Krieg in Nahost - So geht die Berliner Polizei mit Infos und Fake News aus Social Media um
Viele Informationen zum Krieg in Nahost kursieren in den sozialen Netzwerken. Auch Fake News über einen Toten bei einem Polizeieinsatz wurde verbreitet. Wie arbeitet die Social-Media-Abteilung der Berliner Poilzei derzeit?
Anzahl und Größe der Versammlungen auf den Straßen Berlins haben in den letzten Wochen aufgrund des Krieges in Nahost deutlich zugenommen. Genauso die Menge der Social-Media-Posts, die für die Polizeiarbeit in Berlin relevant sind - ob Mobilisierung und Ankündigungen oder Informationen und Fake-News. Sogar die Nachricht über einen vermeintlich toten Menschen bei einem Polizeieinsatz wurde verbreitet.
Auswertung zur Einsatzplanung
"Diese Informationen aus dem Internet werden natürlich permanent ausgewertet", so Martin Stralau von der Pressestelle der Polizei Berlin im Gespräch mit rbb|24. Zum Beispiel Posts über Kundgebungen oder Aufrufe zu Versammlungen.
Aber auch jede einzelne, relevante Information kann in die Einsatzvorbereitung fließen. Internetauswerter des Landeskriminalamtes sammeln gezielt Informationen zu bestimmten Sachverhalten und beurteilen unterschiedliche Lagen.
In die Vorbereitung eines Einsatzes fließen auch die Geschehnisse im Kriegsgebiet in Israel und Gaza selbst und vor allem die "einhergehende Emotionalisierung hier vor Ort", so Stralau. All das bestimme, wie der Einsatz geplant werde.
Auch die Social-Media-Redaktion der Polizei Berlin leitet relevante Informationen an die Internetauswerter weiter. "Wie viele Aufrufe, wie viele Likes hat ein Post - und was steht in den Kommentarspalten darunter? Davon ableiten kann man die Reichweite einer Information, aber die Auswertung passiert beim Landeskriminalamt“, so Polizeihauptkommissar Ken Schmidt, der die Social-Media-Kanäle der Polizei mit betreut.
Fake-News entkräften
Am Donnerstag verbreitet sich die Nachricht, ein 13-Jähriger sei bei einem Einsatz in Berlin-Neukölln am Tag zuvor gestorben. Mittags setzt die Polizei Berlin einen dementierenden Post auf X ab und schreibt in fetter Schrift: "Das ist #Fake."
"Was wir hier gemacht haben, ist ein Gerücht, das kursierte, zu entkräften", sagt Stralau. Kollege Schmidt erzählt: "Solche Geschichten entwickeln sich zu großen Emotionen weiter und können Einfluss auf das Einsatzgeschehen haben. Wir reagieren dann in der Hoffnung, dass es zu weniger Gewalt kommt." Man habe Stellung bezogen, um zur schnellen Versachlichung beizutragen.
Auf X schreibt die Polizei am Tag der Stellungnahme, es sei richtig, dass körperliche Gewalt angewendet worden sei. Es sei richtig, dass Tatverdächtige verletzt worden seien. Aber niemand sei deshalb gestorben. "Wir wissen, dass momentan viele Menschen emotionalisiert sind. Aber #FakeNews sind gefährlich - und führen im schlimmsten Fall zu Gewalt", schreibt die Polizei auf X.
Schmidt ist seit eineinhalb Jahren im Team. "Seitdem ich hier bin, ist es das erste Mal, dass so etwas passiert ist", sagt er. "Wie groß der Effekt einer solchen Stellungnahme ist, kann man natürlich nicht sagen. Das ist nicht messbar."
Informationen nach draußen bringen
"Wir merken auch immer wieder, dass das Informationsbedürfnis sehr hoch ist", sagt Ken Schmidt. Seit Jahren schon seien die Plattformen eine wesentliche Kommunikationskomponente. Manchmal sind die postenden Polizistinnen und Polizisten auch mit am Einsatzort. "Wenn das zeitlich drin ist, dann fahren wir auch mal selbst mit raus", so Schmidt.
Es werde versucht, regelmäßig Informationen herauszugeben. "Zum Beispiel, dass eine Veranstaltung verboten wurde und die Leute nicht mehr zu diesem Ort kommen sollen", sagt Schmidt. Aber auch um Unbeteiligte vor Gefahren zu schützen oder Rettungswege mit freizuhalten, "beispielsweise bei einer brennenden Mülltonne".
Generelles Community-Management finde in enger Zusammenarbeit mit der Pressestelle statt, sagt Schmidt. Angesprochen auf den Krieg im nahen Osten sagt Schmidt: "Thematisch speziell reagieren auch die Communitys." Das Arbeitsaufkommen sei gerade definitiv größer geworden.
"Tagtäglich nehmen viele Menschen mit uns Kontakt auf", sagt Schmidt über seine Arbeit. "Wir versuchen alle ernstgemeinten Fragen zu beantworten." Gerade müsse man aber die Einsätze priorisieren.