1. Dezember - Die Telefonauskunft 11833 wird abgeschafft

Sa 30.11.24 | 17:21 Uhr | Von Birgit Raddatz
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Archivbild: Mikrofilm-Lesegeraete in der Fernsprechauskunft der deutschen Bundespost in Darmstadt Juli 1967. (Quelle: dpa/Ullstein)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.11.2024 | Birgit Raddatz | Bild: dpa/Ullstein

Kein Anschluss unter dieser Nummer wird es künftig bei der Telekom-Hotline 11833 heißen. Eine Gesetzesänderung macht die Abschaffung möglich. Für einige Menschen bedeutete die Nummer jedoch mehr als nur eine Telefon-Auskunft. Von Birgit Raddatz

Ein bisschen Nostalgie schwingt bei Doris Renée Groth mit, wenn sie an die 1980er Jahre denkt. Denn damals hat sie für ein Jahr bei der Auskunft der Post in Berlin-Schöneberg gearbeitet. Telefone hatten noch eine Wählscheibe und Groth suchte die von Anrufern gewünschten Informationen auf großen Folien heraus - wie beispielsweise Telefonnummern oder Adressen.

Die Anrufenden seien oft ein Spiegel der Gesellschaft gewesen, sagt die heutige Journalistin - und sie selbst Auskunft und Seelsorgerin in einem. "Es gab Menschen mit großen, psychischen Problemen: Manch einer wollte sich das Leben nehmen", schildert Groth. "Andere haben uns als Sex-Hotline missbraucht."

Von Weck-Service bis zur Urinprobe

Mitte der 1990er Jahre wurde aus der Bundesbehörde dann ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Die Auskunft war fortan über die Nummer 11833 zu erreichen. Im Anfangsjahr verzeichnete die Telekom rund 550 Millionen Anrufe, blickt Telekom-Sprecher Johannes Maisack zurück. Doch das änderte sich schon Anfang der 2000er Jahre, als die Konkurrenz den Hotline-Markt für sich entdeckte: Zuletzt gab es bei der Auskunft nur noch rund zwei Millionen Anrufe im Jahr.

Der Großteil seien die klassischen Anfragen nach Telefonnummern, Adressen oder dem Weck-Service gewesen, erklärt Maisack. Erfragt werden konnten aber auch zum Beispiel Apotheken mit Notdienst oder Hotel-Standorte. Es habe aber auch abseitigere Fälle gegeben: Wie Menschen, die einfach mal mit jemandem im Ausland telefonieren wollten. "Oder einer hat die Auskunft mit seinem Hausarzt verwechselt und wollte eine Urinprobe abgeben."

Auskunft kein Universaldienst mehr

Auch wenn das durchaus Anekdoten zum Schmunzeln sind: Für die Telekom lohnt sich die Telefonauskunft nicht mehr, sagt Sprecher Johannes Maisack. Seit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes 2021 gilt die Telefon-Auskunft auch nicht mehr als sogenannter Universaldienst. Zum 1. Dezember 2024 stellt die Telekom nun die Auskunftsdienste unter den Telefonnummern 11833 (Inlandsauskunft), 11834 (Auslandsauskunft) und 11864 ein. Wer heute eine Telefonnummer suche, suche in der Regel im Internet, so Maisack.

Verena Bentele, Präsidentin beim Sozialverband VDK, sieht das kritisch. Zwar scheine das Telefon für viele zum Relikt zu werden, sagt sie. Aber immer noch gebe es aber mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland ohne Internetzugang. "Diese Menschen werden durch die Abschaltung der telefonischen Auskunft von wichtigen Informationen und Auskünften abgeschnitten."

Nach dem Aus der 11833 gibt es zwar noch andere telefonische Auskunftsdienste. Die Bundesnetzagentur, die für die Vergabe der 118-Nummern zuständig ist, bietet eine Übersicht im Netz [bundesnetzagentur.de]. Allerdings geht sie auch davon aus, dass noch weitere Anbieter ihren Service ab dem 1. Dezember abschalten werden.

Und noch eine Neuerung wird es geben: Anrufe bei Auskunftsdiensten aus allen Fest- und Mobilfunknetzen kosten am 1. Dezember einen einheitlichen Preis, schreibt eine Sprecherin. Durchschnittlich kostet der Anruf pro Minute zwei Euro [bundesnetzagentur.de].

50 Mitarbeitende brauchen neuen Job

Zuletzt hatte die Telekom den Service der Auskunft immer weiter ausgelagert. Zuletzt nahmen in Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern noch rund 50 Mitarbeitende eines externen Dienstleisters die Anrufe der 11833 entgegen.

Man werde "gut unterkommen", zeigte sich eine Mitarbeiterin zuversichtlich. In den letzten Tagen seien vermehrt Anrufe eingegangen: auch, weil Menschen sich einfach bedanken wollten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.11.24, 09:00 Uhr

Beitrag von Birgit Raddatz

8 Kommentare

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  1. 8.

    Nichts anderes wurde geschrieben. Das früher das Festnetz auch bei Stromausfall noch funktionierte impliziert ja, dass das heute nicht mehr so ist.

  2. 6.

    Ich dachte auch, dass es die Auskunft längst nicht mehr gibt. Interessant! Früher habe ich sie regelmäßig genutzt. Für Firmensuche, den Wetterbericht und für wichtige Termine auch den telefonischen Weckdienst. Um den Flieger nicht zu verpassen wurden sicherheitshalber 2 Wecker gestellt und dann den Weckdienst der Post nochmal als letzte Absicherung ;-)

  3. 5.

    Es gab Zeiten, da konnte man sich auch die Nachrichten, Sportergebnisse etc. vorlesen lassen.
    Aus heutiger Sicht skuril, damals Normaltät.

  4. 4.

    Wie oft haben Sie denn in diesem Jahr die Auskunft angerufen?
    Ich glaube den meisten fällt es nicht mal auf, dass es diese Telefonnummer nicht mehr gibt.

  5. 3.

    ...ich wusste gar nicht, dass es diese Telefonauskunft überhaupt noch gibt.
    Von den gut 30 Jahren, die ich selbstständig, also ohne Mama oder Papa zu fragen, telefoniere, bin ich so ungefähr die letzten 29 Jahre ohne Telefonauskunft ausgekommen. Auch ohne Zeitansage oder Lottozahlen- oder Horoskopauskunft.
    Mir wäre auch kein, zum Teil sehr, betagter Verwandter bekannt, der das noch nutzen würde.
    Diese Telefonnummern-CDs, D-Info hießen die, glaube ich, um die vor Jahrzehnten mal großartig vor Gericht gestritten wurde, nutzt heute wahrscheinlich auch eher niemand mehr.

  6. 2.

    Wehe dem Tag, wo das Internet ausfällt, dann haben die meisten noch ihr privates Telefonbuch und die 110 und 112. Der Rest steht ja im Internet.
    Früher funktionierten Telefone im Festnetz auch noch, wenn der Strom ausgefallen war. Heute funktioniert ein Mobiltelefon nur noch bis der Akku leer ist, falls die Mobilfunkstation bei Stromausfall überhaupt noch funktioniert.

  7. 1.

    Nummernsuche im Internet dauert zu lange und bringt zu viele Ergebnisse.

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