Lage in Berlin und Brandenburg - Zahl der Straßenbahn-Unfälle nimmt kontinuierlich zu

Di 05.09.23 | 07:30 Uhr | Von Götz Gringmuth-Dallmer und Frank Preiss
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Symbolbild: Ein beschädigter Wagen steht nach einem Unfall an einer Ampel im Gleisbett der Straßenbahn. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Audio: rbb 88.8 | 05.09.2023 | Miriam Keuter | Bild: dpa/Annette Riedl

In den zurückliegenden Jahren haben Polizei in Berlin und Brandenburg immer mehr Unfälle registriert, an denen Straßenbahnen beteiligt sind. Das zeigen Zahlen, die rbb|24 vorliegen. Gleichzeitig ist ihr Anteil an allen Unfällen verschwindend gering. Von G. Gringmuth-Dallmer und F. Preiss

Die Zahl von Verkehrsunfällen mit Straßenbahnen in Berlin ist in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen - und auch im laufenden Jahr deutet sich eine Fortsetzung dieses Trends an. Das geht aus Statistiken der Berliner Polizei hervor, die rbb|24 vorliegen.

Im Jahr 2018 kam es in Berlin zu 336 Tramunfällen, 2019 erhöhte sich die Zahl auf 367. Im Corona-Jahr 2020 sank die Zahl dieser Unfälle auf 294, im folgenden Jahren waren es aber bereits wieder 387 und im Jahr 2022 sogar 411. Im ersten Halbjahr 2023 gab es bereits 212 Unfälle, an denen Trams beteiligt waren.

Am häufigsten beteiligt an solchen Unfällen sind Autofahrer - ihr Anteil lag in den zurückliegenden Jahren konstant bei knapp 70 Prozent. Auf Platz zwei der Unfallbeteiligten liegen Lkw-Fahrer (im laufenden Jahr knapp 10 Prozent), gefolgt von Fußgängern (8,5 Prozent) und Radfahrern (6 Prozent).

Mehr als 150 Verletzte im vergangenen Jahr

Die Zahl der Menschen, die bei Unfällen mit Straßenbahnen zu Schaden kamen, hat sich in den zurückliegenden Jahren in Berlin ebenfalls erhöht, wobei sich hier im laufenden Jahr zumindest bei den Schwerverletzten ein Rückgang andeutet. Schwer und leicht verletzt wurden im Jahr 2018 130 Menschen, 2022 waren es 150. Bis Ende Juni diesen Jahres lag diese Zahl bei 79.

Bei Straßenbahn-Unfällen ums Leben kam in diesem Jahr bislang eine Person. Im vergangenen Jahr gab es in Berlin ebenfalls einen Unfalltoten, im Jahr 2021 waren es vier und im Jahr 2020 zwei.

Anteil an Tramunfällen verschwindend gering

Wichtig: Die Berliner Polizei betont, dass nur jene Straßenbahn-Unfälle in die Statistik einfließen, die sich auf Fahrbahnen für den allgemeinen Fahrzeugverkehr ereignet haben (beispielsweise auf der Schönhauser Allee). Sobald Trams im eigenen Gleisbett fahren wie beispielsweise in der Greifswalder Straße oder Prenzlauer Allee, nehmen diese nicht am öffentlichen Straßenverkehr teil. Unfälle auf diesen Strecken fließen nicht in die Tram-Statistik ein.

Nicht mitgezählt werden übrigens auch Autos, die auf Gleisen der Straßenbahnen landen. Grundsätzlich werde über diese Art von Unfällen, die sich in jüngster Vergangenheit vor allem in Berlin-Weißensee ereignet haben, keine Statistik erhoben, wie ein Polizeisprecher am Montag rbb|24 sagte.

Unfälle mit Straßenbahnen machen derweil einen denkbar kleinen Anteil in Berlin aus. Laut Berliner Unfallstatistik 2022 geht es um gerade mal 0,23 Prozent des gesamten Unfallgeschehens. Einsamer Spitzenreiter sind hier traditionell Autos (knapp 80 Prozent).

