Eröffnung im Juli -
Die neue Potsdamer Stadtsynagoge soll im kommenden Juli eröffnet werden. Nach der Fertigstellung wurde das Gebäude am Dienstag in die Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland übergeben. Mit der symbolischen Schlüsselübergabe erhalte diese die Freigabe zur umfassenden Nutzung des Gebäudes, teilte Brandenburgs Kulturministerium mit.
Der rund 16,4 Millionen Euro teure Neubau im Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe des Landtags wird vom Land Brandenburg finanziert. Er wurde nach Plänen des Architekten Jost Haberland errichtet.
Synagogenzentrum mit Raum für 199 Gläubige
Das Synagogenzentrum mit Raum für 199 Gläubige sei ein Gebäude mit einem besonderen Sicherheitsstandard, hieß es. Für alle Beteiligten sei wichtig, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht sichtbar in den Vordergrund treten. So wird das Erdgeschoss durch eine Sicherheitsschleuse betreten, auch Panzerglas wurde verbaut.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei der Schlüsselübergabe vor dem Hintergrund der steigenden Zahl antisemitischer Straftaten, es sei höchste Zeit, dass Jüdinnen und Juden "einen Ort bekommen, der Heimat und Zuflucht ist". Die neue Synagoge sei ein "Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar ist, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte".
Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Aron Schuster, sagte, der zentrale Ort, der für Jüdinnen und Juden im Herzen Potsdams geschaffen wurde, gebe der jüdischen Gemeinschaft in Zeiten großer Unsicherheit Rückhalt.
Jüdische Gemeinden nutzen Zentrum gemeinsam
Vier jüdische Gemeinden aus Potsdam werden künftig das neu erbaute Synagogenzentrum in der Landeshauptstadt nutzen. Laut Schuster ist vorgesehen, dass sie abwechselnd die Shabbat-Feiern ausrichten und jüdische Feiertage im Synagogen-Zentrum gestalten. Die vier Gemeinden hätten rund 750 bis 800 Mitglieder, so Schuster weiter. Lange Zeit hatte es unterschiedliche Vorstellungen über die Nutzung des Synagogenzentrums gegeben.
Potsdam bekommt als letzte Landeshauptstadt in Deutschland wieder eine Synagoge. Derzeit gibt es im Stadtgebiet nur ein kleines jüdisches Gotteshaus in der Universität, das vor drei Jahren eröffnet wurde. Die alte Potsdamer Synagoge wurde nach der NS-Pogromnacht von 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff zerstört und später abgerissen. An ihrem früheren Standort wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert eine Gedenktafel an die alte Synagoge.
Jahrelang war um den Bau einer neuen Synagoge in Potsdam gerungen worden. Eine Lösung konnte erst erzielt werden, nachdem der jüdische Wohlfahrtsverband ZWST die Trägerschaft des vom Land Brandenburg beauftragten Baus übernahm. Im November 2021 wurde dann schließlich der Grundstein gelegt, neun Monate später das Richtfest gefeiert.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.05.2024, 12:00 Uhr