War es ein Hybrid? - Jäger fordern weitere Untersuchung nach mutmaßlichen Wolfsangriff auf Dackel

So 05.05.24 | 11:45 Uhr
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Symbolbild: Ein Jäger in Wäldern von Brandenburg, Herzberg. (Quelle: dpa/Schlesinger)
Bild: dpa/Schlesinger

Der mutmaßliche Angriff eines Wolfes auf einen Dackel löst erneut Querelen zwischen dem Landesumweltamt und den Jägern in Brandenburg aus. Der Verband bringt eine neue Vermutung ins Spiel. War es ein Hybrid?

Der Landesjagdverband in Brandenburg hält den mutmaßlichen Angriff eines Wolfs auf einen Dackel noch nicht für ausreichend geklärt und fordert das Land zu einer weiteren Untersuchung auf.

In Havelsee (Potsdam-Mittelmark) war vor Wochen ein Dackel verletzt worden. Laut Landesumweltamt ergab eine genetische Analyse, dass sehr wahrscheinlich ein Wolf den Jagdhund angegriffen hatte.

Der Landesjagdverband bringt nun nach einem eigenen Gutachten die Möglichkeit ins Spiel, dass es sich auch um einen Wolfshybriden - also eine Kreuzung aus einem Wolf und einem Hund - handeln könne und dieses Tier besonders gefährlich werden könnte.

Hybrid gilt als gefährlicher als Wolf

Das Landesumweltamt (LfU) teilte dagegen mit, die Vermutung, dass ein Hybride den Dackel angegriffen haben könnte, lasse sich mit den Daten des Senckenberg Zentrums für Wildtiergenetik nicht bestätigen und sei äußerst unwahrscheinlich. Wolf-Hund-Hybride seien in Brandenburg zudem sehr selten. Es sei in der Vergangenheit nur ein Fall aus dem Oder-Spree-Kreis bekannt gewesen, so die Behörde.

Der Geschäftsführer des Verbandes, Kai Hamann, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Verband habe zur Verletzung des Dackels ein eigenes DNA-Gutachten bei einem Institut in Hamburg in Auftrag gegeben. Untersucht wurden etwa Abstriche von der Wunde und Haare. Danach sei die Beteiligung eines Wolfshybriden nicht ausgeschlossen worden. Es sei daher unverständlich, dass das LfU eine weitere Untersuchung des Vorfalls ablehne.

"Sollte es sich tatsächlich um einen Hybriden handeln, haben wir es mit einem der gefährlichsten Wölfe zu tun. Denn dieser hat die Nähe zum Menschen vom Hund vererbt bekommen und die Aggressivität vom Wolf", meinte Verbands-Präsident Dirk-Henner Wellershoff.

Geschäftsführer Hamann forderte das Land auf, ein gezieltes Wolf-Monitoring in dem betroffenen Gebiet aufzunehmen. Es sollten Kotproben - Jäger sprechen von Losung - eingesammelt, analysiert und mit dem bisherigen DNA-Material vergleichen werden. "Wir wissen nicht, ob wir es mit einem verhaltensauffälligen Tier zu tun haben." Es gebe die Sorge, dass es zu einem Angriff auf einen Menschen komme.

Verbände seit Langem im Clinch mit Umweltministerium

Der Landesjagdverband forderte nach dem Angriff auf den Dackel bereits vor Tagen, der Wolf müsse geschossen werden. Ohnehin liegen die Jäger wegen der Zunahme der Wolfsrudel und vieler Weidetier-Risse in Brandenburg seit Längerem im Clinch mit dem Umweltministerium. Sie fordern eine starke Verringerung des streng geschützten Wolfsbestandes.

Nach Verbandsangaben gibt es in Brandenburg mehr als 1.000 Wölfe und fünf Risse oder Übergriffe auf Nutztieren pro Tag. Auch der Landesbauernverband hält eine Festlegung auf maximal 500 Wölfe für geboten.

Brandenburg gilt in Deutschland als Wolfsland Nummer eins mit den meisten Rudeln.

Proben deuten auf regional bekanntes Wolfsvorkommen hin

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums ist die Wahrscheinlichkeit, dass Wolfshybriden in Konflikt mit dem Menschen geraten, höher als bei Wölfen. Sie seien weniger gut an ein Leben in freier Natur angepasst, auch die wolfstypische Vorsicht sei unter Umständen geringer ausgeprägt: "So ist es denkbar, dass Hybriden vermehrt Übergriffe auf Nutztiere verüben oder dass sie häufiger in Siedlungsnähe gesehen werden als Wölfe."

Das Landesumweltamt teilte auf Anfrage mit, nach den Daten des Senckenberg Instituts, das nach dem Angriff auf den Dackel Proben untersuchte, deuteten Abschnitte der DNA auf ein regional bekanntes Wolfsvorkommen hin. Die Proben reichten jedoch nicht aus, um "eine sichere Artbestimmung und Individualisierung" vornehmen zu können. Eine weitere Untersuchung sei nach der Wolfsverordnung ausgeschlossen, weil es weder ein problematisches oder aggressives Verhalten gegenüber Menschen noch ernsthafte landwirtschaftliche Schäden nach Übergriffen auf Weidetiere gegeben habe.

52 bestätigter Wolfsrudel

Die Zahl bestätigter Wolfsrudel - also Wolfsfamilien - stieg in Brandenburg im biologischen Wolfsjahr 2022/2023 (von Anfang Mai bis Ende April des Folgejahres) auf 52. Genaue Wolfszahlen gibt das zuständige Landesamt für Umwelt nicht an. Künftig soll ein schnellerer Abschuss von sogenannten schadenstiftenden Wölfen möglich sein und die Wolfsverordnung geändert werden. Solche Schnellabschüsse sollen in Gebieten mit erhöhten Weidetier-Rissen erlaubt sein, wenn dort ein Wolf den Herdenschutz überwunden und ein Tier gerissen hat. Die Abschussgenehmigung gilt dann für 21 Tage und in einem Umkreis von bis zu 1.000 Metern um die betroffene Weide. Wie und wann ein solcher Abschuss konkret in Brandenburg umgesetzt werden kann, ist noch nicht geklärt. Der Jagdverband lehnt die Regelung als "Augenwischerei" ab. Auch der Bauernverband fordert eine "Quotenjagd".

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 5.5.2024, 19:30 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Es ist unfassbar, was sich diese Jäger rausnehmen. Die sind völlig Kritikresistent und schränken uns mit ihrer selbstherrlichen Art ein. Hauptsache sie dürfen ballern. Die sollten auch mal professionell überprüft und von ihrem Sockel geholt werden.

  2. 26.

    Wenn Sie , danach sieht es aus keine Ahnung vom Metier haben, bitte lassen. Der Wolf und jedes andere Tier, ist nicht böse. Und es ist absolut kein ,,unkritischer Wolfskult'', denSie da uns unterstellen, sondern Respekt und Annahme von Natur - generell!

  3. 25.

    „Fünf Risse oder Übergriffe“ ist ja eine tolle Formulierung. Wie viele Risse und was genau ist ein „Übergriff“?

  4. 24.

    52 Wolfsrudel da ist sicher noch reichlich Platz für das Nutztier Wolf in Brandenburg wenn es dann doch zu viele werden sollten bitte nicht nach die Jäger rufen die Wolfsfreunde sollten, dass selbst Regeln .

  5. 23.

    Also irgendwie nervt diese dauernde Wolf-Paranoia.
    Natur kann man nicht regulieren und der Dackel hat da beim Wolf nicht zu suchen und soll sich fernhalten.

  6. 22.

    Dass die Schweden eine radikale Wolfspolitik betreiben, habe ich durch die Medien schon mitbekommen. Mir geht es hier aber auf Kommentar von "Alter Schwede", dass in Schweden die Hunde immer an der Leine zu führen sind, ohne Ausnahme. Und obwohl auch bei uns in den Wäldern Leinenpflicht gilt, lassen die meisten Hundehalter in den Wäldern ihre Hunde frei herumlaufen. Und denken überhaupt nicht nach, wie es den Waldbewohnern damit geht. Aber hauptsache ihr Hund darf sich jetzt mal austoben.

  7. 21.

    Ich persönlich finde ja die Hund-Jäger-Hybriden am gefährlichsten für den Wolf.

  8. 20.

    Wie lächerlich: die Nähe zum Menschen vererbt bekommen! Fellfarbe, Zähne, genetische Erkrankungen, man kann echt viel vererben, aber die Nähe zum Menschen nicht. Und er hört auch nicht ab Geburt auf altdeutsche Vornamen wie Hasso, Falk oder Greif. Oder Purzel!

    WENN es einen Hybriden gibt, entstammt er der gleichen Untat wie dem Vorfall mit dem Dackel: sein HERRCHEN (bei Berittenen eher Frauchen) hat den Hund nicht angeleint und der Hund hat eine Wölfin befruchtet (unromantisch ausgedrückt). Und jetzt wird gejammert, dass das vorkommen kann - ganz was neues. Immer dran denken: Wölfe, Füchse, Hunde - alles eine Gattung. Faktisch kann ich auch einen Japaner heiraten... Unsere Kinder vertragen vielleicht keine Milchprodukte, aber mit Stäbchen essen müssten wir trotzdem antrainieren...

  9. 19.

    Die schwedische Lösung ist die totale Dezimierung der Wolfspopulation derart, dass der Wolf seine wichtige Funktion als Spitzenprädator komplett verliert und letztendlich die Genvielfalt analog zur Inzucht einschränkt. Das hat mit vernünftigen Wolfsmanagement überhaupt nichts zu tun.
    Die schwedische „Wolfspolitik“ wird längst von der EU kritisiert und sollte keinesfalls unser Leitmotiv sein, dazu ist die Funktion und Stellung des Wolfs im Habitat viel zu wichtig.
    Und ganz ehrlich, für eine angebissene freilaufende Trethupe, die dem Wolf mordmäßig mit seinem Gebelle auf den Senkel ging, sollen jetzt Steuergelder für die Bissanalyse verbrannt und darauf fußend der Wolfsabschuss durchgesetzt werden?!?

  10. 18.

    Es ist zweifellos unrechtmäßig, im Wald außerhalb von Hundeauslaufgebieten einen Hund unangeleint laufen zu lassen. Der unkritische Wolfskult, dem hier von zumeist sachunkundigen Personen gehuldigt wird, ist jedoch auch problematisch.

  11. 17.

    Tut mir Leid für den Dackel, aber als Mahnung finde ich es garnicht schlecht, vielleicht werden die Hunde jetzt im Wald angeleint!

  12. 16.

    Ja, so einfach könnte es sein, aber die Deutschen sind entweder zu blöde oder zu arrogant dafür.
    Man kann noch nicht mal mehr einen Waldspaziergang machen, ohne von freilaufenden durch den Wald rasenden Hunden angefallen zu werden, von joggen und radfahren ganz zu schweigen.

  13. 15.

    Was für die Schweden so einfach und selbstverständlich ist - für den gemeinen Deutschen gilt das alles nicht, da wird lieber herumgepöbelt, weil der sich wieder in seiner "Freiheit" (was auch immer er meint) eingeschränkt fühlt. Echt nervig. Es könnte so schön sein, wenn man sich nur an die logischen Regeln hält ;-)

  14. 14.

    Der Jäger ist unfähig. Er sollte Sozialstunden ableisten.

  15. 13.

