Kreislaufwirtschaft zwischen Berlin und Schwedt - Wie Hersteller und Drucker mit Altpapier Ressourcen sparen
Tonnenweise Altpapier aus Berlin landen täglich in einem Werk in Schwedt. Dort wird der Abfall aufgearbeitet und zurück an Druckereien geliefert. Die Recycling-Produkte werden nicht nur zusammen vermarktet, sondern sollen auch Energie und Rohstoffe sparen.
Den CO2-Fußabdruck mindern, ökologische Verantwortung übernehmen und damit einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten – das haben sich mittlerweile viele Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. In Berlin und Brandenburg zeigen Firmen aus der Papier- und Druckbranche, wie es mit regionaler Kreislaufwirtschaft gehen soll, Ressourcen gemeinsam zu nutzen sowie Abfall zu minimieren. Denn seit wenigen Jahren gibt es das Konzept des sogenannten Regio-Loops. Unter diesem Kennzeichen vermarkten Druckereien aus dem Großraum Berlin in Kooperation mit einem Hersteller aus der Uckermark viele ihrer Produkte aus Recyclingpapier.
Altpapier wandert in die Waschmaschine
Beim Papierproduzenten Leipa in Schwedt rollen täglich mehr als 100 Lkw aus ganz Europa auf das Gelände - viele davon auch aus der Hauptstadt. Sie kippen pro Ladung bis zu 22 Tonnen Altpapier wie Zeitungen und Prospekt ab. Dieses Papier landet nicht etwa im Müll, sondern wird einem Kreislauf zugeführt.
Schwere Maschinen schieben den Abfall zu großen Haufen zusammen oder heben die gepressten Stapel von den Transportern. In den Lagern beginnt dann die Wiederverarbeitung. Dafür verantwortlich ist Sebastian Stockfisch, Abteilungsleiter für die Altpapieraufarbeitung. Er greift in einen der meterhohen Stapel und zieht einen verknüllten Wandkalender heraus. "Hier haben wir zum Beispiel ein Papier von einer Druckerei aus Berlin, welches wir wieder aufbereiten und sauber machen."
Das geschieht unter anderem in einer Art überdimensionierter Waschmaschine. In der rotierenden Trommel werden die Druckfarben aus dem Papier herausgewaschen und Fremdkörper entfernt. "Wir nehmen Papier und Wasser, mixen die Zusammen und geben ein bisschen Chemie zusammen, wie sie es in ihrer Waschmaschine kennen", sagt Stockfisch. "Persil ist ein bekanntes Wort. Wir setzen Peroxid-Silicat und Natriumlauge ein, um die Druckfarben vom Fasermaterial zu lösen."
Am Ende kommt dabei ein weißer Brei heraus: der Ausgangsstoff für die Papierherstellung. In der Nachbarhalle wird dann das neue Magazinpapier gefertigt - insgesamt 1.200 Tonnen täglich, rund um die Uhr. Papier für Broschüren, Bücher, Zeitschriften und Prospekte.
Magazine für Berliner Kulturszene
Das neue, alte Papier geht dann wiederum an Unternehmen nach Berlin, die sich dem Recycling verschrieben haben. "Der Regio-Loop ist tatsächlich eine Initiative, wo die Leipa viel Wert darauflegt, dass wir regionale Drucker ansprechen und beraten, unsere Produkte zu benutzen, und genauso dann den Kreislauf zu beachten, dass die Produkte, die anfallen, dann am Ende wieder hier ankommen, um wieder zurück zu gelangen", erklärt Romy Kielpinski aus dem Bereich Nachhaltigkeit von Leipa.
Einer der Partner ist das "Druckhaus Sportflieger" aus Berlin-Treptow. Geschäftsführer Till Tolkemitt ist vom Konzept überzeugt. "Das ist das einzige Recyclingpapier europaweit, das innerhalb eines Umkreises von 100 Kilometern bleibt. Wir haben hier Papierreste, die dann an die Papierfabrik bei Leipa gehen, dort recycelt werden und dann wirklich zu uns zurückkommen. Alles in einem Umkreis von 100 Kilometern."
Das Druckhaus Sportflieger und die Agentur "Umweltdruck" produzieren vor allem Bücher und viele Magazine für die deutsche Verlagsbranche. Schwerpunkt ist die Berliner Kulturszene.
Wiederverwendung soll Ressourcen sparen
Papier kann für hochwertige Produkte bis zu sieben Mal, für die Verpackungsindustrie sogar um das zwanzigfache recycelt werden. Das reduziert nicht nur die Menge an Abfall, sagt Danica Lind von Umweltdruck. "Das macht 100 Prozent weniger Holz, 78 Prozent weniger Wasser, 68 Prozent weniger Energie und hat einen viel geringeren CO2-Fußabdruck, als das Frischfaserpapier hätte."
Als bedeutenden Aspekt sieht auch Produktionsleiter Toni Schoppe in Schwedt das Thema Energie dann. Denn viel davon wird bei der Papierproduktion benötigt. Durch den Einsatz von Altpapier könne das aber minimiert werden. "Aktuell ist natürlich die größte Herausforderung, wettbewerbsfähig zu bleiben und das nicht nur im deutschen, sondern im Europäischen Markt. Da spielt Energie eine ganz große Rolle. Die Kreislaufwirtschaft darf nicht unterbrochen werden. Die Endkunden- und -verbraucher müssen ihr Papier dafür aber immer wieder der Papiertonne zu führen."
Und so werden auch die aktuell in Berlin produzierten Wandkalender irgendwann wieder im Altpapier im Brandenburgischen Schwedt landen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell vom 03.02.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Riccardo Wittig