Samariteranstalten Fürstenwalde - Mit "Deckenhockey" zum Abschluss als Heilerziehungspfleger
Regulär dauert die Ausbildung zur Heilerziehungspflegekraft drei Jahre. Die Azubis erlangen dabei viel Wissen in Psychologie, Medizin oder Sozialrecht. Beim praktischen Abschluss ist beim Spielen und Kochen dann vor allem eines gefragt: Empathie.
Bei der Arbeitsagentur waren Anfang März allein in Brandenburg 167 freie Stellen für Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger gemeldet. Die Fachkräfte werden also dringend gebraucht. Ausgebildet werden sie unter anderem bei den Samariteranstalten in Fürstenwalde (Oder-Spree). Eine Abschlussklasse hatte dort am Dienstag einen sogenannten Aktivtag mit Spielen, Sport, Kochen oder Kreativaktivitäten für Jugendliche mit körperlichen und geistigen Einschränkungen organisiert.
Aktiv-Spiele als Abschlussprüfung
So schießen etwa beim sogenannten Deckenhockey Schüler einer Förderschule mit einer gebogenen Schwimmnudel einen Luftballon durch die Luft. Dieser muss durch ein von der Decke herabhängendes Tor.
Das Ganze wurde von angehenden Heilerziehungspflegern der Berufsschule erdacht. Was wie ein großer Kindergeburtstag aussieht, ist für Katrin Hiekel Teil der Ausbildung. Nach drei Jahrzehnten in der Zahnmedizin wollte sie noch einmal etwas völlig Neues wagen. Seit drei Jahren gehört sie deshalb zu einer Klasse von 39 künftigen Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern in der Samariteranstalt. "Das ist supercool in so einer Klasse. Mit 55 Jahren bin ich sozusagen die Klassenoma." Die jüngsten ihrer Mitschüler waren zu Beginn dagegen gerade mal 18 Jahre alt.
Für alle Studierenden ist der Aktivtag so etwas Ähnliches wie die praktische Abschlussprüfung. Dabei wird geschaut, wie empathisch und einfühlsam die Kommunikation zwischen Betreuern und Betreuten läuft. Eine Jury schaut zu und vergibt Punkte. Das schreibt die Ausbildungsordnung so vor, sagt René Wenk von den Samariteranstalten. "Viele von den Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern, die wir ausbilden, arbeiten schon seit Jahren in den fachpraktischen Stellen, in den Einrichtungen und Wohnstätten für Menschen mit Behinderungen. Die sind berufspraktisch befähigt, sonst wären die nicht hier."
Motivation durch kleine und große Erfolge
Auch Katrin Hiekel hat ihrem Hauptjob in einer Wohnstätte. Das ist anstrengend, aber befriedigend, sagt sie, weil man Erfolge erleben kann. "Ja, wenn man da ganz kleine Schritte sieht. Das fängt beim morgendlichen Aufstehen an, dann hin zu einer externen Beschäftigung und dann möglicherweise in die eigene Häuslichkeit zu ziehen."
Mit den kommenden Theorie-Prüfungen gehen nun drei anstrengende Ausbildungsjahre zu Ende. Diese beinhalten medizinisches und psychologisches Hintergrundwissen, Sozialrecht, Methodik und vieles mehr. Die Siegerehrung beim Aktivtag ist allerdings erstmal nur für die Schülerinnen und Schüler gedacht: und zwar für alle.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.03.2024, 14:40 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski