Interview | Beachvolleyballer Nils Ehlers - "Die Fußstapfen, in die wir treten, sind riesig"

Bei den prestigeträchtigen Beach-Pro-Tour-Finals des Weltvolleyball-Verbands startet am Mittwoch auch der Berliner Nils Ehlers. Im Interview spricht er über die längste Saison seiner Karriere, Olympia-Ambitionen und die Chemie mit seinem Teampartner.
Nils Ehlers hat für das Video-Gespräch mit rbb|24 sein Hotelzimmer in Doha verlassen. Der Grund: schlechte Internetverbindung. Denn mittlerweile sind viele Spieler des anstehenden FIVB Beach-Pro-Tour-Finals (6. bis 9. Dezember) angereist. “Alle belasten das WLAN", sagt der 29-Jährige und lacht. Im Essenssaal des Hotels, wo der gut gelaunte Beachvolleyballer zwei Tage vor Turnierstart nun sitzt, ist die Verbindung offensichtlich besser.
rbb|24: Nur die besten acht Teams der Welt konnten sich für die anstehende FIVB Beach Pro Tour qualifizieren, mal abgesehen von zwei "Wild Cards", die ebenfalls vergeben wurden. Nun sind Sie und Clemens Wickler dabei. Welche Bedeutung hat das Turnier?
Nils Ehlers: Es ist eine Belohnung für eine sehr erfolgreiche Saison von uns. Wir können stolz darauf sein, dass wir zu diesen Top-Acht gehören. Wir werden auf dem 5. Weltranglistenplatz überwintern, darüber sind wir sehr froh.
Welche Ziele haben Sie sich für Doha gesteckt?
Ich muss ehrlich sagen, die Akkus sind ganz schön leer. Wir starten gelassen in das Turnier, auch weil wir wissen, dass es nicht für die Olympia-Qualifikation zählt. Wir wollen einen schönen Saisonabschluss haben, natürlich mit dem bestmöglichen Ergebnis.
Zu lesen war von Preisgeldern in Höhe von insgesamt 800.000 Euro. Sorgt so ein Geldtopf nicht auch für zusätzliche Ambitionen?
Ja, klar. Allerdings teilt sich das Preisgeld am Ende noch auf die beiden Geschlechter auf und natürlich auf die jeweiligen Teampartner. Trotzdem ist es, glaube ich, schon eine Rekordsumme für uns im Beachvolleyball, wenn die Erstplatzierten 150.000 Euro gewinnen. Das ist enorm viel. Normalerweise spielen wir um Olympiapunkte und die Olympiaqualifikation. Wenn es hier aber schon keine Punkte gibt, dann muss es entsprechend Preisgeld geben (grinst). Natürlich wäre das ein schönes Bonbon. Aber ich mache den Sport nicht für Geld, sonst hätte ich wahrscheinlich zum Fußball gehen müssen.
Im ersten Spiel der Gruppenphase geht es gegen das schwedische Duo aus David Ahman und Jonatan Hellvig, das 2023 Europameister und Vizeweltmeister wurde. Wie wichtig ist ein Auftaktsieg - und wie schwer?
Die beiden sind gerade in einer sehr, sehr guten Verfassung. Wir haben den Fokus, unsere beste Leistung bringen zu wollen und uns für eine überragende Saison zu belohnen. Ob es am Ende reicht, das hängt von der Tagesform beider Teams ab. Die Leistungen sind gerade auf diesem Niveau so eng beieinander. Eine kleine Unachtsamkeit und der Satz ist weg. Wir hoffen, dass wir den längeren Atem haben, dann ist alles möglich.
Bei anderen Turnieren hat man ein paar Spiele die Gelegenheit, erst mal in den Wettbewerb reinzukommen – und hier geht es direkt mit einem Kracher los, und zwar in beiden Gruppen. Das ist für die Zuschauer schön anzusehen und hat für uns den Effekt, in jedem Spiel am Limit spielen zu müssen.
Wie blicken Sie auf Ihre bisherige Saison zurück, was waren Ihre persönlichen Höhepunkte?
Mein größter Höhepunkt war eigentlich die Konstanz, die wir an den Tag gelegt haben. Da bin ich am stolzesten drauf. Wir haben jedes Elite-Turnier mitgenommen. Unsere Saison war in diesem Jahr so lang wie noch nie, wir haben im Februar begonnen, haben jetzt im Dezember unser letztes Turnier. Normalerweise startet die Saison frühestens im März und ist im September vorbei. Umso schöner ist es, dass wir so lange auf so einem hohen Niveau performen konnten. Zum anderen bin ich froh, dass gesundheitlich alles gehalten hat. Wenn man jede Woche in einem anderen Land spielt, ist das körperlich auch ziemlich belastend. Ansonsten: Natürlich, der zweite Platz in Paris (beim Elite16-Turnier, Anm.) und der dritte Platz in Mexiko (beim Elite16-Turnier in Tepic), die stechen natürlich heraus. Daran erinnere ich mich gerne.
