Kita-Streik in Berlin - Mitarbeiter städtischer Kitas nächste Woche zu Warnstreik aufgerufen

Fr 06.09.24 | 14:09 Uhr
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Archivbild:Personen stehen auf dem Warnstreik der Gewerkschaft verdi von kommunalen Kitas vor dem Abgeordnetenhaus mit einem Banner mit der Aufschrift „SOS Kita. Gemeinsam stark für gute Kitas!“ am 20.06.2024.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.09.2024 | Freya Reiß | Bild: picture alliance/dpa/F.Sommer

In der kommenden Woche geht der Kita-Streik in eine neue Runde. GEW und Verdi haben die Mitarbeitenden in städtischen Kitas zum Streiken am Donnerstag aufgerufen. Sie fordern einen besseren Betreuungsschlüssel sowie mehr Stunden für Büroarbeit.

Eltern mit Kindern in städtischen Kitas müssen in der kommenden Woche in Berlin mit Einschränkungen bei der Betreuung rechnen. Die Gewerkschaften GEW und Verdi haben für Donnerstag zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Sie fordern, tarifvertragliche Festlegungen für die Sicherung der pädagogischen Qualität und für die Entlastung des Kita-Personals.

Gewerkschaften wollen Personal entlasten

In dem Tarifvertrag soll der GEW zufolge geregelt werden, für wie viele Kinder eine pädagogische Fachkraft zuständig ist. Nach Einschätzung der Gewerkschaft sollten es in der Altersspanne von eins bis drei Jahren maximal drei Kinder sein. Außerdem setzen sich die Gewerkschaften unter anderem dafür ein, sieben Wochenstunden für pädagogische Aufgaben wie die Vor- und Nachbereitung und Elterngespräche zu berücksichtigen.

Geplant ist im Rahmen des Warnstreiks auch eine Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus. Am Donnerstag steht dort die erste Sitzung nach der Sommerpause an. Auch bei der letzten Sitzung gab es dort eine Demo, zu der Verdi und GEW aufgerufen hatten - mit dem gleichen Hintergrund und ebenfalls parallel zu einem Warnstreik.

Senat lehnt Verhandlungen über Tarifvertrag ab

Der Senat vertritt den Standpunkt, das Land Berlin könne nicht über einen Tarifvertrag mit Festlegungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen verhandeln. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hat darauf hingewiesen, dass Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder sei und deshalb solche tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden dürfe.

Berlinweit gibt es dem Senat zufolge rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Dort werden rund 165.000 Kinder betreut. Der Warnstreik betrifft die etwa 280 städtischen Kitas, in denen sich rund 7.000 Erzieher sowie weitere Beschäftigte um etwa 35.000 Kinder kümmern.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.09.2024, 12:40 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    Ich glaube Sie können sich keine Vorstellung machen wie so ein tag in einer Kita abläuft, vielleicht stellen sie sich ein mal zur Verfügung wenn in ihrer Einrichtung Unterstützung benötigt wird. Weil nur 2 Erzieherin für 18 bis 20 verantwortlich sind. Vielleicht endern sie dann ihre Meinung

  2. 44.

    Warten Sie mal, bis Sie nicht mehr in Ausbildung ist und Verantwortung trägt. In der Ausbildung gilt oft noch der "Welpenschutz".

  3. 43.

    Liebe Eltern, für mich sind die Streiks auch kaum zu stemmen (organisatorisch und finanziell) - aber ich sehe auch jedem Tag, wie ungern mein Kind in die Kita geht und höre das auch von anderen Kindern aus der Gruppe. So richtig zum Wohlfühlen ist es eben nicht, wenn alles auf Kante genäht ist und die Erzieherinnen ausgelaugt sind. Gleichzeitig haben wir auch ohne Streik immer wieder kurzfristige Einschränkungen in der Betreuung - d.h. eigentlich geht es hier um Pest oder Cholera. So weitergehen kann es jedenfalls nicht! Und politisch gibt es auch schon Stimmen & Beispiele, die die Betreuungszeiten generell verkürzen wollen. Wenn wir wollen, dass die Infrastruktur für unsere Kinder und uns nicht weiter abgespeckt wird, müssen wir laut werden und eine Lösung vom Berliner Senat einfordern! Geld ist immer da, man will es nur nicht für bessere Kitas ausgeben - ein Armutszeugnis für Berlin. Und eine volkswirtschaftliche Milchmädchenrechnung! Woher sollen sie denn kommen, die gut Fachkräfte?

