Krieg in Nahost - So geht die Berliner Polizei mit Infos und Fake News aus Social Media um

Fr 20.10.23 | 17:18 Uhr
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Ein Polizist auf einer Computer-Tastatur. (Quelle: dpa/Christoph Hardt)
Bild: dpa/Christoph Hardt

Viele Informationen zum Krieg in Nahost kursieren in den sozialen Netzwerken. Auch Fake News über einen Toten bei einem Polizeieinsatz wurde verbreitet. Wie arbeitet die Social-Media-Abteilung der Berliner Poilzei derzeit?

Anzahl und Größe der Versammlungen auf den Straßen Berlins haben in den letzten Wochen aufgrund des Krieges in Nahost deutlich zugenommen. Genauso die Menge der Social-Media-Posts, die für die Polizeiarbeit in Berlin relevant sind - ob Mobilisierung und Ankündigungen oder Informationen und Fake-News. Sogar die Nachricht über einen vermeintlich toten Menschen bei einem Polizeieinsatz wurde verbreitet.

Auswertung zur Einsatzplanung

"Diese Informationen aus dem Internet werden natürlich permanent ausgewertet", so Martin Stralau von der Pressestelle der Polizei Berlin im Gespräch mit rbb|24. Zum Beispiel Posts über Kundgebungen oder Aufrufe zu Versammlungen.

Aber auch jede einzelne, relevante Information kann in die Einsatzvorbereitung fließen. Internetauswerter des Landeskriminalamtes sammeln gezielt Informationen zu bestimmten Sachverhalten und beurteilen unterschiedliche Lagen.

In die Vorbereitung eines Einsatzes fließen auch die Geschehnisse im Kriegsgebiet in Israel und Gaza selbst und vor allem die "einhergehende Emotionalisierung hier vor Ort", so Stralau. All das bestimme, wie der Einsatz geplant werde.

Auch die Social-Media-Redaktion der Polizei Berlin leitet relevante Informationen an die Internetauswerter weiter. "Wie viele Aufrufe, wie viele Likes hat ein Post - und was steht in den Kommentarspalten darunter? Davon ableiten kann man die Reichweite einer Information, aber die Auswertung passiert beim Landeskriminalamt“, so Polizeihauptkommissar Ken Schmidt, der die Social-Media-Kanäle der Polizei mit betreut.

Fake-News entkräften

Am Donnerstag verbreitet sich die Nachricht, ein 13-Jähriger sei bei einem Einsatz in Berlin-Neukölln am Tag zuvor gestorben. Mittags setzt die Polizei Berlin einen dementierenden Post auf X ab und schreibt in fetter Schrift: "Das ist #Fake."

"Was wir hier gemacht haben, ist ein Gerücht, das kursierte, zu entkräften", sagt Stralau. Kollege Schmidt erzählt: "Solche Geschichten entwickeln sich zu großen Emotionen weiter und können Einfluss auf das Einsatzgeschehen haben. Wir reagieren dann in der Hoffnung, dass es zu weniger Gewalt kommt." Man habe Stellung bezogen, um zur schnellen Versachlichung beizutragen.

Auf X schreibt die Polizei am Tag der Stellungnahme, es sei richtig, dass körperliche Gewalt angewendet worden sei. Es sei richtig, dass Tatverdächtige verletzt worden seien. Aber niemand sei deshalb gestorben. "Wir wissen, dass momentan viele Menschen emotionalisiert sind. Aber #FakeNews sind gefährlich - und führen im schlimmsten Fall zu Gewalt", schreibt die Polizei auf X.

Schmidt ist seit eineinhalb Jahren im Team. "Seitdem ich hier bin, ist es das erste Mal, dass so etwas passiert ist", sagt er. "Wie groß der Effekt einer solchen Stellungnahme ist, kann man natürlich nicht sagen. Das ist nicht messbar."

Informationen nach draußen bringen

"Wir merken auch immer wieder, dass das Informationsbedürfnis sehr hoch ist", sagt Ken Schmidt. Seit Jahren schon seien die Plattformen eine wesentliche Kommunikationskomponente. Manchmal sind die postenden Polizistinnen und Polizisten auch mit am Einsatzort. "Wenn das zeitlich drin ist, dann fahren wir auch mal selbst mit raus", so Schmidt.

Es werde versucht, regelmäßig Informationen herauszugeben. "Zum Beispiel, dass eine Veranstaltung verboten wurde und die Leute nicht mehr zu diesem Ort kommen sollen", sagt Schmidt. Aber auch um Unbeteiligte vor Gefahren zu schützen oder Rettungswege mit freizuhalten, "beispielsweise bei einer brennenden Mülltonne".

Generelles Community-Management finde in enger Zusammenarbeit mit der Pressestelle statt, sagt Schmidt. Angesprochen auf den Krieg im nahen Osten sagt Schmidt: "Thematisch speziell reagieren auch die Communitys." Das Arbeitsaufkommen sei gerade definitiv größer geworden.

