Starkes Gewitter - Unwetter führt zu schweren Schäden in Brandenburg an der Havel

Mi 16.08.23 | 21:27 Uhr
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Eine Gewitterzelle mit Orkanböen hat am 15.08.2023 große Schäden in der Stadt Brandenburg an der Havel verursacht. (Quelle: rbb/Margarete Neubauer)
Video: rbb24 spezial | 16.08.2023 | Gerald Meyer | Bild: rbb/Margarete Neubauer

In der Nacht auf Mittwoch sind erneut schwere Gewitter über die Region hinweggezogen. Besonders stark betroffen war der Westen Brandenburgs. Eine Frau wurde am Morgen verletzt unter einem umgestürzten Baum entdeckt.
Das rbb-Fernsehen zeigt um 20:15 Uhr ein Spezial zu dem Thema

  • Dächer in Brandenburg an der Havel abgedeckt, Bäume umgeknickt
  • Verletzte Frau unter Baum entdeckt
  • Mehrere Straßen am Mittwoch noch gesperrt
  • Einschränkungen bei ÖPNV, Müllabfuhr, Freibad

Eine Gewitterzelle mit Orkanböen hat am Dienstagabend große Schäden in der Stadt Brandenburg an der Havel verursacht. Wie ein Sprecher der dortigen Feuerwehr am Mittwochmorgen dem rbb sagte, sei es vor allem im Norden der Stadt heftig gewesen; Vergleichbares habe er noch nicht erlebt. Zahlreiche Bäume wurden umgeknickt, einige Dächer wurden abgedeckt.

Durch das Unwetter wurde eine Frau verletzt. Die 36-Jährige sei am frühen Morgen unter einem umgestürzten Baum entdeckt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher dem rbb.

Die heftigen Böen erreichten eine Geschwindigkeit bis zu 148 Kilometern je Stunde, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Potsdam sagte. "Das ist also satte Orkanstärke".

Abgedeckte Dächer und unpassierbare Straßen

Viele Straßensperren - Hotline für Betroffene

Am Mittwochvormittag wurde für Brandenburg an der Havel eine Gefahreninformation veröffentlicht, wonach der Grillendamm, der Mühlendamm, Bergstraße sowie die Ortsverbindung nach Klein Kreutz wegen umgestürzter Bäume gesperrt wurden. Der ÖPNV ist in diesem Bereich eingeschränkt unterwegs. Zudem wird in dieser Mitteilung vor dem Aufenthalt in öffentlichen Parks gewarnt.

Die Stadt Brandenburg an der Havel hat inzwischen eine Hotline eingereichtet, über die Sturmschäden gemeldet werden können: 03381 / 623 623. Es wird gebeten, die Notrufnummern 110 und 112 freizuhalten.

Bürgermeister verspricht schnelle finanzielle Hilfen

Der Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, Steffen Scheller (CDU), hat den von Sturmschäden betroffenen Bürgern schnelle finanzielle Entschädigung zugesagt.

Wenn bei dem Unwetter städtische Bäume auf Autos oder Gebäude gestürzt seien, werde der Schaden durch eine Versicherung reguliert, sagte Scheller am Mittwochabend im rbb24 spezial. Die Betroffenen sollten die Schäden dokumentieren, so Scheller. "Wir haben auf unserer Internetseite Informationen, wie sie uns das per Mail zukommen lassen können. Dann werden wir das beim Haftpflichtversicherer zur Prüfung einreichen, damit es auch schnell reguliert werden kann."

Derweil werden die Aufräumarbeiten in der Stadt noch einige Stunden andauern. Nach Angaben Schellers ist erheblicher Sachschaden entstanden. Das Ausmaß sei noch nicht absehbar, sagte er im rbb24 Inforadio. Es sei auch noch unklar, wie stark einzelne Bäume geschädigt seien. Das werde möglicherweise erst in den kommenden Wochen festgestellt. An die Bürger der Stadt appellierte er, weiter vorsichtig zu sein.

Seinen Angaben zufolge gab es seit Dienstagabend 120 Einsätze der Feuerwehr, der Johanniter und des Technischen Hilfswerks. Es würden aber weitere Schadensmeldungen eingehen. Scheller betonte: "Wir haben noch ein paar Straßen, die gesperrt sind und hoffen, dass wir die schnell freibekommen. Damit wenigstens der Verkehr und der ÖPNV wieder funktionieren."

Auch das Freibad im Marienbad wurde vom Unwetter in Mitleidenschaft gezogen, weshalb es bis auf Weiteres geschlossen bleibt, wie die Stadt auf ihrer Internetseite [stadt-brandenburg.de] mitteilt. Außerdem ist die Müllabfuhr in einigen Straßen der Stadt nur eingeschränkt möglich.

