Bad Liebenwerda im Landkreis Elbe-Elster - Zwei Jahre nach riesigem Waldbrand entsteht in der Gohrischheide ein Mischwald

So 18.08.24 | 10:23 Uhr
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Gohrischheide in Südbrandenburg, Landkreis Elbe-Elster, zwei Jahre nach dem großen Waldbrand, Landschaft. (Quelle: rbb/Rico Herkner)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 19.08.2024 | Rico Herkner | Bild: rbb/Rico Herkner

Der Waldbrand in Gohrischheide war einer der größten in der Brandenburger Geschichte. Rund 850 Hektar brannten ab. Die meisten Landbesitzer gehen die Wiederaufforstung zügig an - bis dort aber wieder ein echter Wald steht, wird es noch dauern.

An das Flammeninferno in der Gohrischheide erinnern nur noch ein paar verkohlte Baumstümpfe und einige stehengebliebene Kieferngerippe. Hunderte Hektar Wald brannten hier im Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Sachsen im Sommer 2022, 300 Hektar davon auf Brandenburger Seite. Betroffen waren fast ausschließlich Flächen, die Privatbesitzern gehören. Die Schäden gingen in die Millionenhöhe.

Junge Bäume entwickeln sich gut

Auch der Wald von Michael Marth war betroffen. Er ist Waldbesitzer und Vorstand der Agrargenossenschaft Mühlberg. Während des tagelangen Feuers wurde sein Waldgebiet in der Gohrischheide - über vier Hektar - komplett vernichtet. Heute sieht das Gelände von Michael Marth aus, wie eine wilde Wiese. Kleine Bäume wachsen zwischen Gräsern und Blumen. Früher wuchsen vor allem Kiefern auf dem Waldstück.

Jetzt sind es Eichen und andere junge Laubbäume. Teilweise wachsen sie schon kniehoch. Statt 98 Prozent Kieferbestand - wie vor dem Brand - entsteht in der Gohrischheide jetzt Mischwald. Mit Fördermitteln des Landes haben die Waldbesitzer aus der Not eine Tugend gemacht und die Aufforstung für einen Waldumbau genutzt.

"Nach der erfolgten Aufforstung im Jahr 2023 war dieses Jahr zu beobachten, dass die Setzlinge eigentlich gut anwachsen konnten", sagt Michael Marth. Der Wald sei gut in die "erste Wuchsperiode" gestartet. Auch der Niederschlag in diesem Jahr half dabei.

So sieht es in der Gohrischheide nach dem Waldbrand aus

Mehr als die Hälfte der Fläche in Bad Liebenwerda in Aufforstung

Das Land Brandenburg unterstützt bei der Aufforstung mit Fördergeldern. Bis zu siebzig Prozent übernimmt das Land, damit der Wald der Zukunft ein Mix aus verschiedenen Bäumen ist – und dadurch vor riesigen Waldbränden besser geschützt ist sein soll. Michael Marth ist mit der Förderung des Landes "zufrieden", sagt er.

Im Revier Bad Liebenwerda sind nach eigenen Angaben bereits 40 von 70 Hektar aufgeforstet oder zumindest geplant, sagt Revierleiterin und Försterin Maria Göbel. "Die Waldbesitzer sind sehr agil", sagt sie. Es sei nicht selbstverständlich, dass schon so viele ihren Wald wieder aufforsten und Strategien entwickeln würde. Die meisten Besitzer würden die Förderrichtlinien des Landes nutzen, so Göbel. 14 verschiedene Baumarten seien aktuell schon gepflanzt worden, gut für das Ziel Mischwald. Es gebe aber auch Waldbesitzer, die noch nicht erreichbar seien, auf deren Flächen also noch nichts passiere.

Keine Aufforstung erhöht Brandgefahr

Diese Untätigkeit einiger Waldbesitzer birgt Gefahren für alle. Falls es wieder brennen sollte, könnten sich die nicht aufgeforsteten Waldflächen zum Brandbeschleuniger entwickeln, sagt Martin Neumann von der Feuerwehr Bad Liebenwerda. "Totholz ist nun mal Naturmaterial, das brennen kann. Es ist Brandlast im Wald. Und kann dadurch an gewissen Stellen zum Problem werden", sagt Neumann. Bei vergangenen Feuern habe man das bereits gesehen.

