Konkurrenz zu Fahrdienstleistern - Taxis in Berlin können bald Festpreise anbieten

Sa 27.04.24 | 12:26 Uhr
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Symbolbild: Taxen stehen in Berlin vor dem Hauptbahnhof und warten auf Fahrgäste. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: rbb24 Abendschau | 28.04.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Paul Zinken

Einer der großen Vorteile von Fahrdienstvermittlern wie Uber ist der Festpreis, der den Kunden schon vor der endgültigen Buchung genannt wird. In Berlin sollen künftig auch Taxis vor der Fahrt feste Preise angeben können. Noch hapert jedoch die Technik.

Ab Sommer können die Berlinerinnen und Berliner bei der Buchung eines Taxis einen Festpreis für ihre Fahrt vereinbaren. "Die Festpreise für Taxen sind auf dem Weg", sagte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) der Nachrichtenagentur DPA. "Wir hatten auf den letzten Metern noch Probleme mit den Taxameter-Herstellern. Die müssen das erst mal programmieren. Die digitale Lösung über Taxameter beginnt daher erst am 1. Juli", sagte die Senatorin. "Wir werden die Festpreise jetzt aber trotzdem einführen."

Alle Vorbereitungen seien getroffen, den Senat passiert habe das Thema aber noch nicht, hieß es. Gegenwind aus anderen Senatsverwaltungen erwartet das Verkehrsressort aber nicht. Für die Zeit vom Start des Festpreises bis zum 1. Juli sei ein Dokumentationssystem entwickelt worden, "mit dem man nachvollziehen kann, dass da auch wirklich kein Betrug stattfindet", sagte Schreiner.

Staus und Umwege machen Fahrt dann nicht mehr teurer

Die Taxi-Branche hatte zuletzt immer wieder auf die Möglichkeit von Festpreisen gepocht. Sie erhofft sich dadurch eine bessere Wettbewerbssituation gegenüber Fahrdienstvermittlern wie Uber oder Bolt. Bei den Plattformen können die Kundinnen und Kunden stets vorab sehen, wie viel sie für die geplante Fahrt zahlen müssen. Staus, andere Behinderungen oder Umwege während der Fahrt haben nach der Buchung dann keinen Einfluss mehr auf den Preis.

Die Fahrdienstvermittler standen allerdings zuletzt in der Kritik, weil viele Fahrzeuge ohne Genehmigungen auf Berlins Straßen unterwegs waren. Der Senat sperrte deshalb vor Kurzem ein Viertel aller Fahrzeuge, die auf den Plattformen der Unternehmen angeboten wurden. In den Wochen zuvor hatte das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) in diesem Zusammenhang mehr als 8.900 Fahrzeuge überprüft.

Senatorin Schreiner will bei den Fahrdienstvermittlern auch künftig hart durchgreifen. Ihre Vorgänger hätten zwar den Wettbewerb bei der Personenbeförderung geöffnet, danach aber keine Betriebsprüfungen durchgeführt oder sich die Geschäftspläne der Unternehmen genauer angeschaut.

"Wettbewerb ist gut für den Kunden, weil es auch in der Preisgestaltung etwas bewirkt. Aber wenn der Wettbewerb auf Kosten der Mitarbeiter geführt wird, die teils rund um die Uhr fahren, keine Haftpflichtversicherung und, wenn es ganz schlimm kommt, nicht mal einen Führerschein haben, dann hört es doch wirklich auf", sagte Schreiner der DPA.

Mindestpreis für Schreiner denkbar, aber juristisch schwierig

"Wir wollen uns jetzt mal angucken, wie sich das eigentlich auswirkt, wenn wir dem Taxi-Gewerbe mit den Festpreisen wieder eine Wettbewerbssituation schaffen. Und wie wirkt es sich aus, dass 25 Prozent der Mietwagen weniger auf der Straße sind", sagte die Senatorin. Erste Zahlen zeigten bereits, dass die Wartezeiten "ein bisschen höher geworden sind - was ja dafür spricht, dass schon ein Effekt am Markt erzielt wurde".