Zwei Unfalltote in Brandenburg

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Brandenburg: "Unfälle mit der Beteiligung von Straßenbahnen haben grundsätzlich einen sehr geringen Anteil an der Gesamtunfalllage im Land Brandenburg, nämlich unter einem Prozent", heißt es von der dortigen Polizei auf rbb|24-Anfrage.

Die Polizei hat die Gesamtzahlen für die vergangenen zehn Jahre für die Städte Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel, Strausberg und das Liniennetz Schöneiche/ Rüdersdorf und Woltersdorf ausgewertet – mit dem Ergebnis, dass auch hier die Zahl der Tram-Unfälle zuletzt zugenommen hat. Im Jahr 2020 lag diese Zahl bei 131, im Jahr 2021 bei 138 und im vergangenen Jahr bei 146. Bei knapp 19 Prozent dieser Unfälle kamen Menschen zu Schaden: Im Jahr 2022 starben zwei Menschen bei Unfällen mit Straßenbahnen in Brandenburg, 46 Personen wurden verletzt.

Sendung: rbb 88.8, 05.09.2023, 06:30 Uhr

Beitrag von Götz Gringmuth-Dallmer und Frank Preiss

86 Kommentare

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  1. 86.

    Den Autofahrern mangelt es wohl an Kenntnissen in der Stvo. Wird der Kenntnisstand nicht überprüft? Aber was will man schon erwarten wenn im Radio bei Unfällen aufgefordert wird eine Rettungsgasse frei zu halten. Sowas muß aus Gründen der Verkehrssicherheit aus dem Verkehrsgeschehen herraus gezogen werden.

  2. 85.

    Zitat: "Sehr lustig, dann sage ich mal lieber nix zu den Lastenfahrrädern oder Fahrräder im speziellen. Für mich sind und bleiben das Sportgeräte und keine Verkehrsmittel!"

    Ziemlich lustig sind eher Ihre mittelalterlichen Ansichten Fahrräder betreffend, die Sie lediglich als Trimm-Dich-Geräte oder vllt. noch Kinderspielzeuge, aber nicht als alltagsgebräuchliche Verkehrsmittel, als welche diese tatsächlich täglich zig millionenfach genutzt werden, betrachten.

  3. 84.

    Ich bezog mich in meiner Antwort auf die Sicherungssysteme der Tram. Das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer steht auf einem anderen Blatt, aber ich muss Ihnen Zustimmen die Berliner Autofahrer bräuchten dringend eine Nachschulung was die Verkehrsregeln angeht. Zudem müssten sie begreifen, dass die Tram die Stärkere ist im Falle einer Kollision!

  4. 83.

    das Schild "frei für linienverkehr" wird sowieso konsequent ignoriert. Kein Wunder, wenn hier nicht mal konsequent kontrolliert und dann eben auch kassiert wird !

    Abbiegeverbote bestehen ja FÜR die Sicherheit ! Autos, nö... die haben da eben nix zu suchen, blockieren hier aber. Und dabei sind die Berliner Schalten schon arg zugunsten der PKW ausgelegt ! Maxime ist: nen ÖPNV-Vehikel sollte nur zwecks ein- und ausstiegen abbremsen ! gefühlt steht so ne Tram unnötig pro stunde Fahrt ne halbe unnötig !

    Potsdam kriegt das besser hin (solange keine Berliner PKW-Fahrer dort agieren).

  5. 82.

    unerlaubter U-turn, Rotlichtverstoss, missachtetes abbiegeverbot... PKW´s tun´s trotzdem !

    Die Dinger stehen dann aufm Gleiskörper.

    Bei 1000 Euro bei verstoss und Dashcam on Bord der Trams gäbe es diese Unfälle und die zuvorigen Verstöé nicht mehr !

    Das würde den Beruf des Tramfahrers auch wieder attraktiver machen, wenn du nicht der unterbezahlte Depp bist, der sich an Regeln hält, und durch Deppen stets 10 Minuten Verspätung (der Zeit nachlaufen) wegen eben solcher Vorfälle mitschleppt und mit 40 dann spätestens den ersten Burnout hat.

  6. 81.