Blitzeinschlag am Beetzsee

In Brielow am Beetzsee (Potsdam-Mittelmark) schlug ein Blitz in ein Haus ein, das komplett niederbrannte. Die Bewohner blieben unverletzt.

Auch im Havelland gab es etliche Feuerwehreinsätze. Nach Feuerwehrangaben musste man vor allem in und um Nauen wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Auch hier sei aber niemand zu Schaden gekommen. Über das Oderland zogen ebenfalls Gewitter. Hier gab es laut der Leitstelle in Frankfurt kaum wetterbedingte Einsätze. Ein Blitz sei in ein Gebäude eingeschlagen, es sei dadurch aber kein Feuer entstanden.

Hitzewarnungen inzwischen aufgehoben

In Berlin hat das Unwetter nach ersten Auskünften der Behörden keine Schäden verursacht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Dienstagabend amtliche Unwetterwarnungen für Teile Brandenburgs herausgegeben. Zwischenzeitlich galten diese etwa für die Kreise Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel und Uckermark. Zuvor hatte der DWD bereits eine amtliche Warnung vor starkem Gewitter für Berlin herausgegeben.

Am Mittwoch beruhigt sich derweil das Wetter ein wenig. Bis zum Vormittag ziehen auch die letzten Schauer rasch Richtung Barnim ab. Bei Sonne und dickeren Wolken sind im Tagesverlauf vor allem in den südlichen Bezirken Berlins und im Süden Brandenburgs einzelne Schauer oder Gewitter möglich bei schwülwarmen 27 bis 28°C. Die am Dienstag für Berlin und Brandenburg ausgerufenen Hitzewarnungen hob der DWD am Mittwochmorgen auf.

Neue schwere Gewitter in der Nacht?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt auch für Donnerstag vor Gewittern in Teilen Brandenburgs. Die Meteorologen würden ab den frühen Morgenstunden bis zum Mittag schwere Gewitter insbesondere im nordwestlichen sowie im mittleren Teil des Bundeslandes erwarten, teilte der DWD am Mittwoch mit. Lokal sei mit "extremem Starkregen" zu rechnen. Zudem erwarten die Experten Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Auch Hagel ist demnach möglich.

Schwere Gewitter waren bereits in der Nacht zu Dienstag über Brandenburg und Berlin hinweg gezogen. Besonders stark betroffen war der Süden Brandenburgs. Am Montagabend wurden in der Nähe von Lübben (Dahme-Spreewald) drei Menschen verletzt, als ein Blitz neben ihnen einschlug.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.08.2023, 10:05 Uhr

19 Kommentare

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  1. 18.

    Wenn man sich überlegt, das bei einem Blitzeinschlag nicht nur materielle Werte vernichtet werden, sondern auch viele Immaterielle, verstehe ich es bis heute nicht, warum Hauseigentümer (EFH/DHH/Reihe) da nicht die paar Euro in die Hand nehmen und ggf. auch nachrüsten, die wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu vorausgesetzt. Ein neues Auto, selbst ein guter Gebrauchter, ist teuerer. Bei älteren Bestandshäusern belaufen sich Endkosten auf rd. 10.000 Euro. Dann hat man aber schon eine "all inclusive" Anlage - inkl. Schutz der Stromversorgung.

  2. 17.

    Danke, dachte ich mir schon.
    Da sind ja noch einige Millionen für Überspannungsschäden enthalten, die von außen über Freileitung o.ä. ins Hausnetz reinkommen und den heimischen Technikpark zur Neuanschaffung "überreden".
    Wo also das Stück Aludraht auf dem eigenen Dach bis in die Erde gar nix bringt.
    Da hilft dann nur der Überspannungsschutz der im übrigen im Neubau und bei Sanierung Pflicht nach VDE Regelwerk ist.
    Für eine allgemeine Blitzschutzpflicht ist die Lobby der Hersteller im VDE zum Glück noch nicht stark genug.
    Ich hab mal einen Blitzableiter am Telefonkabelmast im Erzgebirge glühen sehen. Glück gehabt, dass ich genau in dem Moment hingeschaut habe. Sieht man ja nicht so oft.

  3. 16.

    Kein Unsinn, richtig lesen. Bei BYk ging es um Blitzschäden und nicht um andere Elementarschäden. Darauf habe ich gentwortet.

  4. 15.

    Unsinn. Versicherer leisteten 4,2 Milliarden EUR für Sachschäden durch Naturereignisse.

    https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/naturgefahrenbilanz-2022-mit-4-3-milliarden-euro-ein-durchschnittliches-schadenjahr-fuer-versicherer-116996

  5. 14.

