Dritter Tag des Ausstands - Tausende bei Warnstreiks im Öffentlichen Dienst

Fr 07.03.25 | 16:37 Uhr
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Die Beschäftigten im Einzel- und Großhandel in Berlin und Brandenburg sind am Freitag zu einem Warnstreik aufgerufen. (Quelle: imago images/Heinrich)
Video: rbb24 Abendschau | 06.03.2025 | Max Kell | Bild: imago images/Heinrich

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Arbeitnehmerseite ihre Warnstreiks am dritten Tag fortgesetzt. Der Fokus lag laut Verdi auf Bereichen wie Kliniken und Kitas. Damit wolle man auch an die Gleich-Bezahlungsforderung des Equal-Pay-Day erinnern.

  • Warnstreiks im öffentlichen Dienst am Freitag fortgesetzt
    Gewerkschaft spricht von "zehntausenden Beschäftigen", die sich beteiligten
  • Stadt- und Kreisverwaltungen sowie Kitas und Horte im Westen Brandenburgs eingeschränkt
  • Hintergrund ist Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, verhandelt wird für 2,5 Millionen Beschäftigte

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen habe Beschäftigte ihre Warnstreiks am Freitag fortgesetzt. In Potsdam und im westlichen Brandenburg traten laut Verdi viele Beschäftigte der Stadt- und Kreisverwaltungen in den Warnstreik. Auch viele Kitas und Horte wurden demnach bestreikt. Die Gewerkschaft sprach in einer Pressemitteilung vom Nachmittag von "zehntausenden Beschäftigen", die sich am Ausstand beteiligten.

Vom ganztägigen Warnstreik sind die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel sowie die Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel, Havelland, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming betroffen. Dort seien Kitas wegen der Arbeitsniederlegungen geschlossen worden oder arbeiteten im Notbetrieb, sagte eine Sprecherin von Verdi. Verdi hatte Berufsgruppen, in denen besonders viele Frauen arbeiten, zu dem bundesweiten Warnstreiktag aufgerufen.

In Berlin setzen laut Verdi unter anderem die Beschäftigen von Charité und Vivantes ihre Streiks am Freitag fort. Auch bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) soll der Streik fortgeführt werden. Dort sind zudem vom 10. bis 16. März einzelne Teilbereiche und an drei Tagen die gesamte Belegschaft zum Streik aufgerufen.

Verdi gab an, dass für Freitag vor allem zu Warnstreiks aufgerufen wurde bei Berufsgruppen, die besonders häufig von Frauen ausgeübt werden: also Kitas und andere Einrichtungen für soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege. Anlass ist der sogenannte Equal Pay Day am 7. März und der Internationale Frauentag am 8. März.

"Der Streiktag am Equal Pay Day / Frauentag ist ein deutliches Signal für mehr Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den sozialen (Frauen-) Berufen im öffentlichen Dienst und eine Reaktion der Beschäftigten darauf, dass es auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot gab", erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. "Das Leben der Beschäftigten ist oft durch Doppelt- und Dreifachbelastungen geprägt", erklärte Behle. "Neben der Arbeit müssen die eigenen Kinder versorgt und Angehörige gepflegt werden."

Tarifstreit geht in die dritte Runde

Hintergrund ist der Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Verhandelt wird für insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigte. Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat sowie mehr freie Tage.

Die Arbeitgeber haben kein konkretes Angebot vorgelegt, haben aber die Forderungen von Verdi als nicht finanzierbar zurückgewiesen. Einzelne Mitglieder des Verbands der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) fordern den völligen Verzicht auf Lohnerhöhungen. Mitte Februar hatte es bei der letzten Verhandlungsrunde keine Annäherung gegeben.

Für den Bund sitzt Innenministerin Nancy Faeser (SPD) mit am Tisch. Die Tarifverhandlungen werden vom 14. bis 16. März in Potsdam fortgesetzt. In den vergangenen Wochen gab es bereits bundesweit mehrfach teils flächendeckende Warnstreiks, etwa auch in Kliniken.

