130 Polizisten vor Ort - Remmo-Villa übergeben - Teile der Einrichtung offenbar mutwillig zerstört
Seit Jahren wurde um die Remmo-Villa in Berlin-Buckow gestritten, nun hat die Familie das Haus verlassen und an den Staat übergeben. Laut einem Sprecher des Bezirksamtes Neukölln ist die Immobilie in einem "desolaten Zustand".
- 130 Polizeibeamte begleiteten Räumung der Remmo-Villa
- Holzböden herausgerissen, Scheiben zerstört, Sperrmüll im Garten
- Bezirksbürgermeister Hikel (SPD): "Räumung deutliches Zeichen gegen Clankriminalität"
Nach jahrelangem Rechtsstreit und begleitet von einem großen Polizeieinsatz ist die beschlagnahmte Villa eines bekannten arabischstämmigen Clans in Berlin-Neukölln an den Staat übergeben worden.
Der angekündigte Räumungstermin einer Gerichtsvollzieherin an dem großen Haus im Stadtteil Buckow verlief am Mittwochvormittag reibungslos, die Familie hatte das Haus bereits am Vorabend verlassen. Türen und mehrere Fenster standen offen. Einige Möbelstücke waren vor der Tür abgestellt. 130 Polizisten, die den Termin begleiteten, sperrten das Gelände und die Straße ab, mussten darüber hinaus aber nicht eingreifen. Polizisten und ein Vertreter des Bezirks begleiteten die Gerichtsvollzieherin in das Haus. Christian Berg, Sprecher des Bezirks Neukölln wertete die Übergabe als großen Erfolg, sagte aber, dass sich das Haus in "desolatem Zustand" befinde.
Für Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) konnte mit der Räumung "dieses Kapitel ein Stück weit" geschlossen werden. Er sprach von einem "deutlichen Zeichen gegen Clankriminalität", so der SPD-Politiker.
Holzböden herausgerissen, Scheiben zerstört
Es seien weggerissene Holzböden, zerbrochene Glasscheiben, aufgebrochene Türen sowie ein großer Sperrmüllhaufen inklusive Bauschutt auf dem Areal im Garten hinterlassen worden. Lose Elektrokabel hingen demnach in den Räumen herum. Autoteile lagen herum. Berg sprach von mutwilliger Zerstörung. Mit der Familie müsse man nun klären, wer den Schaden bezahle, sagte Berg.
Wie die "B.Z." berichtet, soll die Familie bereits ein anderes Haus bezogen haben, das zehn Autominuten vom geräumten Domizil entfernt liegt.
Berg betonte: "Insgesamt sind wir erstmal sehr zufrieden." Das Bezirksamt freue sich, dass die Sache endlich abgeschlossen worden sei. Nun müsste das Haus gesichert werden. Die künftige Verwendung stehe noch nicht fest. Der Bezirk strebe eine soziale Nutzung an. Erzieherinnen aus der benachbarten Kita, die neugierig durch den Zaun guckten, berichteten von einem Feuerwerk, das die Bewohner noch am Montagnachmittag veranstaltet hätten. Sie hätten nichts dagegen, wenn ihre Kita das Grundstück mitnutzen könne, sagten die Frauen.
Vertreter der Großfamilie hatten bis zuletzt gerichtlich versucht, die Räumung abzuwehren. Einen sogenannten Räumungsschutzantrag hatte das Amtsgericht Neukölln aber in der vergangenen Woche zurückgewiesen (Az. 33 M 231/24).
Räumungsschutz-Versuch war gescheitert
Weil die Villa in Buckow nach Überzeugung der Berliner Staatsanwaltschaft mit Beute- und Schwarzgeld erworben wurde, gehört sie inzwischen rechtskräftig dem Land Berlin, dafür zuständig ist als Kommune der Bezirk Neukölln. Das Landgericht hatte im Januar entschieden, dass die Familie das Haus räumen muss und damit ein Urteil des Amtsgerichts Neukölln vom April 2023 bestätigt. Daraufhin schaltete der Bezirk die Gerichtsvollzieherin ein.
Den Bewohnern der Villa wurde schon vor drei Jahren der Mietvertrag gekündigt. Vorher hatte die Remmo-Familie dem zuständigen Bezirksamt einen mutmaßlich gefälschten Mietvertrag vorgelegt. Das Berliner Landgericht entschied im vergangenen Januar, dass die Familie die Immobilie räumen muss. Der Versuch der Remmos, Räumungsschutz zu erwirken, scheiterte vor dem Amtsgericht Neukölln.
2018 hatte die Justiz insgesamt 77 Immobilien beschlagnahmt, die dem Remmo-Clan zugeordnet werden. Darunter war auch die Villa, die nun geräumt werden soll.
Erste Räumungsfrist endete Oktober 2021
Zunächst hatte sich am Mietverhältnis nichts geändert. Später kündigte der Bezirk der Familie und setzte eine Räumungsfrist bis Oktober 2021. Da die Familie blieb, zog der Bezirk vor Gericht - in den bisherigen Instanzen mit Erfolg. Allerdings sind die Entscheidungen bislang nicht rechtskräftig, weil die Bewohner juristische Schritte eingeleitet haben.
Auf dem Grundstück kam es wiederholt zu Polizeieinsätzen. Zuletzt im Januar im Zusammenhang mit einem Angriff auf eine Polizistin an Silvester, nachdem eine 15-jährige Jugendliche aus der Familie auf der Straße an der Villa von einem Polizeiauto angefahren worden war. Ein Verwandter der Jugendlichen soll daraufhin die Polizistin in dem Wagen brutal angegriffen und schwer verletzt haben. Bei früheren Durchsuchungen ging es unter anderem um Ermittlungen zu Diebstählen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.03.2024, 17:00 Uhr