Jahresbilanz des LAF -
Die Zahl der Menschen, die in Berlin einen Asylantrag stellen, ist 2023 erneut gestiegen. Das hat der neue Präsident des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Mark Seibert, am Donnerstag in seiner Jahresbilanz mitgeteilt. Das Berliner Landesamt hat im im vergangenen Jahr 16.762 Asylbewerberinnen und -bewerber registriert. Im Jahr davor waren es 14.704. Die fünf häufigsten Herkunftsländer waren die Türkei, Syrien, Afghanistan, Moldau und Georgien.
Die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Berlin ist hingegen gesunken. Im vergangenen Jahr kamen 15.144 Personen im Jahr, 2022 waren es noch 68.194 Menschen aus der Ukraine gewesen. Außerdem kamen 846 Flüchtlinge über sogenannte Sonderaufnahmeprogramme nach Berlin.
Notunterkünfte weiterhin überlastet
Die Unterbringung von Geflüchteten bleibt nach Seiberts Einschätzung eine große Herausforderung. Insbesondere fehlten Optionen, um Geflüchtete aus den überlasteten Notunterkünften herauszubekommen. "Es kommen ja neue Menschen dazu", sagte er bei einem Pressetermin, und ich glaube nicht, dass wir in diesem Jahr eine bessere Situation als im Vorjahr haben werden." Dennoch werde seine Behörde etwas für die betroffenen Menschen erreichen, so Seibert.
Für 2024 plane das LAF demnach jedoch eine Trendwende weg von den Großunterkünften wie in Tegel und Tempelhof und hin zu kleineren Einheiten. "Unser Ziel ist es, im Lauf des Jahres den Weg zu gehen, aus der Notunterbringung rauszukommen", sagte Seibert. "Das heißt, die Belegung in den Notunterkünften in Tegel und Tempelhof und auch in den Hotels zu reduzieren. Das wird ein Marathon werden." Die ganze Stadt werde einen langen Atem brauchen.
"Es wird nicht Ende des Jahres den einen Zeitpunkt geben, am 15. Dezember oder so, wo wir sagen können: Wir haben es geschafft. Tegel ist leer, Tempelhof ist leer." Das werde nicht klappen. "Aber wir werden eine deutliche Verbesserung der Situation für die Menschen erreichen."
Mehr Muf-Bauten, mehr Wohncontainer
Dafür sollen unter anderem fünf sogenannte Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (Muf) aus vorfabrizierten Betonmodulen in Betrieb genommen werden, sowie neue Wohnungen für Geflüchtete mit insgesamt 2.300 Plätzen. "Das hört sich nach einer kleinen Zahl an, ist aber in Wirklichkeit eine Sensation", so der LAF-Chef. Dort fänden die Menschen mehr Privatsphäre, mit eigenem Bad-, Koch- und Wohnbereich.
Seibert, erst seit rund zwei Wochen im Amt, hatte zur Vorstellung der Daten in ein solches Muf in der Quedlinburger Straße in Charlottenburg eingeladen. Die Wohnungen dort sollen ab April bezogen werden. Mit 570 Plätzen ist es das größte Muf-Projekt, das dieses Jahr an den Start gehen soll. Ein weiteres mit 566 Plätzen soll ab Juli in Spandau bezogen werden, eins mit 320 ebenfalls ab Juli in Pankow.
Das LAF setze dabei auf Neubauten, wolle sich aber auch Bestandsgebäude genau angucken und beispielsweise Bürogebäude umwidmen. Seibert kündigte an, insbesondere auf Containerbauten zu setzen, um schon bald bessere Unterbringungsangebote zu machen. Geplant sei, in diesem Jahr rund 20 Wohncontaineranlagen zu errichten. "Ob die dann alle fertig werden, wird sich zeigen", so Seibert. "Aber das ist das ambitionierte Ziel, das wir haben." Die voraussichtliche Größe schwanke zwischen 100 und 400 Plätzen. Als Nutzungszeit seien fünf bis zehn Jahre vorgesehen.
Sendung: rbb24, 25.01.2024, 21:45 Uhr