Vor allem "größere Mengen" Totholz - so sie noch auf ehemaligen Waldbrandgebieten liegen würden, sollten dringend entfernt werden. Kleinere Mengen seien nicht notwendigerweise ein Problem, so Neumann. In diesem Jahr sei die Waldbrandsaison "glücklicherweise glimpflich", auch wenn es noch zu früh für ein Fazit sei. In der Region hätten bislang nur wenige und kleine Flächen gebrannt.

Fördermittel laufen aus - Verlängerung gewünscht

Die Fördermittel des Landes laufen in diesem Jahr erstmal aus. Maja Göbel und Michael Marth fordern allerdings eine Verlängerung. "Es muss weiter Unterstützung des Landes kommen, um die Kulturpflege weiter durchführen zu können", sagt Marth. Die Pflege des jungen Waldes bedürfe eines hohen Aufwandes. Gräser und Kräuter, die wild auf den Flächen wachsen, müssten regelmäßig entfernt werden, um dem Wald das optimale Wachstum zu ermöglichen.

Laut Göbel soll die Förderrichtlinie allerdings verlängert werden. "Das ist auch wichtig", sagt die Försterin. Ein "ganz wichtiges Mittel für die Waldbesitzer" sei das.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.08.2024, 09:25 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    OMG - gestern habe ich genau das versucht hier zu kommentieren - wurde nicht freigegeben. Ja, die Natur hat sich in Jahrmillionen evolutionärer Vorgänge so herausgebildet, dass SIE überlebt (nicht wir...), und sie weiß ziemlich gut selbst, wie sie einen gesunden Mischwald MIT Totholz bildet, Humus erzeugt, und Waldbrände nutzt. Wenn man sie machen lässt.

  2. 15.

    Linde, sie sprechen nicht nur mir aus dem Herzen.
    Danke für Ihren Kommentar.

  3. 14.

    Ein "gesunder" Wald besteht eigentlich ungefähr zu je einem Drittel aus Totholz, größeren Bäumen aller Alterstufen und jungen Bäumen die auf freien Flächen gedeihen, die zuvor durch Waldbrand, Tierverbiss, und Sturmschäden entstanden sind. Was umfältt bleibt wo es ist und rottet oder brennt weg. Menschliches Zutun ist dafür entbehrlich. Für die Natur ist das optimal für die Fortwirtschaft sicherlich nicht.

    Aber künftig dürfte so ein Wald wahrscheinich wichtiger sein als die Bretter, die man bisher als Maßstab für den Nutzen gesehen hat. Ein Privateigentum an diesen Flächen wäre daher sowieso sinnlos. Insofern sollte man die bestehende Subventionierung der Forstwirtschaft mittelfristig beenden, um der Natur ihren Lauf zu lassen.

  4. 13.

    Jede Katastrophe hat ihr Gutes.

  5. 11.

    Sehr schön, nach dem Brand geht es weiter. In 40 Jahren kann an die erste Nutzung gedacht werden. Vorher erfordert es die Pflege des Waldes und 320 ha bzw 3,20 km² ist eine große Fläche.
    Das einige Tränen in die Augen bekommen und in das Eigentum eingreifen wollen, gehört zum Thema.
    Die gute fachliche Praxis, könnte ein Stichwort sein. Nur ob der Begriff, außerhalb der Fachwelt, richtig verstanden wird, könnte ein Versuch wert sein.

  6. 10.

    Hm, dazu brauchte man schon ein gutes Waldgesetz. Aber das müssen Sie dann auch durch die Gesetzgebung bekommen. Ganz so ist es dann eben nicht, was irgendwo auch plausibel ist, aber immer wieder zu Rückschlägen führt. Jeder, der Wald/(bestockungs)boden erbt, überlegt, wie man ohne größeren Einsatz "etw. aus der Fläche machen könnte" - u. denkt natürl. an Holzverkauf. Viellt sollte man eher in die Naturrichtung gehen, weil nicht komplett/großflächig eingegriffen werden muss. Aber das sind rein theoret. Überlegungen, die wenig mit der "Natur am Standort" zu tun haben. Das muss man erst einmal exakt herauskriegen/erkunden"(lassen),sich mit meteorolog. Messreihen befassen u.dann überlegen, was zu tun sei.Das kann man aber privaten Besitzern nicht vorschreiben, es sei denn, es werden Gesetze bewusst verletzt. Das ist alles nicht so einfach, Sie würden sich vermutl. auch wehren. Es ist wirklich kompliziert! Daher, naturnahe Nutzung, scheint mir das Klügste zu sein!

  7. 9.

    Hier entsteht nicht ein neuer Mischwald, sondern, wie die anderen schon richtig bemerkt haben, ein forstwirtschaftlich nutzbarer Mischwald.