    Byk75 scheint leicht zu übertreiben. In 2022 leisteten die Versicherer rund 170 Millionen. Für mich sind das nicht mehrere hundert Millionen.
    https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/blitzbilanz-2022-170-millionen-euro-schaden-durch-blitzeinschlaege--137042

  6. 13.

    Wenn neben dem Haus ein hoher Baum, ein noch höheres Haus, eine Felswand, ein Sendemast o. ä. steht oder eine Hochspannungsleitung darüber verläuft, ist rein physikalisch kein Blitzableiter notwendig.
    Hab mich in AT immer gewundert, weshalb auf freiem Feld stehende Bauernhäuser keine Blitzableiter haben und nie ein Blitz einschlägt - genau aus diesem Grund.

  7. 12.

    Die Natur schlägt zurück, aber alles nicht so schlimm solange einige "Experten " leider auch hier von Panikmache fabulieren.
    https://www.t-online.de/nachrichten/klima-und-umwelt/id_100226056/im-wdr-meteorologe-sven-ploeger-da-kommt-ein-tsunami-auf-uns-zu-.html

  8. 11.

    Aus welcher Quelle stammt die Zahl?
    Wieviel von den hunderte Millionen geht auf Schäden an elektronischen Geräten durch Überspannung zurück, die mit keinem Blitzableiter am Haus verhindert werden, sondern mit Überspannungsschutz am Stromverteiler?
    Blitz und Überspannungsschutz ist ein Bereich wo man von 3 Fachleuten 5 verschiedene „beste“ Lösungsvorschläge bekommt. Welche davon dem Versicherer genügt weiß man nach dem Schadensfall.

  9. 10.

    Wenn neben dem Haus ein hoher Baum, ein noch höheres Haus, eine Felswand, ein Sendemast o. ä. steht oder eine Hochspannungsleitung darüber verläuft, ist rein physikalisch kein Blitzableiter notwendig.
    Hab mich in AT immer gewundert, weshalb auf freiem Feld stehende Bauernhäuser keine Blitzableiter haben und nie ein Blitz einschlägt - genau aus diesem Grund.

  10. 9.

    Versicherungen interessierte komischerweise dennoch nicht, ob ein Blitzschutz am Haus installiert ist. Man würde für sowas ja gewisse Rabatte erwarten. Gibt es aber nicht. Verständlich ist das nicht. Statt 50 Euro Rabatt im Jahr rechnet es sich offenbar mehr das ein oder andere abgefackelte Haus zu bezahlen.

  11. 8.

    Wow!
    Exorbitante Zahlen. Sehr aufschlussreich.
    Danke für die Info!

  12. 7.

    Blitzableiter an Gebäuden sind gesetzlich nur in besonderen Fällen vorgeschrieben. Angesichts der enormen Schadenssummen, die jedes Jahr durch Blitzeinschläge verursacht werden - in Deutschland laut Gesamtverband der Versicherer mehrere hundert Millionen Euro - ist das genauso überraschend wie unverständlich. Selbst an Mietshäusern sind sie nur Pflicht, wenn die Häuser höher als 20 Meter sind. Da bleibt es dem Eigentümer überlassen, ob er seine Mieter dem Risiko der Schäden durch einen Blitzeinschlag aussetzt.

  13. 6.

    vor zwei Tagen wurde erst berichtet, das es hier in der Stadt die wenigsten Blitze deutschlandweit gibt und jetzt das.
    Die Blitze kamen gestern im Sekundentakt und einzelnen Donner gab es auch nicht sondern nur ein konstantes rauschen

  14. 4.

    Habe den Beitrag aufmerksam gelesen aber nichts über fehlende Blitzableiter. Können Sie mir auf die Sprünge helfen?

  15. 3.

    Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Blitz verletzt zu werden ist fast Null. Ein Autounfall ist millionenfach wahrscheinlicher, es sollten zuerst Autos verboten werden ;)

  16. 2.

    Ja, das ist tragisch, dadurch kann ein ganzes Leben zerstört werden; hoffentlich haben die Bewohner die wichtigsten persönlichen Sachen retten können!

    Das stimmt, dass man Blitzableiter nicht überall an neuen Häusern sieht.
    Gehört das nicht zur Bauvorschrift heutzutage, und achten da die Versicherungen nicht darauf?

  17. 1.

    Ich hoffe auf schnelle und unbürokratische Hilfe für alle Betroffenen.

    "In Brielow am Betzsee (Potsdam-Mittelmark) schlug ein Blitz in ein Haus ein, das komplett niederbrannte." Blitzableiter helfen, sind aber wohl aus der Mode gekommen. Unser altes Haus hat sowas noch, bei vielen neuen Häusern sehe ich keine mehr.

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