Verdacht der Steuerhinterziehung - SC Potsdam gliedert Volleyball-Profiteam aus und muss Unterlagen bei der Liga nachreichen
Nachdem der Verdacht der Steuerhinterziehung beim Volleyball-Bundesligisten SC Potsdam aufgekommen ist, schreitet nun auch die Volleyball-Bundesliga ein. Die Brandenburger müssen Unterlagen zur Nachlizenzierung einreichen. Von Lynn Kraemer
Der SC Potsdam muss bei der Volleyball-Bundesliga (VBL) Unterlagen für eine Nachlizenzierung einreichen. Dem vorausgegangen war der Verdacht auf Steuer- und Sozialversicherungsbetrug, der durch ein vom Vereinspräsidenten Andreas Klemund beauftragtes Gutachten hervorgekommen war. Zuerst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" [Paywall] am Montag über das Nachlizenzierungsverfahren berichtet.
Liga fordert weitere Unterlagen an
"Wir haben im ersten Schritt das im Raum stehende Gutachten angefordert und anschließend behalten wir uns vor, relevante Unterlagen wie Verträge und Geschäftsbeziehungen noch tieferer Prüfung zu unterziehen", sagte VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler rbb|24.
Aus dem Gutachten, das dem rbb vorliegt, geht hervor, dass der SC Potsdam mit Spielerinnen und Betreuern Zusatzverträge über Übungsleiterpauschalen, Reisekostenzahlungen oder Arbeitsverträge für Dritte geschlossen und dadurch Teile der Gehälter einkommenssteuer- und sozialversicherungsfrei gezahlt haben soll. Neben strafrechtlichen Aspekten sei dem Verein durch anstehende Nach- und mögliche Strafzahlungen ein erheblicher finanzieller Schaden entstanden.
Spielbetriebsgesellschaft gegründet
Laut Daniel Sattler ist auch die neue Vereins- und GmbH-Führung mit der Liga in Kontakt getreten. Die Potsdamer haben das Profiteam in eine Spielbetriebsgesellschaft ausgegliedert. Der Verein habe sich entschieden, "eine Gesellschaft auf den Weg zu bringen, die sich zu hundert Prozent mit der Durchführung des Spielbetriebs beschäftigt. Denn hier werden die wirtschaftlichen Belange der Volleyball-Bundesliga-Mannschaft und des Vereins getrennt. Somit sind erste wichtige Schritte für die Zukunft gemacht. Weitere werden folgen", so Vereinspräsident Andreas Klemund. Im Zuge der Bekanntmachung am Montag wurden laut Verein auch alle Spielerinnen des Kaders über die aktuelle Situation informiert.
Geschäftsführer der neugegründeten SC Potsdam Sport & Marketing GmbH sind Daniel Grohmann und Eugen Benzel. Grohmann, der Manager von Triathletin Laura Lindemann, soll zukünftig den finanziellen Bereich verantworten und Benzel ist für die sportlichen Belange zuständig.
Der bisherige Teammanager Benzel rückt außerdem zum neuen Sportdirektor auf, ersetzt in dieser Funktion Toni Rieger, der sich auch aus dem Vorstand zurückzieht. In der zum 1. September anstehenden Lizenzierungsrunde prüft die Liga, ob der Standort in der Neuaufstellung die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen kann und die Verträge korrekt überschrieben wurden.
"Aus heutiger Sicht kein Interesse einen Lizenzentzug auszusprechen"
In der Rückschau gehe es einerseits um mögliche formale Verstöße und eine mögliche Wettbewerbsverzerrung, so Sattler. "Über Konsequenzen für die Vergangenheit können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Aussagen machen."
Wie bei allen Lizenzierungsverstößen sind Geldstrafen, Punktabzüge, ein Ausschluss von den Playoffs oder sogar ein Lizenzentzug für den Vizemeister möglich. "Das werden wir nach Prüfung der Faktenlage dann sorgsam abwägen", sagt der VBL-Geschäftsführer. "Wir haben aus heutiger Sicht kein Interesse, einen Lizenzentzug auszusprechen, wenn die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die kommende Saison gegeben ist."
Die Volleyballerinnen des SC Potsdam starten am 7. Oktober mit einem Auswärtsspiel beim Dresdner SC in die neue Saison starten. Das erste Heimspiel ist für den 11. Oktober gegen Aachen angesetzt.
Sendung: rbb24, 29.08.2023, 18 Uhr