Interview | Ex-Eisbären-Kapitän Frank Hördler - "Der Abschied von den Eisbären auf dem Eis war leider ein bisschen ungünstig"
Frank Hördler hat für die Eisbären über 1.000 DEL-Spiele absolviert und alle neun Meistertitel gewonnen. Nach 20 Jahren verlässt er Berlin und kehrt in seine Heimat zurück. Ein Gespräch über seinen Abschied, Stolz und die Zukunft.
rbb|24: Frank Hördler, nach 20 Jahren bei den Eisbären haben Sie bekanntgegeben, dass Sie den Verein verlassen und zu Ihrem Heimatverein, den Selber Wölfen, zurückkehren. Wie geht es Ihnen mit der Entscheidung?
Frank Hördler: Sehr gut. Es ist natürlich eine große Entscheidung gewesen - und auch keine einfache. Aber wir haben in Selb ab Februar sehr gute Gespräche gehabt. Da sind viel Wertschätzung und Vertrauen von Selb gekommen, es war sehr respektvoll. Das war einfach eine sehr tolle Ausgangsposition, also bin ich sehr glücklich über die Entscheidung.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, die Karriere noch fortzusetzen? Mit 38 Jahren und all den Erfolgen, die sie feiern durften, könnten Sie es ja auch ruhiger angehen.
Ich habe immer gesagt, ich würde gerne so lange spielen, wie es mir Spaß macht und ich noch gut aussehe auf dem Eis. Bis jetzt hat mir noch keiner gesagt: Frank, lass es lieber sein. Es macht mir noch Spaß und geht mir gut. Deshalb gab es noch keine Überlegung, schon aufzuhören. Es ist natürlich schade, dass der Abschied von den Eisbären auf dem Eis ein bisschen ungünstig war durch die Verletzung. Aber mein Körper und mein Geist haben noch nicht danach geschrien, aufzuhören.
Jetzt wechseln Sie zu Ihrem Jugendverein in die Heimat. Was macht denn Selb und die Wölfe aus? Worauf freuen Sie sich dort am meisten?
In erster Linie freue ich mich, dass ich wieder bei der Familie bin. Wir müssen zu Weihnachten nicht mehr kämpfen, wer für einen Tag wohin fährt. Ich habe bis ich 18 Jahre alt war in Selb gespielt und bin dann von der ersten Mannschaft zu den Eisbären gewechselt. Ich habe immer gern in Selb gespielt und wollte immer mal dort als Profi einlaufen. Und jetzt ist es soweit. Ich freue mich auch darauf, dass sich unheimlich viel entwickelt hat. Sie haben schon viel in die Wege geleitet, um das in der DEL2 professionell aufzuziehen. Ich will einfach helfen, es noch professioneller zu machen.
In Selb sollen Sie auch in die strategische Entwicklung des Standortes eingebunden werden. Wie genau sieht denn Ihre Rolle im Verein aus - auch perspektivisch?
Es ist schon festgeschrieben, dass ich nach zwei Jahren die sportliche Leitung übernehme und da hoffentlich auch dabei unterstützen kann, den ganzen Standort auszubauen.
Sie standen einst mit Ihrem Vater in Selb zusammen auf dem Eis. In Berlin konnten Sie sich diesen Traum nochmal erfüllen und sind in der letzten Saison mit Ihrem Sohn Eric in der DEL aufgelaufen. Was hat Ihnen das bedeutet?
Das war schon ein ganz, ganz besonderes Erlebnis. Es ist der Stolz, der in einem dann so stark wächst, wenn der Sohn mit einem an der Seite in der ersten Liga zusammen aufläuft - vor so vielen Fans. Das ist sehr schwierig zu erklären. Das muss man erlebt haben, um es zu verstehen.
Werden Sie auch in Zukunft mal zu einem Heimspiel der Eisbären kommen?
Das wird schwer, wenn ich selber noch auf dem Eis stehe. Also vielleicht nach meiner Karriere, mal schauen. Es geht ja nicht nur um die Fans und den Klub, sondern auch um die Leute, die dahinterstehen. Ich habe 20 Jahre mit dem Betreuerteam und der medizinischen Abteilung zusammengearbeitet, die mir vieles ermöglicht haben. Denen muss großer Dank zugesprochen werden - und die würde ich ja auch gerne wiedersehen.
Andre Rankel ist inzwischen im Trainerteam. Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann wieder zu den Eisbären zurückzukehren - oder nach Berlin?
Erstmal würde ich gerne noch zwei Jahre spielen und dann probieren, diese Herausforderung in Selb zu meistern, die ich dann habe. Da bin ich absolut motiviert und freue mich darauf. Und am Ende weiß man nie. Das Eishockey ist sehr flexibel. Deswegen würde ich niemals nie sagen.
Was trauen Sie dem Verein nach der verkorksten letzten Saison für die neue Spielzeit zu?
Ich denke, die Prämisse der Eisbären wird immer sein, dass sie oben stehen und sich die Möglichkeit geben, die Meisterschaft zu gewinnen. Deswegen werden sie sicherlich die Schlüsse aus der Saison ziehen und es wird die ein oder andere Veränderung stattfinden. Wir können bloß hoffen, dass auch die jungen Spieler mehr involviert werden, ihren Teil dazu beitragen und dann vielleicht auch in diese Rollen reinwachsen, um später das Fundament zu bilden. Und dann glaube ich, werden die Eisbären weiterhin erfolgreich sein. Ich denke, dass sie das nicht so auf sich beruhen lassen und nächstes Jahr wieder angreifen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Karsten Steinmetz, rbb Sport. Es handelt sich um eine gekürzte Version.
Sendung: rbb24 Inforadio, 30.05.2023, 12:15 Uhr