Bei den Mietwagenplattformen unterscheiden sich die Fahrtpreise stark nach der Uhrzeit der Buchung und dem Fahrgastaufkommen. Nachts sind Fahrten meist deutlich günstiger als tagsüber. Die Preise für Taxis sind gesetzlich festgelegt, eine flexible Preisgestaltung ist dabei nicht vorgesehen.

Eine Einführung von Mindestpreisen für die auf Fahrdienstplattformen gebuchten Fahrten hält Schreiner grundsätzlich für denkbar - allerdings erst nach sehr genauer Prüfung. "Einfach einführen kann man die nicht. Die Anbieter sind anwaltlich bestens vertreten. Wir kennen das aus anderen Städten, die es schon versucht haben", sagte die Senatorin der DPA. "Da geht dann jeder einzeln gegen vor. Insofern ist es auch für uns notwendig, uns gut zu beraten. Wir können solche Maßnahmen nur machen, wenn man sie auch gut vertreten kann."

Sendung: rbb 88.8, 29.04.2024, 15:30 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Ich bin ab und zu aus medizinischen Gründen auf ein Taxi anweisen, allerdings Kurzstrecke. Ich sage es auch immer an und noch nie hat ein Taxifahrer gemosert. Im Gegenteil, sie waren immer freundlich. Auch wenn ich vorm Krankenhaus gewartet habe und von Faketaxifahrern sogar aktiv angequatscht wurde, was ich als rotzfrech empfinde, weil diese Typen versuchen, aus Notlagen von Patienten vor Krankenhäusern Kapital zu schlagen, stieg ich dann grinsend in das echte Taxi ein. Aber vorher bekam das Fake noch einen Hinweis auf Qualität eines seriösen Taxis und Sicherheit des Fahrgastes.

  2. 24.

    Ich erinnere mich an einen Werbeslogan: "Für 5 Mark bringen wir Sie um die Ecke." Vielleicht waren es auch 5 €, aber ich würde mich doch eher von einem Taxifahrer wie Ihnen um die Ecke bringen lassen, wenn nötig.

  3. 23.

    Werter Karl
    Ich war 15 Jahre Taxifahrer in Berlin, davon die letzten 5 mit eigenem Betrieb. Ortskundeprüfung, Prüfung bei der IHK, Versicherungspflicht, jährlich zum TÜV sind nur ein paar der Unterschiede zu UBER und Co. Wahrscheinlich würde ich auch heute noch fahren, wenn ich nicht den Wohnort gewechselt hätte. Und vom "Taxirecht" haben sie entweder keine Ahnung (z.B. was die Fahrpreise betrifft), oder sie haben die Meldungen der letzten Wochen übersehen, welche "Rechtsgrundlage" für die ach so modernen "Vermittler" nicht eingehalten wurden und werden. Fahren Sie weiter, mit wem sie wollen, aber wundern Sie sich nicht, wenn sich im Fall eines Unfalls rausstellt, auf welcher Grundlage ihr freundlicher und billiger Fahrer unterwegs ist.

  4. 22.

    Uber, Bolt, etc. sind unregulierte Pseudo-Taxen, die so gar nicht auf dem Markt sein dürften. Es muss schon gleiches Recht für alle gelten. Oder sind US-Konzerne unantastbar?

  5. 21.

    Hm finde ich interessant…. Also machen die das Gleiche wie Mercedes und BMW die jahrelang Gewinne zum Mutterkonzern in die USA transferiert haben um in Deuschland keine Steuern zu zahlen…. Eine Frechheit von Uber es den deutschen Unternehmen gleich zu tun. Sind aber alle in bester Gesellschaft etliche andere DAX Unternehmen machen das auch so.
    Es gilt… immer schön aufpassen weshalb man da einen an den Pranger stellt.

  6. 20.

    Und per sms bekommt man auch beim Taxi aufs Handy, welcher Wagen einen in wieviel Minuten abholt.

  7. 19.

    Live Standort teilen funktioniert auch im Taxi. Aber wer um Ausreden nicht verlegen ist, muss natürlich sowas schreiben.

  8. 18.

