Team-Check | Energie Cottbus - Mit Demut zum Klassenerhalt

Mo 29.07.24 | 18:20 Uhr
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Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz (r.) mit Maximilian Pronichev (imago images/O.Behrendt)
Video: rbb24 Antenne Brandenburg | 29.07.2024 | Daniel Friedrich | Bild: imago images/O.Behrendt

Nach fünf Jahren in der Regionalliga ist Energie Cottbus zurück im Profi-Fußball. Die Voraussetzungen, dort auch dauerhaft zu verbleiben, könnten besser sein. Trotzdem ist man in der Lausitz zuversichtlich. Von Ilja Behnisch

Am Sonntag, den 4. August (16:30 Uhr), geht es los für Energie Cottbus — das Abenteuer dritte Liga. Es wird die vierte Drittliga-Saison in der Geschichte der Lausitzer. Und eine, die es gleich zu Beginn in sich hat. Arminia Bielefeld, Dynamo Dresden und Alemannia Aachen heißen die ersten drei Gegner, allesamt Traditionsvereine wie sie im Buche stehen. Dazwischen kommt Bundesligist Werder Bremen zur ersten Runde im DFB-Pokal ins Stadion der Freundschaft (19. August, 18 Uhr). Wo die Mannschaft vor dem Saisonstart steht, zeigt der rbb|24-Teamcheck.

So lief die letzte Saison

Nach der verlorenen Relegation um den Aufstieg in die dritte Liga hatten Trainer und Team im Sommer 2023 gerade einmal vier Wochen Zeit, sich auf eine neue Regionalliga-Saison vorzubereiten. Dementsprechend holprig geriet der Start: ein Punkt aus zwei Spielen, gefolgt von einer 0:7-Klatsche im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten SC Paderborn.

Es dauerte, bis Energie Cottbus zu sich und in diese Spielzeit fand. Umso beeindruckender geriet der Endspurt. Die letzten zwölf Spieltage blieb die Mannschaft ungeschlagen, siegte dabei neun Mal und vor allem auch in den direkten Duellen gegen die besser postierten Mitkonkurrenten aus Greifswald und vom BFC Dynamo. Dabei zeigte die Mannschaft nicht immer hochklassigen Fußball, dafür umso mehr Geschlossenheit und Resizilienz, gepaart mit einer oftmals beeindruckenden Intensität.

Neuverpflichtungen und Abgänge

Große Sprünge sind nicht drin in Cottbus. Im Gegenteil. Trainer Claus-Dieter Wollitz, der zugleich auch Sportdirektor ist, betont immer wieder die finanzielle Herausforderung, die die dritte Liga für Energie darstellt. So müssen wohl zunächst auch Spieler den Verein verlassen, ehe neue geholt werden können.

Verabschiedet wurden bisher Tim Heike (24, FC Ingolstadt), Cedric Euschen (26, 1. FC Bocholt), Arnel Kujovic (22, VSG Altglienicke) sowie Jonas Hildebrandt (27, Spielerkarriere-Ende). Sportlich ins Gewicht fällt dabei vor allem der Abgang von Toptorjäger Heike, der in der Aufstiegssaison 21 Tore in 33 Spielen erzielte. Aber auch Ex-Kapitän und Innenverteidiger Hildebrandt wird auf dem Platz sicher vermisst werden. Immerhin bleibt das Cottbuser Eigengewächs dem Team als Co-Trainer erhalten.

Neu in Cottbus und allesamt ablösefrei sind Tolcay Cigerci (29, VSG Altglienicke), Henry Rorig (24, VfL Osnabrück) und Romarjo Hajrulla (25, Rot-Weiß Erfurt). Cigerci und Rorig verfügen dabei über Drittliga-Erfahrung, wobei insbesondere Offensiv-Mann Cigerci während seiner Zeit bei Viktoria Berlin bewiesen hat, dass er auch in dieser Liga das Zeug zum Unterschiedsspieler hat. Doch auch Rechtsverteidiger Rorig und Stürmer Hajrulla dürften durchaus Stammplatz-Potenzial mitbringen.

