Unter-Treuhandstellung der Raffinierie - PCK-Auftragnehmer in Schwedt berichten von Existenzsorgen
Am Wirtschaftsstandort Schwedt macht sich Unruhe breit. Die Öl-Raffinerie PCK gilt als ein Sorgenkind von Bund und Land. Vor allem kleinere Unternehmen berichten von Existenzsorgen.
Unternehmen im Umfeld der Ölraffinerie in Schwedt sorgen sich einer Umfrage zufolge um ihre wirtschaftliche Existenz, sollte es bis zum Sommer keine Klarheit über die Zukunft und Neuausrichtung der PCK geben. Das habe eine Befragung von 75 Auftragnehmern und Zulieferern der Raffinerie ergeben, teilte die Wirtschaftsförderung Brandenburg am Mittwoch mit. Ein Verlust von Fachkräften am Standort Schwedt im Nordosten Brandenburgs sei bereits zu spüren.
IHK befürchtet schleichenden Niedergang
"Sollte es nicht zeitnah Aufschluss über die Ausrichtung der Raffinerie geben, ist ein schleichender Niedergang zu befürchten", sagte der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg, Gundolf Schülke einer Mitteilung zufolge. "Ein halbes Dutzend kleinerer und mittlerer Unternehmen könnte dichtmachen, viele der größeren Unternehmen am Standort würden sich nach und nach verkleinern oder den Standort völlig aufgeben." Die Wirtschaftsförderer richteten sich mit ihrer Forderung nach einer raschen Klarheit zur Zukunft der Raffinerie an die PCK-Gesellschafter und die Bundesregierung.
Die allgemeine Unsicherheit am Standort führe dazu, dass es die Unternehmen besonders schwer hätten, neue Fachkräfte zu gewinnen, sagte Schülke.
Kommt die grüne Raffinerie?
Die Befragung zeige aber auch, dass viele Unternehmen bereit seien, in neue Geschäftsfelder zu investieren und etwa die Erzeugung von Wasserstoff zu unterstützen. "Aber diese Dynamik wird ausgebremst, wenn es keine Klarheit über die Zukunft der PCK-Raffinerie gibt - Stichwort grüne Raffinerie", sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg, Sebastian Saule.
Die Befragung hatten die IHK Ostbrandenburg, die Wirtschaftsförderung und die Stadt Schwedt im Februar und März dieses Jahres durchgeführt. Etwa die Hälfte der Unternehmen habe bereits reale Umsatzeinbußen durch das Öl-Embargo erfahren müssen, hieß es.
Unter-Treuhandstellung kam im Zuge von Russland-Sanktionen
Die PCK-Raffinerie, die große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff versorgt, verarbeitete bis Ende 2022 hauptsächlich Rohöl aus Russland. Im Zuge der Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beschloss die Bundesregierung, auf russisches Öl zu verzichten.
Wegen der Sanktionen war die Raffinerie in den vergangenen vier Monaten durchschnittlich zu 58 Prozent ausgelastet, wie PCK-Chef Ralf Schairer am Mittwoch mitteilte. Für Juni erwartet er eine Auslastung von 70 Prozent. Seit Jahresanfang geht es daher um die Frage, wie die Raffinerie auch mit Rohöl aus anderen Quellen und über neue Lieferwege ausreichend versorgt werden kann. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Brandenburg zeigten sich am Mittwoch zuversichtlich, dass über den Hafen im polnischen Danzig weiteres Öl geliefert werden kann. Außerdem soll mehr Öl aus Kasachstan nach Schwedt fließen.
Zudem fördert die Bundesregierung eine Neuausrichtung des Unternehmens PCK. Dabei soll die Wasserstoff-Erzeugung eine wichtige Rolle spielen. Noch bis zum 17. Mai steht ein Großteil der Anlagen wegen einer umfangreichen Wartung still.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.05.2023, 15:40 Uhr