    Ich lasse bei mir seit ca. 25 Jahren ein Stück Land brach liegen. Interessant, was dort wann entsteht.

    Leider muss ich jetzt wegziehen. Ein schönes Stück Natur, mit vielen Vögeln, Tieren, ....

  8. 8.

    Es gab ja auch Berichte über Flächen, wo über die Neupflanzungen ein weiterer Waldbrand ging - und die dann in Ruhe gelassene Fläche auch einen jungen Mischwald hervorbrachte. Ich Frage mich, ob die Humusprodukte des Pionierwaldes nicht später fehlen. Und ob Krautwiesen nicht besser vor Bodenerosion und Austrocknung schützen.

    Jahrmillionen lang wusste der Wald ohne uns Besserwisser, wie er sich angepasst an die Umwelt bestens entwickelt. Wälder, die "nur" Besitztümer sind, aber nicht "geerntet" werden, könnte man ja mal machen lassen... ?

  9. 7.

    Dann entsteht ein Mischwaldbaus dem, was frei herumfliegt als Samen oder von Vögeln dort abgeworfen wird. Am Anfang dürften das aber mehr Birken, Papppeln und ähnliche Pioniergrhölzebsein, die sind für die Forstwirtschaft nicht gut nutzbar. Mit dem Aufforsten besucht man die ca 30 Jahre Pionierwald zu überspringen und gleich die gewünschten Baumarten anzusiedeln.
    Zu einem echten Wald würde übrigens auch eine Strauchschicht gehören - aber die soll wohl erst einmal eliminiert werden, wenn ich das richtig verstanden habe.

  10. 6.

    "Gräser und Kräuter, die wild auf den Flächen wachsen, müssten regelmäßig entfernt werden, um dem Wald das optimale Wachstum zu ermöglichen." Weshalb lernt man nicht aus der Landwirtschaft, dass mit dem "Abernten" von Gräsern und Kräutern dem Boden wertvolle Nährstoffe entzogen werden, die dann durch Düngung ersetzt werden müssen? Wenn den jungen Bäumen in der Wachstumsphase Nährstoffe und Mineralien fehlen, entwickeln sie sich nicht optimal. Außerdem schützen die anderen Pflanzen den Boden bei starker Sonneneinstrahlung vor Austrocknung. Am besten wäre doch, einen Wald mal der Natur zu überlassen und nicht wieder alles regulieren zu wollen.

  11. 5.

    Was würde entstehen wenn einfach nichts gemacht wird?

    Eine schöne heimische Urwald, nach viele Jahrzehnten?

  12. 4.

    Gibt es nicht die Möglichkeit, den bisher untätigen Waldbesitzern Sanktionen aufzuerlegen. Schließlich gilt immer noch die alte - aber nicht veraltete - Formel "Eigentum verpflichtet ". Durch ihr Nichtstun gefährden diese Leute die Arbeit derjenigen, die ihren werdenden Wald pflegen.

  13. 3.

    Na also. Mutter Natur und ein paar flüssige helferlein regulieren das ganz alleine wieder...
    Nur da wo der Kommerz zwischenfummelt und schnelles Geld machen will wird gejammert...

    Lass mal die Natur machen.
    Die kann das seit Millionen von Jahren.
    Auch ohne den Menschen....

  14. 2.

    Ja, dieser Raum war lange genug nur für Kiefernforsten wertig. Klar haben Bodenprozesse bei sehr langen Zeiten Kiefernbestockungen Folgen hinterlassen, um so mutiger die Chance, endlich auch neue Wege zu gehen. Den betr. Waldbesitzern ist wirklich nur das Beste zu wünschen. Und fragen kostet nichts. Mit der HfEE haben wir der Forschungszentrum für derart Fragen (Böden/Bestockungsziele) im eigenen Bundesland. Und eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr ist wirklich auch nicht zu verachten, da viel Erfahrung zu Fragen Entzündbarkeit/Schutz usw. vorliegt. Ich wünsche den Agierenden "in diesem Dreick" viel Erfolg: Eichenwaldformationen auf nährstoffarmen Böden halte ich durchaus für möglich. Wird aber mehr als ein Menchenleben brauchen und ist daher eine Aufgabe für die Zukunft! Prima - Glückwunsch! Dem rbb24 sei gewünscht, immer wieder mal ein Auge auf diese Gegend zu werfen. Denn sie hat schon einen besonderen, weil herben Reiz!

  15. 1.

    Und noch ein positiver Beitrag, das freut mich sehr!

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