Landtagswahl in Brandenburg - Kampfkandidatur zwischen Berndt und Bessin um Platz eins der AfD-Landesliste

Di 29.08.23 | 14:56 Uhr
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Archivbild: Hans-Christoph Berndt spricht am 27.10.2020 während einer Pressekonferenz neben Birgit Bessin (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.08.2023 | Katrin Neumann | Bild: dpa/Soeren Stache

Im kommenden Jahr wird in Brandenburg der Landtag gewählt. Für die AfD zeichnet sich dabei eine Kampfkandidatur ab. Der Fraktionsvorsitzende Berndt will genau wie die Landesvorsitzende Bessin auf Platz eins der Landesliste.

Brandenburgs AfD steht vor einer Kampfkandidatur um Platz eins der Liste zur Landtagswahl im kommenden Jahr. Der Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt kündigte auf einer Pressekonferenz der Landtagsfraktion an, Spitzenkandidat seiner Partei werden zu wollen. Auch die AfD-Landesvorsitzende Birgit Bessin wirft ihren Hut in den Ring, wie Landesvorstandsmitglied Felix Teichner bestätigte.

Berndt sagte, es laufe "gewaltig etwas schief in diesem Land" und zählte dabei Themen wie die Corona-Politik, den Ausbau der Wind-Energie, den Boykott russischen Öls sowie die Migration auf. Hauptverantwortlicher sei Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Es sei Zeit, ihn im Amt abzulösen. Bessin war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Viel Unterstützung für Berndt

Für seine Kandidatur hat Berndt offenbar die Rückendeckung der Kreisverbände Potsdam, Dahme-Spreewald, Cottbus, Spree-Neiße und Uckermark, dem nach AfD-Angaben mitgliederstärksten Kreisverband. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion, Dennis Hohloch, sagte, Berndt sei der einzige Kandidat, der der Spitzenkandidatur gewachsen sei. Als AfD-Fraktionsvorsitzender habe er in den vergangenen Jahren "Führungsstärke" gezeigt.

Berndt gilt laut Verfassungsschutz als erwiesener Rechtsextremist. Er ist Mitbegründer des Vereins Zukunft Heimat und war bis 2021 dessen Sprecher. Der Verein strebt nach Einschätzung des Verfassungsschutzes an, durch bürgerliches Auftreten rechtsextreme Positionen zu normalisieren und gesellschaftlich anschlussfähig zu machen. Er selbst fiel in der Vergangenheit wiederholt mit Verschwörungserzählungen auf, unter anderem zur Corona- und Migrationspolitik. Er gilt als eng vernetzt in der neurechten Szene, zu der auch das rechtsextremistische Compact-Magazin des Falkenseer Verlegers Jürgen Elsässer zählt, ebenso wie die rechtsextremistische Denkfabrik "Institut für Staatspolitik" aus Schnellroda in Sachsen-Anhalt.

Interner Machtkampf der Landes-AfD

Der Rahmen für die Ankündigung der Kandidatur ist ungewöhnlich: Dass Berndt die Pressekonferenz der AfD-Landtagsfraktion nutzte, um seine Kandidatur für den AfD-Landesverband bekannt zu geben, gilt als Hinweis auf den AfD-internen Machtkampf zwischen dem Lager des Fraktionschefs Berndt und den Anhängern der AfD-Landesvorsitzenden Birgit Bessin.

Berndt ist seit 2019 Landtagsabgeordneter. Schon bei der letzten Wahl strebte er die Spitzenkandidatur an. Allerdings landete er bei der Aufstellung der Landesliste knapp hinter dem damaligen AfD-Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz. Nachdem Kalbitz aus der Partei ausgeschlossen wurde, übernahm Berndt im Oktober 2020 als dessen Nachfolger den Vorsitz der AfD-Landtagsfraktion. Bei Wahlen zum AfD-Landesvorstand fiel er allerdings durch. Bessin, die sich in der Vergangenheit für eine Wiederaufnahme von Kalbitz in die AfD ausgesprochen hat, wurde Landesvorsitzende.

Ein Datum für einen AfD-Parteitag, auf dem Berndt zum Spitzenkandidaten gewählt werden könnte, gibt es noch nicht.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.08.2023, 19:30

29 Kommentare

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  1. 29.

    Mit der aktuellen Regierungspolitik kann man unzufrieden sein, das wird jeder Demokrat akzeptieren, verstehen und wenn für sich selbst zutreffend auch eine demokratische Lösung dafür suchen.
    Extremismus kann nie die Lösung von Problemen sein.
    AfD Wähler die ganz offen mit den rechtsextremen Bewegungen der AfD sympathisieren sind definitiv Teil des Problems und müssen ich gefallen lassen in der gleichen Schublade zu landen ganz ohne Verfassungsschutz.
    Das sollte man in Deutschland wissen, wo es reichlich Erfahrung mit rechtem als auch linkem Extremismus gibt.