    Das wäre dann wie Grab. Man weiss, was die Fahrt kostet vor Fahrtantritt. Prima!

  9. 17.

    Ich fahre lieber bei Uber, bolt ect. Vorteile: ich sehe, wer mich abholt (Foto, Autobezeichnung, Fahrer-Name plus Kennzeichen sind mir beim Buchen bekannt). Ich sehe, welche Strecke wir fahren und kann am Handy/Laptop ganz genau verfolgen, wo der Fahrer ist bzw.wo wir sind. Diese Strecke kann ich auch mit anderen teilen, so sehe ich, wo meine Mutter gerade unterwegs ist oder mein Mann sieht, wo ich mich gerade befinde.
    Der Preis ist fix und ändert sich nicht plötzlich. Sollte es bei der Fahrt

  10. 16.

    Willkommen in der realen Welt des Kapitalismus. Da wird dann auch Adidas von Nike überboten. Aber die Menschen in Deutschland wollen es nicht anders. Anti-Kapitalistische Parteien werden eher selten gewählt und mit DDR gleich gesetzt. Ihr lebt alle so wie ihr es wollt! Ob blau, schwarz, rot oder grün.

  11. 15.

    Junge Menschen mit Smartphone und „Geiz ist geil“-Mentalität werden Ihnen sicher zustimmen. Aber das ist nur ein Teil der Bevölkerung. Andere Bevölkerungsgruppen sind froh, dass es noch Taxen gibt. Ich selbst nutze seit Jahren regelmäßig einmal pro Woche ein Taxi. Ich habe mit einer Ausnahme immer nur freundliche, kompetente Fahrer erlebt, die zuverlässig pünktlich waren und mich ohne unnötige Umwege an den Zielort brachten.

  12. 14.

    Ich unterstütze ausschließlich Taxi! Diese Billiganbieter machen alles kaputt!!

  13. 13.

    Ich kann soviel Unwissen nicht fassen: Uber und Co sind Fahrdienstvermittler. An wen? An Fahrdienste. Was sind Fahrdienste? Keine Taxen mit P-Schein.

  14. 12.

    Über ist ein amerikanisches Betrüger Unternehmen, das in D keine Steuern zahlt und den ehrlichen Taxifahrerin die Existenz zerstört. Und der blöde Senat gibt denen noch den Namen
    "UBER" Arena. Unfassbar, was alles für Geld getan wird.

  15. 11.

    Meine Zustimmung. Wenn ick abends um die Häuser ziehe, weiß ick doch vorher nich, wie angetütert ick nachts aus der Bar falle. Oder wenn ich nicht weiß, ob ich von der Fernreise pünktlich am Hbf. ankomme. Dann bin ich froh, wenn ein Taxi mich voll und mit Reisegepäck beladen nach Hause kutschiert.

  16. 10.

    Ich fasse es immer und immer und immer noch nicht ... Uber und Co. sind TAXEN ... Von Anfang an ... Sind Taxen, sind Taxen, sind Taxen ... Was denn sonst ?! ... Es musste schon immer das Taxi-Recht gelten .... Und Uber selbst war und ist als Vermittler nichts anderes als z.B. Würfelfunk oder andere Taxizentralen ... NICHTS ANDERES !

  17. 9.

    ...wohne jetzt über 20 Jahre in Berlin. Ich habe noch nie ein Taxi gebraucht...Sorry - man haben wir Luxusprobleme....

  18. 8.

    "Taxen braucht kein Mensch". Dieses "braucht kein Mensch" ist sowas von nervend. Auch bei anderen Themen. Schreiben Sie doch: Ich, der Karl, brauche keine Taxis. Oder glauben Sie wirklich das NIEMAND ein Taxi braucht?

  19. 7.

    @ Karl
    Doch. Mal an ältere Menschen z.B. auf dem Weg zum Arzt oder in die Oper gedacht? Die haben oft kein Smartphone oder Internet und überhaupt kein Interesse, von jugendlichen Uber-Rennfahrern durch Berlin katapultiert zu werden. Auch ich mit meinem Kleinkind würde immer nur mit einem seriösen Taxifahrer fahren.

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