Trotz Umbruch und Unruhe im Sommer - Volleyballerinnen des SC Potsdam gehen optimistisch in neue Saison
Nach turbulenten Wochen inklusive eines Kaderumbaus und schwerer Vorwürfe starten die Volleyballerinnen des SC Potsdam am Samstag in die Bundesliga-Saison. Der neue Cheftrainer ist ein alter Bekannter, die Zielsetzungen gewohnt ambitioniert.
Es ist vielleicht etwas überraschend, wie positiv die Stimmung rund um den SC Potsdam unmittelbar vor dem Bundesliga-Auftakt der Volleyballerinnen beim Dresdner SC am Samstag (17 Uhr) ist. Jedenfalls trügt der Anschein nicht, denn Antonia Stautz bestätigt nach dem Training am Mittwoch gegenüber dem rbb: "Die Mädels sind heiß, dass es endlich losgeht. Es war eine sehr, sehr lange Vorbereitung. Ich freue mich, beim Team zu sein, die Stimmung ist super und ich hoffe, dass wir das mit in die Saison nehmen", sagt die Außenspielerin.
Zunächst etwas überraschend ist diese Euphorie nämlich zumindest dann, wenn man sich vor Augen hält, was rund um den SC Potsdam in den zurückliegenden Wochen passiert ist. Sportlich lief es zwar auch in der vergangenen Saison sehr gut: Zuletzt zogen die Volleyballerinnen zum zweiten Mal in Folge in das Finale um die Deutsche Meisterschaft ein, in dem sie sich erneut gegen den MTV Stuttgart geschlagen geben mussten.
Umbruch des Kaders - Schwerwiegende Vorwürfe
Doch dann folgte im Sommer ein Umbruch der größeren Art: Ein Dutzend Spielerinnen verließ den Verein, etwas überraschend unter anderem auch Kapitänin Laura Emonts. Erfolgstrainer Guillermo Naranjo Hernandez wechselte nach knapp fünf Jahren in Potsdam zu Galatasaray Istanbul und wurde durch seinen langjährigen Assistenten Riccardo Boieri ersetzt.
Und auch abgesehen vom sportlichen Umbruch war es ein alles andere als ruhiger Sommer für die Potsdamerinnen. Im August berichtete der rbb über einen Verdacht auf Steuer- und Sozialversicherungsbetrug im Verein. Der Vorstandsvorsitzende des SC Potsdam, Peter Rieger, trat wenig später zurück. Ob und inwiefern sich daraus Auswirkungen auf die Lizenz ergeben, wird die Volleyball-Bundesliga wohl am Donnerstag mitteilen. Dann wird sich zeigen, ob die Potsdamerinnen tatsächlich beschwingt und unbesorgt in die neue Saison starten können.
"Das Potenzial ist sehr groß"
Doch von all dem Trubel ist in den Tagen vor dem Auftakt - zumindest rund um das Team - nicht viel zu spüren. "Trotz des Umbruchs glaube ich, dass wir aufgrund der Qualität der Spielerinnen vielleicht sogar ein stärkeres Team haben als in der letzten Saison. Man muss natürlich sehen, wie sie als Team zusammenwachsen. Das Potenzial ist aber sehr groß", sagt Manager Eugen Benzel.
Nach konkreten Zielsetzungen gefragt, verweist Benzel darauf, dass wieder mal eine "sehr strapaziöse Saison" vor dem SC Potsdam liege. Erneut mischen die Volleyballerinnen in drei Wettbewerben mit: Bundesliga, Pokal und Champions League. In der Liga sei das große Ziel, an den Leistungen der letzten Saisons anzuknüpfen. Darüber hinaus wünsche man sich einen erneuten Einzug ins Pokal-Finale und in der Gruppenphase der Champions League zu bestehen. Kurz: "Unser Anspruch ist hoch", so Benzel.
"Das Wichtigste ist, dass wir ein Team geschaffen haben, nicht nur eine 'Starting Six'", sagt der 36-Jährige. "Ich glaube, dass wir keine Qualitätsverluste haben werden, wenn mal eine Spielerin ausgewechselt wird und eine andere hereinkommt. Wir haben ein sehr homogenes Team."
Eine Rückkehrerin als potenzielle Leistungsträgerin
Auch Antonia Stautz glaubt daran, dass die Umbauarbeiten Früchte tragen können. Wie das gelingen kann? "Mit guter Arbeit von allen. Alle müssen bereit sein zu investieren. Jeder weiß, wie erfolgreich der Verein, vor allem in den letzten beiden Jahren, war. In Deutschland kennt man den SC Potsdam inzwischen", sagt Stautz. "Jeder muss bereit sein, alles zu geben, um diesen Umbruch mitzugehen und zu verstehen, dass man ein Teil davon ist. Auch das Trainerteam muss den richtigen Input geben. Dann kann das richtig gut werden!"
Insbesondere von Stautz selbst erhofft sich der SC Potsdam für die neue Spielzeit einiges. "Ich bin froh, dass Antonia Stautz zurückgekehrt ist", sagt Manager Benzel über die Nationalspielerin. Sie kenne den Klub und die Gegebenheiten gut und könne eine tragende Rolle übernehmen.
2021 verließ Stautz, damals Kapitänin des SCP, den Verein nach einer schwierigen Saison, wie sie rückblickend sagt. Nach zwei Jahren beim Konkurrenten Schwarz-Weiß Erfurt klopften die Potsdamerinnen in diesem Sommer nun wieder bei ihr an – mit Erfolg. "Es ist ein super Verein, ein professioneller Verein. Ich kenne hier alles. Mir ist immer sehr wichtig, dass ich mich wohlfühle. Es war also keine schwere Entscheidung für mich, zu sagen, dass ich wieder hierherkomme."
Neben Stautz könnten auch Olympiasiegerin Justine Wong-Orantes und Sarah Stiriz, eine der wenigen Verbliebenen aus der Vorsaison, als Libero-Gespann "sehr wichtige Eckpfeiler" werden, so Benzel. "Nachdem ich die Vorbereitungsspiele gesehen habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir da anknüpfen können, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben", sagt er.
Die erste Bewährungsprobe wartet am Samstag beim Saisonauftakt in der Volleyball-Bundesliga. "Wir fangen nicht zu Hause an, vielleicht ist der Druck erstmal bei Dresden", sagt Benzel. "Nicht bei allen Vereinen wird zu Saisonstart schon alles perfekt funktionieren. Wichtig wird sein, gut ins Spiel zu kommen und die Nervosität abzulegen. Für jeden Volleyball-Zuschauer ist es toll, mit so einem Ost-Derby zu beginnen. Das ist immer etwas Besonderes."
Sendung: rbb24, 04.10.2023, 18 Uhr