  2. 28.

    "DIE LINKE will den Verfassungsschutz auflösen und durch eine unabhängige „Beobachtungsstelle Autoritarismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” ersetzen."

    So ein Quatsch, genau das macht der der VS. Und dabei gerät auch immer wieder die Linke in den Fokus.

    So ist es.

  3. 27.

    "DIE LINKE will den Verfassungsschutz auflösen und durch eine unabhängige „Beobachtungsstelle Autoritarismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” ersetzen."

    Was ja im Angesicht des -freundlich ausgedrückt- Versagens des Verfassungsschutzes ein durchaus sachliches, faktenbasierten und rationales Argument ist.
    Alles was die Öffentlichkeit über Struktur, Praxis, Netzwerke, Personal, Historie, Taten und Tatzusammenhänge der Neurechten, Neonazis bis hin zu ihrer langen und opferreichen terroristischen Praxis weiss, ist das Ergebnis langjähriger Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen. Die nicht selten wiederum vom Verfassungsschutz als "Extremisten" diffamiert wurden.
    Der Rest wäre die Aufgabe von Polizei und Justiz. Dafür braucht man keinen Verfassungsschutz, der nachgewiesen Nazi-Strukturen signifikant mit grossen Geldsummen über das V-Mann-System finanzierte.
    Ich jedenfalls bin Ergebnisorientiert. Antifaschistische Zivilorganisationen haben eine bessere Bilanz.

  4. 26.

    "AfD und die Linke ticken oft identisch. " Nicht im Geringsten. "Die Unterschiede zwischen Rechts- und Linksextremismus sind größer und wiegen schwerer als ihre Gemeinsamkeiten, etwa in Bezug auf Verfassungsfeindlichkeit, Gewalt oder Antisemitismus."

    "Strömungen, Zusammenschlüsse und Teilstrukturen innerhalb der Partei DIE LINKE."

    Die rechtsextreme AfD wird in Gänze beobachtet. Kleiner aber feiner Unterschied.

  5. 25.

    AfD und die Linke ticken oft identisch.

    "Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtet linksextremistische Strömungen, Zusammenschlüsse und Teilstrukturen innerhalb der Partei DIE LINKE."

    https://www.verfassungsschutz-bw.de/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Offene+Extremisten+in+DIE+LINKE_

    "DIE LINKE will den Verfassungsschutz auflösen und durch eine unabhängige „Beobachtungsstelle Autoritarismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” ersetzen."

    https://www.linksfraktion.de/themen/a-z/detailansicht/verfassungsschutz-bundesamt-fuer/

  6. 24.

    Die Linken? Die Linke wird nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Die rechtsextreme AfD schon.

  7. 23.

    Nein, aber es ist ein berechtigtes, nachhaltiges und durch den VS geschaffenes Gefühl.

    Das Gegenteil der politischen Unbefangenheit lässt sich durch Sie oder andere eben auch nicht belegen.

    Glaubensfrage.

    Richtig ist, dass auch die Linken ihre Probleme mit dem VS haben.

  8. 22.

    "Der Grund ist darin zu sehen, dass der VS, eine weisungsgebundene Behörde des jeweiligen Innenministeriums, zunehmend von der AfD, aber auch anderen Gruppierungen, als politisches Organ im demokratischen Wettbewerb der Parteien betrachtet wird."

    Was sich durch nichts belegen lässt, wie so vieles bei der rechtsextremen AfD. Welche "anderen Gruppierungen" sollen denn das sein? "III. Weg"? NPD? Gruppe Freital?

    Honi soit qui mal y pense.

  9. 21.

    "Und ob der AfD Wähler nun vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, ist dem mittlerweile sowieso egal...." Der Grund ist darin zu sehen, dass der VS, eine weisungsgebundene Behörde des jeweiligen Innenministeriums, zunehmend von der AfD, aber auch anderen Gruppierungen, als politisches Organ im demokratischen Wettbewerb der Parteien betrachtet wird.

  10. 20.

    2024 wird das Jahr der AfD werden…oder nicht.

  11. 19.

    Ein Rechtsextremist der sich sich in einem rechtsextremen und fremdenfeindlichen "Verein" engagiert hat sich als Personalrat "wirklich für jeden eingesetzt"?

    Das glauben sie doch selbst nicht.

    "Nachdem seine Tätigkeit als Sprecher des in Brandenburg aktiven rechtsextremen Vereins Zukunft Heimat bekannt geworden war, distanzierte sich die Klinik und gab bekannt: „Die Charité spricht sich für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft aus. Als Universitätsklinikum mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 77 Nationen steht sie für soziale Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Toleranz“.

  12. 18.

    Die AfD verdient natürlich eine Chance in der Regierung. Vielleicht macht sie ihre Sache ja gut und sie werden glücklich.