Wie würden Sie Ihre Teamchemie mit Clemens Wickler beschreiben?
Es macht sehr viel Spaß, mit ihm auf dem Feld zu stehen. Wir sind beide ziemlich ehrgeizig. Wir verstehen uns auch abseits des Platzes gut, sagen uns ehrlich, wenn etwas nicht gut funktioniert. Und gerade in solchen Stresssituationen, die eine solch lange Saison nun mal mit sich bringt, haben wir eine sehr offene Kommunikation gepflegt. Ansonsten unternehme ich auch privat gerne Dinge mit ihm, wenn wir mal Zeit haben.
Bei der Beachvolleyball-WM hatten Sie und Clemens Wickler vier Partien ohne Satzverlust gewonnen. Was lief dann schief gegen die beiden Polen Michal Bryl und Bartosz Losiak – die zu dem Zeitpunkt einige Weltranglistenplätze hinter Ihnen auf Rang 20 lagen?
Unsere Gegner kamen aus einer langen Verletzungspause und sind entsprechend in der Weltrangliste abgerutscht. Am Ende sind sie Dritter geworden bei der WM. Auch hier in Katar sind sie dabei. Sie gehören in die Top-Ten der Welt. Man kann natürlich schon sagen, dass wir in der angesprochenen Partie im Vergleich zu den vorhergehenden WM-Spielen nicht ganz an die Leistung anknüpfen konnten. Es war eine unserer bittersten Niederlagen in dieser Saison, gerade, weil sie an so einem Höhepunkt passiert. Aber wir haben daraus gelernt. Es nützt ja nichts, wir machen weiter. Unser größter Höhepunkt folgt ja im nächsten Jahr.
Sie sprechen die Olympischen Spiele in Paris an. Dass Sie daran teilnehmen, gilt als sehr wahrscheinlich. Was fehlt noch für die Qualifikation?
Zu hundert Prozent kann man es noch nicht absehen. Aber wir müssen unter die Top-17 in dem sogenannten Olympic Qualification Ranking kommen. Da bringt jedes Team 12 Ergebnisse ein. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre habe ich mir eine Hochrechnung angehört: Wir haben schon 11 der erforderlichen 12 Turniere gespielt dieses Jahr. Wir brauchen nächstes Jahr also nur noch eines spielen. Und von unserer Punktsumme her sieht es schon sehr gut aus. Das Limit der nötigen Punkte haben wir quasi – wie gesagt, hundertprozentig kann man es nicht sagen – erreicht.
Noch mal zurück zur WM. Es war das schlechteste Abschneiden deutscher Beachvolleyballer seit 2003, weder die Männer noch die Frauen überstanden das Achtelfinale. Wie würden Sie den Stand des Beachvolleyballs in Deutschland beschreiben?
Das ist am Ende nicht meine Aufgabe. Ich schaue darauf, wie ich meine bestmögliche Leistung bringe. Trotzdem: Klar sehe ich, dass unser Duo bei den Männern das einzige Team ist, dass gerade bei den Elite-Turnieren regelmäßig im Hauptfeld ist. Viele andere Teams sind deutlich jünger als wir. Dementsprechend bringen sie viel Potenzial mit. Im Männerbereich denke ich, kommen in den nächsten Jahren neue Talente hoch. Im Frauenbereich sehe ich eine ähnliche Situation. Insofern: Die Enttäuschung über das deutsche Abschneiden bei der WM ist groß. Aber man muss auch sagen, die Fußstapfen, in die wir treten, sind riesig. 2012 und 2016 haben deutsche Athleten jeweils eine Goldmedaille geholt im Beach-Volleyball. Höher geht es nicht. Im Beachvolleyball ist gerade in Europa die Dichte an guten Teams noch mal höher geworden.
Ihr einstiger Hallenvolleyball-Verein, die Netzhoppers Königs Wusterhausen, mussten mit Punktabzug in die neue VBL-Saison starten, aufgrund von Verstößen im Lizenzierungsverfahren in der Vorsaison. Aktuell darben die Brandenburger auf dem letzten Platz. Beschäftigt Sie dieser Fall noch, gibt es noch Beziehungen zu den Brandenburgern?
Die Netzhoppers waren mein erster Step in Richtung Profisport, auch wenn ich nur ein Jahr dort gespielt habe. Ich verfolge das ein Stück weit aus der Ferne, wie das bei den Netzhoppers läuft. Das macht mich nicht glücklich, wenn ich sehe, dass sie Insolvenz anmelden müssen oder mit Punktverlust in die Saison starten müssen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Shea Westhoff, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 08:15 Uhr
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