  4. 42.

    Es ist schlicht unmöglich durch kurze Stipvisiten einen differenzierten Einblick in den Arbeitsalltag einer Erzieherin oder eines Erziehers zu bekommen. Ich war selbst jahrelang in einer Kita tätig. Es war z. B. Dauerzustand das ich mit 12 Kindern unter 3 Jahren allein war. Oder das ich von einem Integrationskind täglich geschlagen oder gebissen wurde. Neben diesem Kind mußten aber auch noch die anderen Kinder in der Kita betreut werden. Und das oft nur mit einer weiteren Kollegin. Ubd das ganze dann 8 Stunden jeden Tag.

  5. 40.

    Volkswirtschaftlicher Blödsinn... was genau soll das verbessern? Die Situation bei freien Trägern ist nicht besser - es gibt viele Fachkräfte aus den freien Trägerschaften, die die Streiks begrüßen und auf Verbesserungen in der Folge auch für sich hoffen. Die Belegschaften sind dort schlicht schlechter organisiert. Aber grundsätzlich kann niemand wollen, dass Kita und Schule gewinnorientierte Unternehmen werden. Wie gut das funktioniert, sieht man bei den Krankenhäusern oder in der Altenpflege.

  6. 39.

    Was du schreibst, zeigt zweierlei - einerseits ist dir womöglich nicht bewusst, dass der Personalschlüssel in der Krippe (Kinder 1-3 Jahre) deutlich besser ist, als in der Kita und andererseits bemängelst du fehlende Motivation und vergleichst mit deiner Arbeit. Letztlich ist das eine Relativierung. Ich höre das als Elternvertretung oft - die Pädagoginnen sind aus Sicht einiger Eltern schnell mal faul & unmotiviert. Woher kommt diese krasse Solidaritätsverweigerung? Zumal es um dein Kind geht.

  7. 38.

    Sry was für ein Durcheinander - ich verstehe kaum, was ihr Standpunkt ist. In jedem Fall ist es schon sehr seltsam, wenn man Bildungsdefizite auf Streiks zurück führt. Schaut man sich die Zahlen an, erkennt man, dass die Bildungserhebungen zB Pisa alle seit Jahren und immer wieder auf eine Verschlechterung der Bildung bei den Kindern hinweisen. Die Streiks sind ja nun erst seit Ende 2023 ein Thema. Dahingegen gibt es schon deutlich länger eine immer wieder auch öffentlich gemachte Unterfinanzierung der Bildungssysteme u.a. Kita. Die Betreuungsschlüssel in Berlin sind bundesweit mit am schlechtesten - auch nicht erst seit gestern. Die Erzieherinnen machen seit über 2 Jahren immer wieder und streiklos auf die Situation in den Kitas politisch aufmerksam (bzw versuchen es), aber der Berliner Senat ignoriert die Notlage. Lösungen Fehlanzeige. Wenn ständig in den Kitagruppen am Limit beaufsichtigt wird, was denken Sie, wo soll da Bildung herkommen? 1 Erzieherin auf 19 Kinder...

  8. 37.

    Das Problem ist nur, dass sich gezeigt hat, dass sich ohne Streiks noch weniger verändert. Es wäre schön, wenn es die Streiks nicht bräuchte, aber selbst mit den Streiks gibt es ja bislang kaum Bewegung auf Seiten der Verantwortlichen.

  9. 36.

    Wenn Sie diese Zeit hinter sich haben, haben Sie dem Bereich offenbar mittlerweile den Rücken gekehrt. Mir ist Personal lieber, das sich für Verbesserungen einsetzt als welches, das sich dann letztendlich völlig aus der Verantwortung zieht (auch wenn ich Letzteres bei den aktuellen Arbeitsbedingungen natürlich auch nicht verurteilen möchte und kann). Genau deshalb haben die Streikenden meine volle Solidarität. Sie kämpfen für bessere Bedingungen, anstatt sich vollends aus dem Beruf zu verabschieden.

