unter dem angepeilten Endstand. Gut 80 Prozent des Wassers kommt aus der Spree, der Rest durch Grundwasseranstieg. Weil die vergangenen drei Jahren besonders trocken waren, floss mehrmals monatelang nicht ein Tropfen Spreewasser in den See.
Der Ostsee entsteht auf dem Gelände des früheren Tagebaus Cottbus-Nord, direkt an der Stadtgrenze. Die Leag geht davon aus, dass er Mitte der 2020er Jahre fertig geflutet sein wird. Es wird laut dem Unternehmen der größte Bergbaufolgesee Deutschlands. Kritiker befürchten, dass von der großen Oberfläche in heißen Sommern Millionen Liter Wasser verdunsten werden.
Mit Informationen von Nico van Capelle.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.05.2023, 15:10 Uhr