Kleine Hilfe zur Pilzbestimmung - Köstlich oder giftig?

So 27.08.23 | 09:51 Uhr
  5
Ein kleiner "Flockenstieliger Hexen-Roehrling und ein Satansröhrling. (Quelle: Picture Alliance/KEYSTONE/Christian Beutler/imageBROKER/O. Diez)
Bild: Picture Alliance/KEYSTONE/Christian Beutler/imageBROKER/O. Diez

Wenn man Speisepilze ihren ungenießbaren oder gar giftigen Doppelgängern gegenüberstellt, fällt die Unterscheidung ein bisschen leichter. Sicherheit bei der Bestimmung gibt aber nur Erfahrung. Und immer gilt: Bleiben Zweifel, auf keinen Fall essen!

Dies ist weder Pilzhandbuch noch Aufklärungsseite. In den Beispielen hier wird deutlich: Für die Welt der Pilze brauchen Sammlerinnen und Sammler vor allem Vorsicht und viel Wissen. Beides bekommen sie mit der Erfahrung beim Sammeln. Und immer gilt: Bei Unsicherheit die Pilze stehen lassen oder Expertinnen und Experten befragen.

Wir haben hier Pilze zusammengestellt, die man leicht verwechseln kann - einer ist essbar, der andere ungenießbar oder giftig. Mit dem Schieberegler auf den Fotos kommt man von einem zum anderen.

Hexenröhrling/Satansröhrling

Ein kleiner "Flockenstieliger Hexen-Roehrling", aufgenommen waehrend der Pilzexkursion des "Verein fuer Pilzkunde Thalwil und Umgebung" am 28. September 2019. (Quelle: dpa/KEYSTONE/Christian Beutler) Der Satansröhrling

Der Hexenröhrling links - ein Speisepilz - und der Satansröhrling rechts - ein Giftpilz.

Das erste Problem bei diesem Verwechslungspaar ist der Name. Wenn etwas mit dem Substantiv "Hexe" verbunden wird, kann es doch nicht gut sein, oder? Stimmt aber nicht: Der Hexenröhrling ist essbar und ähnlich fest wie der Steinpilz, also köstlich. Aber: Das hexenhafte ist schon die Verarbeitung, denn nur gekocht ist der Hexenröhrling essbar, roh dagegen giftig. Mit vollem Namen heißt er Flockenstieliger Hexenröhrling, weil seine Haut am Stiel von einer Art Flocken überzogen ist. Das Fleisch ist gelb. Es läuft sehr schnell sehr stark blaugrün an, wenn man es aufschneidet, also bei Luftkontakt. Man findet ihn meist in Buchenwäldern.

Der Satanspilz ist giftig. Er ist auch ein Röhrling, darum wird er auch Satansröhrling genannt. Seinen Hut breitet er fast wie ein Polster etwas unförmig aus und die Poren sind nur bei jungen Pilzen zunächst gelb, später rot. Der entscheidende Unterschied: Beim Satanspilz färbt sich das Fleisch, wenn man es aufschneidet - oder bricht -, leicht blau.

Steinpilz/Gallen-Röhrling

Steinpilze wachsen am 21.09.2015 in einem Wald bei Fahrland (Brandenburg). (Quelle: dpa-Zentralbild/Bernd Settnik) Gallen-Roehrling (Quelle: dpa/blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker)

Der Steinpilz links - ein Speisepilz - und der Gallen-Röhrling rechts - ein stark bitterer, ungenießbarer, schwach giftiger Pilz.

Der Steinpilz hat einen bräunlichen Hut und sein Stiel hat eine recht helle Haut mit einer Netzzeichnung meist nur im oberen Bereich. Er kommt in verschiedenen Wäldern vor, oft aber in Laubwäldern.

Der Gallen-Röhrling ist vor allem eine Gefahr für die gesamte Pilzmahlzeit, weil ein einziger Pilz das Essen ungenießbar bitter macht. Das Stielnetz des Gallen-Röhrlings ist im Vergleich zum Steinpilz dunkel. Eine sehr klare Unterscheidung zum Steinpilz machen viele schlicht durch Anschneiden und leichtes Lecken: Die Bitterkeit ist sofort erkennbar.

Wiesenchampignon/Grüner Knollenblätterpilz

Ein Wiesenchampignon auf einer Wiese in Deutschland (Quelle: dpa/blickwinkel/F. Hecker) Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) stehen auf Waldboden. Die pigmentlose Varietät des Giftpilzes sieht essbaren weißen Champignons besonders ähnlich. Der Verzehr des Pilzes kann die Leber schädigen und sogar tödlich enden. (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Mykologie/Rainer Wald)

Der Wiesenchampignon links - ein Speisepilz - und der Grüne Knollenblätterpilz rechts - ein Giftpilz.

