Geplanter Solarpark bei Hohensaaten - Gutachten kann geschützte Brutvogel-Arten nachweisen

Di 24.10.23 | 11:50 Uhr
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Symbolbild: Ein Seeadler fliegt über einem Waldstück. (Quelle: dpa/zoonar)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.10.2023 | Philipp Gerstner | Bild: dpa/zooar

In einem Wald bei Hohensaaten soll ein 200 Hektar großer Solarpark entstehen. Viele Naturschützer wehren sich gegen das Projekt. Nun wurde geklärt, welche Tiere in diesem Wald leben.

In einem Wald bei Bad Freienwalder Stadtteil Hohensaaten (Märkisch-Oderland) plant der Investor Lindhorst einen Solarpark. Der soll bis zu 200 Hektar groß werden. Damit wäre die Anlage eine der größten Photovoltaik-Flächen Deutschlands. Viele Naturschützer wehren sich seit Bekanntwerden der Pläne gegen das Projekt. Denn der Wald ist schon seit Jahren umzäunt. Dadurch hätten sich dort viele seltene Tierarten angesiedelt, heißt es von den Gegnern des Vorhabens. Welche Tiere dort nun wirklich im Wald zwischen Hohensaaten und Oderberg leben, hat jetzt ein Artenschutz-Gutachten geklärt.

Die Forscher haben auf 285 Seiten dargelegt, dass 60 Brutvogelarten entdeckt wurden, von denen rund die Hälfte bedroht ist. Darunter sind beispielsweise auch der Schwarzstorch und der Seeadler. Auch bedrohte Fledermausarten leben dort und könnten zum Problem für die geplante Photovoltaik-Anlage werden.

Nabu kritisiert Ausgleichs-Maßnahmen

Der sogenannte Artenschutz-Fachbeitrag ist zwar ausführlich, mit den Schlussfolgerungen ist Björn Ellner vom Naturschutzbund Brandenburg (Nabu) allerdings nicht zufrieden. "Bei jeder Art werden Vermeidungs-Maßnahmen formuliert", so Ellner gegenüber dem rbb. "Aber nur zu sagen, wir machen ein paar Ausgleichsmaßnahmen und dann ist die Sache geregelt, halte für durchaus fragwürdig."

Für den Nabu sei der Wald aus Sicht des Naturschutzes ein sehr interessantes Gebiet und sollte auf jeden Fall unverändert bleiben. Auch immer mehr Freienwalder Stadtverordnete sind sich mittlerweile unsicher, ob der Solarpark gebaut werden sollte. Zwar haben die Bürgervertreter bisher immer für das Projekt gestimmt, die Bedenken werden aber größer, sagte Evelyn Faust, die für die Grünen im Stadtparlament der Kurstadt sitzt. "Einige halten sich noch bedeckt, weil sie noch die Ergebnisse abwarten wollen. Aber ich hoffe, wir dann doch zu er Einschätzung kommen, dass das Projekt so nicht tragbar ist."

Teilstücke statt ein großer Solar-Park?

Ihre Fraktion mit drei weiteren parteilosen Mitgliedern möchte sich gegen den Solarpark aussprechen. Die anderen warten noch auf die Einschätzung der Behörden. Eine hat bereits eine erste unverbindliche Einschätzung abgegeben: das Umweltamt Märkisch-Oderland. Dessen Leiter Gregor Beyer sagt zu den Plänen des Investors: "Was wir wissen, ist, dass ja doch eine sehr große Solar-Fläche geplant ist. Wir haben ihm Hinweise gegeben, dass wir glauben, dass diese Größe an einem Stück so wahrscheinlich nicht Genehmigungs-fähig sein wird, und können ihm dann nur empfehlen, eine solche Fläche in kleinere Flächen zu teilen, um auch Vernetzungs-Korridore für diese seltene Tierarten aufrechtzuerhalten."

Der Investor selbst hatte dem rbb am Montag auf Anfrage mitgeteilt, dass er an den bisherigen Plänen festhalten werde. Diese werden am 7. November in einer Bürgerversammlung bekannt gegeben.

Bereits im Juni dieses Jahres wurde bekannt, dass der umstrittene Solarpark kleiner werden soll als ursprünglich geplant. Statt 250 sollen nun 200 Hektar belegt werden. Anfangs war geplant, insgesamt 370 Hektar Wald für den Solarpark und ein Gewerbegebiet zu roden. Naturschützer kritisieren die Pläne. Auf einer Bürgerversammlung wurde damals zudem über Möglichkeiten debattiert, neben Solar- auch Windkraftanlagen zu bauen. Diese und weitere Optionen hatte ein vom Investor beauftragtes Planungsbüro vorgeschlagen. Lindhorst sagte, er sei bereit, auf Windkraftanlagen zu verzichten. Naturschützer und Anwohner hatten ihre Bedenken dazu geäußert. Bisher war nur von einem kleineren Energiepark ausgegangen worden, falls zusätzlich zu den Photovoltaik- auch Windkraftanlagen gebaut werden. In diesem Fall könne man für dieselbe Leistung weniger Fläche verwenden. Entstünde am Ende ein reiner Solarpark auf nur 200 Hektar, dann müsste man mit weniger Leistung rechnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.10.2023, 14:40 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

2 Kommentare

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  1. 2.

    Da soll wieder Mal Natur, tierisches Leben, Wald geopfert werden, damit auch ich u.a. diesen Beitrag schreiben kann!
    Strom ( natürlich Grün)aus einer Gegend wo sich das Leben, Flora und Fauna zurückziehen wird, hat Was: ,, den zukünftigen Wüstenplaneten "!!!
    Tja, das ist halt Grün von den Grünen, Berlin machte es vor: ,, wie weniger Straßenbäume, Grüne Radwege ( statt die vorhandenen Roten ), Grünspan an den Straßenschildern und die S-Bahn die nach ihren Plänen auch grün werden sollte "!
    Ich tendiere da eher für den Erhalt des Waldes, da das richtige Grün besser zwitschert, piepst, quakt und rörrrt!
    Und wie ist es mit Euch???

  2. 1.

    Es ist schon absurd, dass unter dem Banner des Klimaschutzes genau das zerstört wird, was eigentlich geschützt werden soll. Photovoltaik gehört in die Siedlungen auf die Dächer, auch wenn das etwas komplizierter wird, nicht in die freie Landschaft.

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