Das Saisonziel

Der Klassenerhalt ist das Saisonziel. "Wir dürfen nach 38 Spieltagen nicht auf einem Abstiegsplatz stehen, sonst gerät dieser Verein in Gefahr. Wieder zurückzukommen, ist so verdammt schwierig", sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz unlängst im Interview mit dem Fußballmagazin 11Freunde [11freunde.de].

Cottbus wird von vielen Beobachtern als klarer Abstiegskandidat gehandelt. Doch Wollitz ist "zuversichtlich", sagt: "Wir sind eine eingespielte Mannschaft, die in den letzten Monaten sehr gut zusammengewachsen ist. Ich mag diese Floskel nicht, für uns wird es aber entscheidend sein, uns von Spiel zu Spiel alles abzuverlangen."

Eine Vokabel, die in diesem Zusammenhang immer wieder fällt in Cottbus, lautet: Demut. Dass so viel von Demut die Rede ist, mag auch daran liegen, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Vereinen glückte, von der Regionalliga direkt bis in die zweite Liga durchzumarschieren. In der vergangenen Spielzeit gelang dieses Kunststück mit Münster und Ulm gleich zwei Klubs. Dass Cottbus etwas Ähnliches gelingt, darf nach dem Willen der Entscheidungsträger offenbar nicht einmal geträumt werden.

Der Trainer

Es soll die letzte Trainer-Saison für Claus-Dieter Wollitz werden. Danach möchte der 59-Jährige, der aktuell zum dritten Mal Trainer in Cottbus ist, sich auf den Job als Sportdirektor beschränken. Allerdings, so Wollitz im Interview mit 11Freunde: "Wenn aber am Ende alle zu der Erkenntnis kommen, dass der Trainer, den wir haben wollen, nicht zu bekommen ist – dann springe ich vielleicht noch mal ein."

Ein kleines Hintertürchen ist also noch offen. Zugleich birgt die aktuelle Konstellation aber auch Gefahr. Denn was, wenn Energie schnell in bedrohliche Abstiegsnöte gerät? Entlässt dann der Sportdirektor Wollitz den Trainer Wollitz? Oder der Verein Energie Cottbus gleich beide? Damit es gar nicht erst dazu kommt, zieht der Trainer Wollitz die Zügel an. Die Intensität im Training soll höher sein in der dritten Liga. Dazu wurde das Funktionsteam erweitert, der Anbieter für Erfassung und Auswertung von Leistungsdaten gewechselt. Wollitz geht voran, wenn er sagt, man sollte als Aufsteiger alles dafür tun, in der Liga zu bleiben. Aber er weiß auch: "Das wird schwer genug."

Sendung: rbb|24 Antenne Brandenburg, 29.07.2024, 12:45 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Wenn noch wenigstens 2 Neuzugänge mit Stammplatzpotential hinzukommen, bin ich ob des Klassenerhalts zuversichtlich.
    Gerade in der IV und auf dem rechten Flügel sind die Abgänge von Hildebrandt und Heike nicht adäquat kompensiert worden.

    Der letzte Test gegen Hannover 2 - einen der Abstiegskandidaten - hat allerdings nicht gerade Vorfreude auf den Start gemacht. Erschreckend schlechte Generalprobe auf allen Positionen.

  2. 2.

    Dazu bedarf es dann aber einer Leistungssteigerung, wie gegen Hertha BSC in der 2. Halbzeit... Diese blieb gegen Hannover 96 II, wo ja auch ein Profi aus dem Zweitliga-Team ein Tor erzielte, leider völlig aus... Das muss gegen Arminia Bielefeld Sonntag anders werden! Bin mit der Dauerkarte mittig in Reihe 1 der Westtribüne ohnehin dabei und hoffe es kommen nach dem letzten Test dennoch viele Zuschauer...

    Nur Energie!

  3. 1.

    Einfach die Klasse halten,und sich dann in der 3.Liga etablieren

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