Der Wiesenchampignon hat einen breiten, meist halbkugeligen Hut. Stiel und Hut sind dabei meist weiß oder weißgrau. Die Lamellen sind oft auch schon bei jungen Pilzen rosa. Man findet ihn meist eher auf den Feldern oder an den Waldrändern.

Der Grüne Knollenblätterpilz unterscheidet sich vor allem in der Hutfarbe vom Champignon: Wie sein Name bereits sagt, ist dieser Hut schon bei kleineren Exemplaren grün in verschiedenen Schattierungen. Die Lamellen sind hier meist klar weiß und nicht rosa. Schon geringe Mengen eines Grünen Knollenblätterpilzes können tödlich wirken.

Krause Glucke/Koralle

Krause Glucke wächst am 14.10.2022 in Brandenburg auf dem Waldboden. (Quelle: dpa/Caro/Sorge) Korallenpilz, Koralle (Ramaria spec.), am Boden, Deutschland (Quelle: dpa/blickwinkel/C.Kaiser)

Die Krause Glucke links - ein köstlicher Speisepilz -, die Bauchweh-Koralle rechts - ein Giftpilz.

Bei der Krausen Glucke haben Sammler, die den Pilz das erste Mal sehen, den Eindruck, sie haben eine Gummimasse gefunden. Oft muss für einen Vergleich mit der Krausen Glucke der Badeschwamm herhalten. Die Krause Glucke ist meist ocker oder beige. Zwischen den Verästelungen sind Hohlräume. Manche vergleichen die Krause Glucke mit einer buschartigen Unterwasseralge.

Die giftige Bauchweh-Koralle ähnelt auch einem Badeschwamm, unterscheidet sich aber vor allem in ihren Verästelungen von der Krausen Glucke. Diese Verästelungen ähneln den Verästelungen junger Pflanzen, während jene der Krausen Glucke meist flach sind. Vergiftungen mit der Bauchweh-Koralle sorgen vor allem für Magen- und Darmbeschwerden.

5 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 5.

    Dr. Google und Apps sind unzuverlässig! Weil da nie alle Verwechslungsmöglichkeiten und Unterscheidungsmerkmale aufgeführt sind, ist zur Kontrolle immer noch ein analoges Pilzbuch unverzichtbar.
    Ich empfehle "Pilze sicher bestimmt" von K. Bickerich-Stoll - gebraucht immer noch übers Internet erhältlich.

  2. 4.

    Es gibt ziemlich gute Apps zur Pilzbestimmung, die anhand von drei Fotos (oben, unten, von der Seite) und mithilfe der vielbesprochenen KI den Pilz zuverlässig bestimmen (aus rechtlichen Gründen natürlich ohne Gewähr). Grundsätzlich gilt: es gibt nicht allzu viele giftige Pilze, aber besonders gut schmecken auch nur wenige. Glücklich kann sein, wer Steinpilze, Pfifferlinge (Verwechslungsgefahr!) oder pizzagroße Parasol-Pilze findet, und wenn ich meine App nicht hätte, wüsste ich bis heute nicht, dass auch "Eichenmilchlinge" oder "Gelbe Graustieltäublinge" gut essbar sind. :-)

  3. 3.

    Fatal kann es werden, wenn man sich auf Handyfotos oder Bilderbücher über Pilze verlässt, sicher ist und sich den Tod in die Pfanne schnippelt. Auch hier gilt: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
    Wer absolut sicher sein will, macht einen schönen Waldspaziergang, haut sich danach 'ne fette Leberwurschtstulle mang de Kiemen und dazu ein PILS, nicht aus dem Wald - aus der Brauerei.

  4. 2.

    Ich würde niemals Pilze sammeln oder bei gesammelte Pilze irgendwo essen, wenn diese nicht von einem Sachverständigen gecheckt wurden. Ich kann mich gut an den Fall erinnern, als eine Familie Pilze selbst bestimmt hat und alle, bis auf ein Kind, welches nicht essen wollte, gestorben sind. Beim Grünen Knollenblätterpilz merkt man die Symptome zb erst nach einiger Zeit und dann stirbt man ab einer bestimmten Dosis quasi unausweichlich. Mir wäre es das nicht wert.

  5. 1.

    Fatal: Auf dem Handy funktionieren die Bildzuordnungen nicht. Die Fotos stehen gar nicht nebeneinander.

Nächster Artikel