    "Satire tut so gut."
    Fakten + Bildung aber auch. Der "böse Dackel" ist hier der Leidtragende und so wenig wie die Wölfe Schuld. Informieren Sie sich besser zu den Hintergründen, bevor Sie hier schon wieder einen "Wolfskult" ausmachen. Zugegeben, der RRB zwingt eine dazu, hierfür erst noch einen, im Text verlinkten, älteren Bericht zu lesen statt in einem Satz zusammenfassend zu erwähnen, dass der Hund unbeaufsichtigt im Wald unterwegs war. Aber auch das kann man erwarten, wenn man eine Meinung kundtut, dass man sich die zu deren Bildung erforderlichen Fakten "beschafft". Meinung kommt von Meinungsbildung und ist ein Prozess. Kurz gesagt "Meinungsbildungsprozess". Halbwissen + Vorurteile sind dem Ergebnis einer differenzierten Betrachtungsweise allerdings abträglich.

  16. 12.

    In Deutschland wurden 2003 ein (1) und 2018 drei (3) Wolfshybride nachgewiesen und erlegt. Der Abschußgrund war jedoch nicht die mögliche Gefährlichkeit, sondern die Tatsache, das Hybride den Genpool der geschützten Wölfe "versauen". Zum Abschuß der Hybriden bis zum F4-Status, also der 4. Generation, ist eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.
    Verordnung (EG) Nummer 1497/2003
    Die Viecher gehören zwar auch nicht zu meinen Favoriten aber ich verstehe nicht, warum der Jagdverband wieder trommelt?

  17. 11.

    Der Dackel war nicht wtwa "unangeleinter Gassigeher" (also Herrchen/Frauchen zumindest in der Nähe) sondern, schlimmer noch, unbeaufsichtigt. Was einen erheblichen Unterschied macht. Womöglich wohnt sie in Waldnähe und der Freilauf war bislang bei ihr üblich. (Armer Hund. Der hats "ausgebadet", was der Halterin wohl an Verantwortungsbewusstsein ihm gegenüber fehlte.). Dabei dürfte derlei Wissensvermittlung doch inzwischen längst Teil beim Erwerb der Jagdlizenz sein? Oder hat sie ihre vor Jahrzehnten erworben? Oder kommt sie - vllt. als urlaubsweise gebuchte Jagdpächterin - aus einer - noch - wolfsfreien Gegend? Fragen über Fragen ;-) Man weiß es nicht.

  18. 10.

    Ich sehe es wie "Blümel", Kommentar 2.
    Der kleine Kläffer wird dem Wolf oder Wolfshybriden nachgesetzt und genervt haben und der hat dem eine Lektion in Sachen Wolfskunde erteilt. Der Kläffer wäre tot, wenn der Wolf eine Tötungsabsicht gehabt hätte.
    Zur Besitzerin: da wäre interessant, ob sie eben genau diesen Dackel auch bei ihren Jagden einsetzt, also der eben darauf trainiert ist. Dann wäre es auch weniger verwunderlich, wen der - unangeleint - seinem "Beruf" nach geht.
    Wobei Dackel wg. der verkürzten Beine ja eher nicht für größere Wildtiere eingesetzt werden, sondern wahrscheinlich eher, um ein Tier in seinem Bau aufzustöbern. Dennoch: trainierter Jagdtrieb.
    Ich persönlich sehe hier die Verantwortung bei der Dackelhalterin und nicht andersherum, beim Wolf.
    Die hatte ihren Dackel weder unter ihrer Kontrolle noch unter ihrem Schutz.

  19. 9.

    Ja der böse Dackel aber auch, was bildet der sich ein, dem armen Wolf in die Quere zu kommen, diesem harmlosen göttlichen Tier.

    Vielleicht war der Täter ein anderer böser Hund, ich wette.

    Satire tut so gut.

  20. 8.

    Die genommene Probe reicht nicht aus, um eine genaue Klärung zu finden. Was soll denn jetzt noch untersucht werden? Bisher kann man nicht sagen ob es ein Hybrid ist und nun ... Wobei Hybrid schlimm wäre... Ich halte es nicht für unwahrscheinlich. Es soll Leute geben, die eine Kreuzung von Hund u. Wolf "toll" finden. Unverständlich !!!!

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