SC Potsdam vor dem Champions-League-Start - Aufschlag zur Königsklasse
Mit einem Auswärtsspiel in Polen startet der SC Potsdam am Dienstag in die Champions-League-Saison. Wer die Gegner sind, wie die Chancen auf ein Weiterkommen stehen und warum sich die Teilnahme auch finanziell lohnen könnte.
Wer sind die Gegner?
In seiner zweiten Champions-League-Saison hat der SC Potsdam eine durchaus anspruchsvolle Gruppe erwischt. Im ersten Spiel am Dienstag (18 Uhr) geht es gegen den polnischen Erstligisten Grot Budowlani Lodz. Für die Brandenburgerinnen könnte das der perfekte Auftaktgegner sein, denn: "Wir waren schon einmal hier und waren sehr erfolgreich", sagt Geschäftsführer Eugen Benzel.
Bereits in der Vorbereitung trafen beide Teams aufeinander, der SC Potsdam siegte mit 3:1. "Da waren wir in der Entwicklung vielleicht schon etwas weiter, deswegen ist es gar nicht hoch zu bewerten. Aber die Mädels kennen die Gegebenheiten, die Halle. Es ist für niemanden etwas Neues, das ist vielleicht ein kleiner Vorteil", hofft Benzel.
Der wohl schwierigste Gegner der Gruppe C ist Fenerbahce Istanbul. "Das ist natürlich der ganz klare Topfavorit", sagt Benzel über die Türken, die 2012 den Wettbewerb gewannen und in den beiden letzten Jahren jeweils bis ins Halbfinale kamen. Gegen Istanbul steht in der kommenden Woche das erste Heimspiel an, das seit Wochen ausverkauft ist. Benzel erwartet ein Spektakel "und ich glaube das ist das, was die Mädels auch aufsaugen werden. Dass man überhaupt die Chance bekommt, gegen so ein Top-Team zu spielen."
Nach dem dritten Kontrahenten der Gruppe musste sich auch Benzel erst einmal erkundigen. "Ich kenne aus den letzten Jahren natürlich viele internationale Teams, aber Calcit Kamnik war mir auch noch kein Begriff", gibt er zu. Der Verein ist slowenischer Serienmeister, allerdings, so Potsdams Trainer Riccardo Boieri, sei die slowenische Liga nicht so hoch anzusehen wie die Bundesliga. Vor einer Sache warnen die Potsdamer aber dennoch: "Das Gefährlichste wäre, den Gegner zu unterschätzen."
Was ist das Ziel und wie stehen die Chancen?
"Mein persönliches Ziel ist, dass wir die Gruppenphase der Champions League überstehen", sagt der Potsdamer Geschäftsführer. "Das wäre ein großer Traum und auch der nächste, ganz große Schritt." Dafür müssten die Potsdamerinnen mindestens Zweiter werden und würden dann entweder in einem Playoff gegen andere Zweitplatzierte um einen Platz im Viertelfinale spielen oder dieses als bester Zweitplatzierter sogar direkt erreichen.
Ein durchaus ambitioniertes Vorhaben, was aber nicht unmöglich scheint. Der erste Platz in der Gruppe, da ist sich Benzel sicher, gehört Istanbul. "Wenn man sich die Gruppe als Ganzes anschaut, würde ich Kamnik schon als den Viertplatzierten betrachten", sagt er weiter. Es dürfte also auf ein Duell mit Lodz um den zweiten Platz hinauslaufen. "Deswegen hat dieses erste Spiel auch eine ganz wichtige Bedeutung", erklärt er.
Wie lief die Königsklassen-Premiere in der letzten Saison?
Der Nikolaustag im letzten Jahr war für den SC Potsdam ein ganz Besonderer: Erstmals in der Vereinsgeschichte schlugen die Brandenburgerinnen in der Champions League auf. Und das Team überraschte bei seiner Premiere gleich die internationale Konkurrenz, gewann drei der sechs Vorrunden-Spiele, darunter auch ein sensationeller Erfolg gegen den späteren Wettbewerbssieger Vakifbank Istanbul. Am Ende schafften es die Potsdamerinnen als Gruppendritte in den zweitklassigen CEV-Pokal, wo im Viertelfinale gegen den italienischen Spitzenclub Savino Del Bene Scandicci Schluss war.
Was bedeutet die Teilnahme für den Verein?
Die Teilnahme an der Champions League ist für den SC Potsdam gleich auf mehreren Ebenen enorm wichtig. Zum einen sei sie eine "gute Reputation für die Stadt" und natürlich auch den Verein. "Für das Land ist es natürlich eine noch wichtigere Sache. Gegen Istanbul kommen zum Beispiel der türkische Konsul und der Botschafter. Das ist dann nicht nur ein Volleyballspiel, sondern auch ein Zeichen deutsch-türkischer Freundschaft, bei dem auch Politik eine Rolle spielt", erklärt Benzel.
Aber auch finanziell ist die Teilnahme am höchsten europäischen Wettbewerb interessant - inzwischen, muss man sagen. Während die Vereine früher selbst die TV-Produktionskosten zahlen mussten (laut Benzel etwa 12.000 Euro pro Spiel), gibt es inzwischen lukrative Prämien für die Vereine, vergleichbar mit der Champions League im Fußball. 5.000 Euro bekommt der Verein für eine Niederlage, doppelt so viel kassiert man für einen Sieg. Hinzu kommen die Einnahmen von den Heimspielen. Bei einer ausverkauften Halle wie gegen Istanbul seien die laut benzel im fünfstelligen Bereich und damit "etwa drei Mal so viel wie bei einem Bundesliga-Spiel". Natürlich haben die Vereine auch Kosten: 25.000 Euro Startgebühr müssen sie an den Verband zahlen, eine Auswärtsreise koste laute Benzel um die 10.000 Euro. Aber: "Wenn man weit kommt, kann man am Ende einer Champions-League-Teilnahme vielleicht mit einem Plus rauskommen, was uns helfen würde, die Saison zu bestreiten."
Wie kommt das Team mit der Dreifachbelastung klar?
Doch wie weit kommen die Potsdamerinnen? Immerhin müssen sie - wie schon in der letzten Saison - die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Pokal und Champions League stemmen. "So wie wir in die Saison gestartet sind, zeigt es mir, dass wir eine noch homogenere Mannschaft haben als letztes Jahr. Das kann uns in der Dreifachbelastung natürlich sehr helfen", ist Benzel optimistisch. Natürlich wollen die Brandenburgerinnen vom Verletzungspech verschont bleiben. Und es komme darauf an, dass alle Spielerinnen ihre Einsatzzeiten bekämen, die Belastung also gut gesteuert wird. "Deswegen braucht man einen breiten Kader und den haben wir dieses Jahr. Deswegen bin ich sehr froh, wie wir die Mannschaft zusammengestellt haben und denke, dass wir viel schaffen können."
Sendung: rbb24, 06.11.2023, 21:45 Uhr