"Tagtäglich nehmen viele Menschen mit uns Kontakt auf", sagt Schmidt über seine Arbeit. "Wir versuchen alle ernstgemeinten Fragen zu beantworten." Gerade müsse man aber die Einsätze priorisieren.

12 Kommentare

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  1. 12.

    Mittlerweile hat sich sogar die BBC für das Verbreiten von Fake News bzgl des Rakenteneinschlags beim Krankenhaus entschuldigt.

    In München hatte die Staatsanwaltschaft eine Hausdurchsuchung genehmigt bekommen. Wie geht die Berliner vor?

  2. 11.

    Hatte ich irgendwo mal gelesen… gehört….
    Als würden sich 2 Flöhe streiten, wen von den beiden der Hund gehört auf dem sie Leben.

  3. 10.

    Bildersuche "losst of land" sollte jedem die Augen öffnen. Auch im arte Magazin "mit offenen Karten" gibt es etliche themenbezogene interessante Informationen. Man muss sich nur informieren wollen.

  4. 9.

    Fragen Sie doch mal die Leute vor Ort, ob die "Glaubenszugehörigkeit" eine Rolle spielt...

  5. 8.

    Tja, es geht aber eben nicht um Glaubenszugehörigkeiten sondern schlicht um Land und um Quellgebiete von Flüssen in einem Wüstenland. Gucken Sie sich offizielle Karten an, Lesen Sie die Dokumente der UN zur Gründung Israels. Alles Fakten, die die meisten Kommentatoren hier offenkundig nicht kennen, aber trotzdem ihren Senf dazu geben.

  6. 7.

    Abseits der heutigen Vorstellung von Nationalstaaten mit Hauptstadt, Pässen für Bürger, allg. Schulpflicht u. verbindlich auferlegter Sprache u. s. w. wechselten die Staaten, treffender noch: die jeweiligen Herrscher über dieses Gebiet - vom Osmanischen Reich über Syrien bis hin zu Transjordanien.

    Die Geschichte wäre eine wahre "Fundgrube" für Gebietsansprüche, wer da welche aufmachen will.

    Kein Land hat jemals nur einem "Volk" gehört, vielmehr bewirtschafteten Bevölkerungsgruppen, die sich kulturell und sprachlich (etwas) unterschieden, diesen o. jenen Landstrich. Die Nationalstaaten sind daher äußerst zwiespältig: als techn. Erleichterung, sich einheitlich verständigen zu können, in Versuchung führend, draus etwas Eingeebnetes zu machen, über Köpfe hinweg.

    Neben allen anderen Staaten hat auch Israel dieses Problem, diese Herausforderung:
    Heimstatt der Juden - unabdingbar als Folge der NS-dt. Vernichtung. Ausschl. jüdischer Staat? Vorw. jüd. Staat? Säkularer Staat?

  7. 6.

    Soweit mir bekannt, wird die Region schon in altägyptischen Schriften erwähnt, später findet sich in assyrischen Schriften was und Herodot erwähnt sie etwa im 5. Jahrhundert vor Christus auch. Später gaben sich dort die Römer und Byzantiner die Ehre. Die Kreuzfahrer sorgten dann für die ersten importierten "Unstimmigkeiten". Danach gehörte die Region zum Osmanischen Reich und wurde nach Ende des 1. WK britisches Mandatsgebiet. Aber welchem Volk das Land gehörte - da bin ich überfragt.

  8. 4.

    Also erstmal finde ich es schwierig, von einem Land zu sprechen, was "einem Volk gehört", denn ich finde nirgendwo eine Verteilerliste, welches Land welchem Volk "gehört". Tatsache ist, dass in dem Gebiet des heutigen Israels beide (und mehr) Glaubenszugehörigkeiten gesiedelt haben. Wer zuerst da war spielt heute, glaube ich, keine Rolle mehr...

  9. 3.

    Selbst die akribischste Arbeit GEGEN etwas kann keine Abhilfe sein, soweit Menschen meinen, sich in Sekundenschnelle eine Meinung bilden zu müssen. Dazu zwingt sie allerdings niemand, nur faktisch sie selbst.

    Ohne Zeit-Nehmen, bis sich die eigene Auffassung über etwas herauskristallisiert, wird es nicht gehen. Und natürlich auch, das Internet auf gebotene Distanz zu halten - keine Verachtung dessen, sonst würde ich bspw. ja hier nicht schreiben, vielmehr kein all zu billiges Aufsaugen von irgendetwas.

    Das Internet ist genauso ein bloßes Mittel wie der ÖPNV, das Fahrrad oder das Auto zur Fortbewegung, der Computer zum Bewältigung zahlloser Information. Die eigenen Sinne kann und soll nichts davon ersetzen. Dann können auch all diese Mittel ihren Sinn haben, ganz praktisch und im Alltag.

  10. 2.

    Auf der Suche nach den Ursachen des Nahost-Konflikts versuche ich herauszufinden welchem Volk das heutige Staatsgebiet Israels zuvor gehörte, Weiß es jemand?

  11. 1.

    Kann mich erinnern, wie zu den Corona-Demos ähnliche Falschmeldungen kursierten... Scheint ein beliebtes Mittel zu sein...

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