    Es liegt nicht an zu wenig Sicherheit, sondern an unfähigen oder aggressiven Autofahrern, die Straßenschilder nicht beachten. Ich wohne an einer Stelle, wo die Straßenbahn die Fahrbahn kreuzt und klar Vorfahrt hat. Es klingelt 2 mal pro Stunde, und die Bahn fährt nur im 20 Minuten Takt. Das heißt jeder dritten Straßenbahn wird die Vorfahrt derart gefährlich genommen, dass sie klingelt und gefahrenbremst.

  7. 80.

    Das ist aber irgendwie die Folge von immer dichter werdenden Verkehr + längere Tramstrecken. Ich fahre seit 20+ Jahren Auto in Berlin, und die Aggressivität zum Rush-Hour nimmt kontinuierlich zu, inzwischen erlebt man morgens bei jeder Fahrt gefährliche Drängler und Beinah-Kollision.

    Aggressivsten Fahrzeuge in der Folge: Motorradfahrer < SUV/Bonzen-Karre < Taxi-Faher < Firmen-Transporter < Fahrradfahrer.

    Am ordentlichsten fahren hingegen LKW und BVG-Busse, ich kann mir an keiner gefährlichen Situation erinnern. Tram haben eh eine eigene Schaltung, k.A wie jemand es schafft mit denen zu kollidieren.

  8. 79.

    Nun sollte das Sicherheitssystem in Berlin derart hinter den anderen Verkehrsverbände im Westen sein wundert mich gar nichts mehr. Es scheint wohl so zu sein, dass der Berliner Nahverkehr mindestens zwei Jahrzehnte technologisch hinter den Verkehrsverbänden immErsten Deutschlands hinterherhinkt.

  9. 78.

    Sifa und Totmannschalter haben ähnliche Aufgaben. Es geht darum, dass damit überwacht wird ob der Fahrer noch reagiert oder nicht. Im letzten Fall wird ein Schnellbremsung ausgelöst. Auch sollten sich erst informieren auch wenn Tram fahren!

  10. 77.

    Ich gehe davon aus das Autofahrer nicht wissen, zu reagieren, wenn eine Strassenbahn mit auf der Strasse fährt.

  11. 76.

    Fahre seit nunmehr 37 Jahren in Berlin Straßenbahn . Einen Totmannschalter gibt es auch nicht . Das heißt Sifa, Sicherheitsfahrschalter . Also , informieren Sie sich doch erstmal , eh sie so etwas schreiben .

  12. 75.

    „ Straßenbahnen haben zudem irgendwas mittelalterliches“
    Sehr lustig, dann sage ich mal lieber nix zu den Lastenfahrrädern oder Fahrräder im speziellen.
    Für mich sind und bleiben das Sportgeräte und keine Verkehrsmittel!

  13. 74.

    Wenn Ihnen in Berlin die Tram zuwider ist, könnte sie ja auf den stillgelegten Gleisen im Umland fahren, falls die Spurbreite passt. Ansonsten sollten Sie froh sein, dass Sie bequem von A nach B kommen. Wer seine Geräuschdosen auf die Ohren klemmt, nichts hört und vergisst, dass Fußgänger auch Verkehrsteilnehmer sind, sobald sie Straßen nutzen, muss sich nicht wundern, wenn's rummst. Lernen durch Schmerz hält lange vor.

  14. 73.

    " https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/09/auto-pkw-dichte-berlin-brandenburg-statistik-autobesitz.html "


    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/12/fahrzeug-auto-berlin-brandenburg.html !!!!!!

  15. 72.

    Bitte keine Falschinfos verbreiten und nicht mit U- und S-Bahn verwechseln. So etwas gibt es bei der Straßenbahn NICHT ;) Wenn man bei "gesperrt" fährt passiert nichts, außer dass man den MIV beachten sollte in dem Falle

  16. 71.

    Totmannschaltung und beim Überfahren von Signalkontakten! Ansonsten gäbe es keine Zulassung für die Trambaureihe! Befassen Sie sich mit einschlägigen Vorschriften!

  17. 69.

    Und noch mehr die Straßen verstopfen . Wie rückständig doch einige sind .

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