  13. 17.

    Ursache-Wirkung, sprich- die Politik der jetztige Regierung ist das Problem und nicht der AfD - Wähler,

    Und ob der AfD Wähler nun vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, ist dem mittlerweile sowieso egal....

  14. 16.

    Diese Lobhudelei erinnert doch sehr stark an die Beiträge, die den afd-Kandidaten in Seelow auch als besonders kompetenten und netten Nachbarn, der für alle immer ein offenes Ohr hatte, beschrieben.
    Da scheint so eine Kampagne "Der nette Rechtsradikale von nebenan" zu laufen.
    Wir anderen müssen uns halt an den öffentlichen Äußerungen dieser Herrschaften orientieren.
    Und die sind eindeutig genug.

  15. 15.

    Ich kenne Herrn C. Berndt noch als Mitarbeiter und Kollege in der Charite . Ich habe ihn sehr gut in Erinnerung insbesondere als Mitarbeiter im Personalrat. Er war jener der sich wirklich für jeden eingesetzt hat und dafür habe ich ihm damals höchsten Respekt gezollt . Seine Reden waren klasse und er hat nicht nur gelabert sondern auch Taten folgen lassen.

  16. 14.

    "Normale Demokratie - Abstimmung."

    Ich finde es zum Piepen wie hier die Anhänger der rechtsextremen AfD die Kampfabstimmung zwischen der Rechtsextremen Bessin und Berndt, der " laut Verfassungsschutz als erwiesener Rechtsextremist" gilt so tun als wäre dass das Normalste der Welt.

    Bessin gehört zu den Erstunterzeichnern der Erfurter Resolution, aus der die faschistische und völkisch-nationalistische Gruppierung „Der Flügel“ innerhalb der Partei hervorging und als enge Vertraute Kalbitz'.

  17. 13.

    "Die AfD ist eben die Partei, die die Sorgen der Wähler thematisiert, so auch in ungeschminkten Reden des Dr. Berndt, wäre meine Erklärung."
    Auch bei 30% sind es nicht die Sorgen der Wähler sondern allerhöchstens die der AfD-Wähler. Meine Sorgen und die vieler anderer Wähler sind eher die 30% und deren unklare Motive.
    Leider gibt es zu wenig Aussagen, wie sich diese 30% zusammensetzen.
    Unwissenheit, Radikalismus, Protest, Gleichgültigkeit, persönliche Netzwerke...?
    Wenn in diesem Land etwas schief läuft, sind es die von Ihnen erwähnten 30% Wählerpotenzial und der teilweise schwache Umgang der anderen Parteien mit diesem Umstand.
    Wenn Sie für Hr. Berndt Sympathien zeigen, müssen Sie sich auch gefallen lassen in die Schublade Rechtsextremist gelegt zu werden.

  18. 12.

    Das Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)stellt fest:

    "Die Widersprüche zwischen den Interessen der AfD-Wähler*innen und den Positionen der AfD könnten kaum größer sein. Steuersenkungen für die Spitzenverdiener*innen, niedrigere Löhne für Geringverdiener*innen und eine Beschneidung der Sozialsysteme würden AfD-Wähler*innen viel stärker negativ treffen als die Wähler*innen der meisten anderen Parteien. Würde sich die AfD-Politik durchsetzen, käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wähler*innen hin zu den Wähler*innen anderer Parteien."

    So siehts halt aus.

    https://www.diw.de/de/diw_01.c.879742.de/publikationen/diw_aktuell/2023_0088/das_afd-paradox__die_hauptleidtragenden_der_afd-politik_waeren_ihre_eigenen_waehler_innen.html

  19. 11.

    "Berndt gilt laut Verfassungsschutz als erwiesener Rechtsextremist." Scheint sie nicht zu stören, ganz im Gegenteil.

    "Die AfD ist eben die Partei, die die Sorgen der Wähler thematisiert, so auch in ungeschminkten Reden des Dr. Berndt, wäre meine Erklärung."



  20. 10.

    Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass ich Ihre politische Meinung nicht teile. Laut Wahlumfrage vom 14.08.2023 kommt die AfD zur Landtagswahl in Brandenburg auf 30 % mit 5 % Abstand zur SPD und ist damit die stärkste politische Kraft in Brandenburg. So ein Erfolg hat naturgemäß viele Väter, ich würde den Fraktionschef der AfD im Landtag, Dr. Berndt, dazu zählen. Die AfD würde, falls auch so gewählt wird, wie die aktuellen Umfragen zeigen, sich um 6.6 % verbessern, die Altparteien mit Ausnahme der FW haben durchgehend einen Schwund zu verzeichnen. Die AfD ist eben die Partei, die die Sorgen der Wähler thematisiert, so auch in ungeschminkten Reden des Dr. Berndt, wäre meine Erklärung.

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