Reaktion auf Vorfälle in Freibädern - Hausverbote und mobile Polizeiwachen sollen Freibäder vor Randalen schützen
Die Berliner Bäder reagieren mit Hausverboten und Schließungen auf die jüngste Randale. Die Gewerkschaft der Polizei fordert strengere Einlasskontrollen, die Bäderbetriebe wollen aber kein "Berghain" sein. Von Yasser Speck
Freibäder sollen eine Oase der Abkühlung und Erholung mitten im Großstadttrouble sein. Das sind sie aber nicht, wenn sich neben der Liege circa 40 bis 50 junge Menschen prügeln oder randalieren. So geschehen am Dienstag im Sommerbad Pankow. Einen Tag später kommt es zu einem ähnlichen Vorfall im Columbiabad in Neukölln.
"Am gestrigen Tag haben kurz vor Badeschluss circa 50 jugendliche Gäste die Großrutsche des Bades gestürmt und randaliert", sagt der Vorsitzende der Berliner Bäder-Betriebe Johannes Kleinsorg am Donnerstag. Die Polizei erschien mit mehreren Dutzend Einsatzkräften und ließ das Schwimmbad räumen.
2023 bislang 25 Hausverbote in Berliner Bädern
Immer wieder kommt es in Berliner Freibädern zu Gewalt und Randale. Aus einer Statistik der Berliner Polizei geht hervor, dass es im Jahr 2022 zu 57 Gewaltdelikten in Berliner Freibädern kam. 2018 waren es 77 und 2019 71. In den Jahren 2020 und 2021 sind die Zahlen aufgrund der Corona-Pandemie nicht aussagekräftig.
Die Berliner Bäder reagieren mit Hausverboten für die mutmaßlich Schuldigen. Insgesamt sprachen die Freibäder in den vergangenen fünf Jahren rund 1.300 Hausverbote aus. In diesem Jahr seien es bereits 25, sagt Claudia Blankennagel von den Berliner Bäder-Betrieben. "Das ist in etwa so viel wie 2022."
Meiste Hausverbote im Sommerbad Pankow
Das Sommerbad Pankow ist "Spitzenreiter" bei den ausgesprochenen Hausverboten. Insgesamt 211 Mal wurde das Betretungsverbot in dem Freibad in den vergangenen fünf Jahren ausgesprochen. Das Sommerbad am Insulaner liegt in der Fünfjahreswertung der Hausverbote auf Platz zwei. 102 Hausverbote waren es in den Jahren zwischen 2018 und 2022. Das Sommerbad Neukölln, auch Columbiabad genannt, liegt auf Platz drei mit 94 Hausverboten in den vergangenen fünf Jahren. Am wenigsten Hausverbote wurden im Kindersommerbad Monbijou ausgesprochen. In den vergangenen fünf Jahren nur zwei Mal.
Wer trotz Hausverbot ins Freibad geht, dem oder der droht eine Anzeige. "Die Mitarbeiter von Sicherheitsunternehmen gehen auch über die Liegewiesen und kontrollieren, dass niemand über Zäune klettert. Falls Personen dabei angetroffen werden, wird die Polizei eingeschaltet und Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt", erklärt Blankennagel von den Berliner Bäder-Betrieben.
Freibad ohne Rutsche und Sprungturm
Die Berliner Bäder-Betriebe ziehen aus den Randalen und Schlägereien weitere Konsequenzen. "Um die Sicherheit aller Badegäste und unserer Kolleginnen und Kollegen zu gewährleisten, werden wir daher in den Sommerbädern Neukölln und Pankow ab sofort die Großrutschen und die Sprungtürme geschlossen halten", kündigt der Vorstandsvorsitzende der Berliner Bäder-Betriebe Johannes Kleinsorg an.
Es seien diese Attraktionen, die die Randalierer anziehen würden. Wie lange in den Sommerbädern Pankow und Neukölln nicht gerutscht oder gesprungen werden darf, sagte Kleinsorg nicht. Einigen geht das nicht weit genug. Sie fordern mehr Konsequenzen.
Gewerkschaft der Polizei setzt auf Abschreckung und Prävention
Gewalt im Freibad ist kein Berliner Problem. Ein Vorfall aus Mannheim vom Mittwoch zeigt, dass es auch an anderen Orten in Deutschland zu Schlägereien in Freibädern kommt. "Bei dem schönen Wetter, da flippen sie teilweise mal ein bisschen aus", sagt Peter Harzheim. Er ist der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister - also Deutschlands höchster Bademeister. Er fordert härtere Strafen für Randalierer und spricht sich für verstärkte Einlasskontrollen aus. "Die Betreiber sollten die Möglichkeit haben Securitys einzustellen." Auch die Polizei sollte mal eine Streife vorbeischicken, sagt er.
Die Gewerkschaft der Polizei schließt Polizeistreifen am Beckenrand oder eine dauerhafte Präsenz im Schwimmbad aus. Das sei mit der aktuellen Personallage nicht zu machen, sagt Alexander Poitz von der GdP. "Strengere Einlasskontrollen, Hinzunahme von Sicherheitsfirmen und Videoüberwachung für die Abschreckung und Dokumentation sollte in Betracht gezogen werden." Poitz sieht die Bäder-Betriebe in der Pflicht, mit der Polizei zusammenzuarbeiten.
Das tun sie bereits. Die Berliner Bäder-Betriebe bestätigen, dass die Polizei auf Streife vorbeikomme und in den Sommerferien mit mobilen Polizeiwachen am Schwimmbad sei. Es müsse allerdings ein sehr niedrigschwelliges Angebot da sein, sagt Matthias Oloew von den Berliner Bädern. "Das Prinzenbad ist nicht das Berghain. Wir können keine Türpolitik machen, und das wollen wir auch nicht."
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.06.2023, 7:30 Uhr.