  10. 35.

    Verdi ist eine Gewerkschaft und lebt von den Geldern und Entscheidungen der Mitglieder. Wenn Verdi in einer Blase lebt, dann leben die Fachkräfte in einer Blase und sorry nein, dass ist doch Quark. Mein Kind ist in einer Eigenbetriebskita und die Zustände sind immer wieder absolut nicht akzeptabel - weder für (m)ein Kind, noch für die Eltern, die sich nicht auf Bildung und verlässliche Betreuung verlassen können. Das analysieren auch so ziemlich alle Sozialverbände, die Bertelsmannstiftung und zuletzt 300 Wissenschaftler mit entsprechendem Fachgebiet in einem offenen Brief. Wenn eine verlässliche und gute Bildung schon eine "Blasen"-forderung ist, dann ist was falsch im Land...

  11. 33.

    Mein Kind geht seit einem Jahr und 5 Monaten in eine städtische Kita und musste bisher 2 - nun bald 3 Streiks ertragen.
    Da macht man wochenlange Eingewöhnungen (9 Wochen), damit dann hinterher völlig egal ist, was mit den Kindern wird und wie sie betreut werden...

    Ich kann jetzt nur von meiner Kita und speziell von meiner (Nestchen)Gruppe sprechen, aber ich habe weder den Eindruck, dass sich dort totgearbeitet wird noch das eine solche hochtrabende pädagogische Arbeit geleistet wird. Im Gegenteil, es entsteht eher der Eindruck, dass man mit möglichst wenig Aufwand und Engagement durch seinen Arbeitsalltag dümpelt...

    Kann das ständige Gejammere wie schlecht es "pädagogischen Fachkräften" geht, auch nicht mehr hören. Wir haben ALLE einen anstrengenden Job und verdienen unser Geld nicht mit Däumchendrehen.
    Nebenbei verdient ein Erzieher auch nicht wenig Geld.

    Mich jedenfalls stellen diese Streiks vor immense logistische und finanzielle Herausforderungen.

  12. 32.

    Berlin sollte alle kommunalen Kitas an freie Träger abgeben. Und wer nicht mitgehen will wird gekündigt!

  13. 31.

    Mein Frau war auch Kindergärtnerin/Erzieherin gut 10 Jahre lang vor einigen Jahren. Wenn sie heute immer wieder diese Forderungen hört „wird sie zum HB Männchen“. Sie findet diese Anforderung total überzogen, meint „wollen die nicht mehr arbeiten?“. Meint als 67 jährige bei Umsetzung der Forderungen kann sie auch wieder da arbeiten gehen.

  14. 30.

    Gibt Ausbildungsberufe da sehen Sie keinen Cent. Obwohl Sie Praktikum haben und in Betrieben arbeiten und zum Teil Praktikum, welches Sie in den Ferien absolvieren müssen. Die eigentlich zum erhohlenen da sind. Jedenfals zu meiner Ausbildungszeit.

  15. 29.

    Das ist die dümmste und unverschämteate Antwort. Wenn alle aus Vollzeit gehen, werden die Gruppen deutlich größer, da wir an einen unrealistischen Personalschlüssel gebunden sind.

  16. 28.

    Legen sie mal dar, wie sich ein Betreuungsschlüssel entspannt, wenn es weniger Kinder gibt.

  17. 27.

    Also unsere Tochter ist bei einem freien Träger in der Ausbildung, 3 Tage Kita, 2 Tage Schule. Bezahlt wird sie nur für die 3 Tage. Das bekommen manche im Einzelhandel in Vollzeit was dort für 3 Tage Ausbildung gezahlt wird. Sie ist sehr zufrieden und ich kann diese angeblichen Zustände, die dort auch nicht herrschen, nicht nachvollziehen. Liegt vielleicht auch daran das der Staat kein guter Arbeitgeber ist, bis auf die Beamtenpensionen.

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