Streiks bereits am Mittwoch und Donnerstag

Bereits seit Wochen wird in Deutschland im öffentlichen Dienst immer wieder gestreikt. In dieser Woche kam es seit Mittwoch auch in der Region zu Warnstreiks. In Teilen Brandenburgs wurden die Mülltonnen nicht geleert. An dem Ausstand beteiligten sich Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe in Potsdam (STEP), Potsdam-Mittelmark (APM) und Südbrandenburg (SBAZV). Vereinzelte Recyclinghöfe wie in Ludwigsfelde und Luckenwalde blieben geschlossen. In einigen Orten fiel die Altpapierabholung aus. In anderen Gemeinden wurde der Hausmüll nicht abgeholt. Betroffen sein sollte auch die Straßenreinigung in Potsdam, wie es auf der Internetseite der Abfallentsorgung der Landeshauptstadt hieß.

Laut Verdi hatten sich bereits am zweiten Tag der Warnstreiks, am Donnerstag, in Berlin und Brandenburg rund 4.000 Beschäftigte an dem Arbeitskampf beteiligt.

In Berlin versammelten sich da rund 1.500 Menschen zu einer Verdi-Kundgebung am Virchow-Klinikum in Wedding. Bei der BSR waren laut der Gewerkschaft etwa 2.000 Beschäftigte im Streik. In Brandenburg beteiligten sich am Donnerstag laut Verdi rund 500 Beschäftigte am Warnstreik in Cottbus und den umliegenden Landkreisen. Mehrere Kitas und Horte blieben also bereits am Donnerstag teilweise geschlossen und auch die Angebote in Bürgerämtern waren eingeschränkt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.03.2025, 15:00 Uhr

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9 Kommentare

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  1. 8.

    Ja, diese Umsummen. In der teuersten Variante (60 Liter / 14 Tage) zahlen sie im Quartal rd. 33 Euro. Macht bei sechs Abholungen 'n schlappen Fünfer alle 14 Tage. Ganz ehrlich - das sind die Jungs und Mädels, die jeden Tag unseren Müll bei Wind und Wetter wegkarren mir wert. Außerdem kann man auch gleich Abfallvermeidung üben.

  2. 6.

    Die armen Mitarbeiter können einem nur leidtun ! Minimale und miese Bezahlung, maximale Ausbeutung, schlechte Versorgung und einen nicht sicheren Arbeitsplatz. Da hilft nur, den Arbeitsplatz wechseln ! Auf dem Bau ist alles wesentlich besser und vor allen Dingen : Wesentlich mehr Geld, wegen fehlender Fachkräfte und gute Stimmung !

  3. 5.

    Wir leben in einem Panoptikum. Trotz Streik sind wir nach der Satzung verpflichtet, die Müllgebühren weiter zu zahlen. Der BSR kann es daher egal sein, wie lange gestreikt wird. Den Schaden hat allein der Kunde. Die entsprechende Satzung muss schnell geändert werden vom Senat

  4. 4.

    Warum es nicht schon längst Zusammenschlüsse von Eltern gibt? Wenn sich 5 Paare zusammentun, dann kann jedes Paar 1 Tag auf die Kinder der anderen mit aufpassen. Somit ist es dann pro Person 1/2 Tag, um sich von Kitas und Co. frei zu machen. Wir machen das erfolgreich seit Jahren so, ist auch besser und flexibler als Kita.

  5. 3.

    Funktioniert die Müllabholung eigentlich am Paul-Thiede-Ufer 10? Oder lässt sich da Verdi selbst bestreiken?
    Ansonsten würde ich meinen nicht abzugebenden Sperrmüll (den man mir nicht erlaubt vor dem zuständigen Ort abzugeben , und den ich nicht auf die Straße stellen möchte) dort abladen….

  6. 2.

    Ganz toll, die Berufstätigkeit von Eltern wird wiedermal eingeschränkt... insbesondere berufstätigen Frauen wird es durch die unzuverlässigen Beteeuung in Kitas unmöglich gemacht, was für meine Mutter und Großmutter z.B. in der DDR ohne Probleme möglich war: vollzeit berufstätige Mütter zu sein...Aber der Osten wählt ja AfD, 18 Prozent der Wählerinnen wollen sich in Zukunft lieber dafür bezahlen lassen, mit Kind zu Hause zu bleiben, statt Beruf und Familiebzu haben... Der Streik vor dem Frauentag trägt absolut nichts zur Gleichberechtigung bei. Jeder Streik bei ÖPNV, in Betreuung und Gesundheitswesen verhindert mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau.

  7. 1.

    Schön, Berlin gönnt sich ein verlängertes Wochenende.