3. Fußball-Liga - Polizei ermittelt wegen antisemitischer Parolen vor Cottbus-Auswärtsspiel

Mi 27.11.24 | 17:09 Uhr | Von Aljoscha Huber
Die Mannschaft von Energie Cottbus feiert mit ihren Fans. (Foto: IMAGO / Maximilian Koch)
Bild: IMAGO / Maximilian Koch

Bei der Anreise zum Auswärtsspiel von Energie Cottbus bei Viktoria Köln wurden antisemitische Parolen gerufen. Jetzt ermitteln Kriminalpolizei und Staatsschutz in Köln. Von Aljoscha Huber

Die Polizei ermittelt wegen antisemitischer und fremdenfeindlicher Gesänge, die am Freitagabend im Vorfeld des Auswärtsspiels des Fußball-Drittligisten Energie Cottbus bei Viktoria Köln gerufen wurden. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei in Köln am Mittwoch rbb|24. Zuerst hatte die "Lausitzer Rundschau" berichtet.

"Während der Anreise mit der Straßenbahn der KVB AG von der Kölner Altstadt zum Stadion riefen mehrere Personen, bei denen es sich nach Angaben von Zeugen um Fans des FC Energie Cottbus gehandelt haben soll, ausländerfeindliche und antisemitische Parolen", so der Polizei-Sprecher.

Social-Media-Post machte Vorfall öffentlich

Die Initiative "Energiefans gegen Nazis" hatte den Vorfall in einem Social-Media-Post [facebook.com] öffentlich gemacht: "Auswärtssieg in Köln, Tabellenführer - das Wochenende könnte so schön sein. Doch was ein Grund zum Feiern sein sollte, wird durch das Verhalten einer kleinen, aber lautstarken Minderheit überschattet, die sich 'Energiefans' nennt und unserem Verein eine Schande bereitet."

Kaum, dass die Türen zu waren, wurde angestimmt: 'Nächster Halt: Buchenwald!'

Gedächtnisprotokoll eines Energie-Fans

rbb|24 liegt ein Gedächtnisprotokoll eines Energie-Fans vor, der mit in der Straßenbahn war: "Kaum, dass die Türen zu waren, wurde angestimmt: 'Nächster Halt: Buchenwald!'". Desweiteren sei "Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab" und "Die AfD wird deutscher Meister und wir holen den Pokal" gerufen worden. Im Konzentrationslager Buchenwald wurden zwischen 1937 und 1945 rund 56.000 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet.

Strafanzeigen wegen Volksverhetzung und Beleidigung

Eine Frau sei in Tränen ausgebrochen, eine Person mit Migrationshintergrund habe, um aus dem Sichtfeld der Pöbelnden zu kommen, ihre Kapuze aufgesetzt. "Eine Frau schrie 'Hört auf mit der Scheiße', wurde dann niedergebrüllt, wandte sich an andere Fahrgäste: 'Findet ihr das okay, dass die hier Nazigesänge anstimmen?'", heißt es in dem Gedächtnisprotokoll weiter.

Die Straßenbahn wurde dann an der Haltestelle Kalk-Post angehalten. Laut der Polizei wurden Strafanzeigen wegen Volksverhetzung und Beleidigung gefertigt. Auch der Staatsschutz ermittelt.

Verein distanziert sich: "Das ist menschenverachtend"

Energie-Cottbus-Sprecher Stefan Scharfenberg-Hecht sagte rbb|24, der Verein distanziere sich "entschieden von derartigem Gedankengut" und verurteile solche Aussagen auf das Schärfste. "Das ist menschenverachtend und gehört nicht zu den Werten unseres Vereins, der sich stets für Vielfalt und Toleranz einsetzt und Fremdenfeindlichkeit, Rassismus sowie jedwede Form von Diskriminierung ablehnt."

Man habe selbst erst durch den Post von "Energiefans gegen Nazis" von den Vorfällen erfahren. Der FCE-Sprecher lobte die Arbeit der Gruppe: "Das ist eine Art von Zivilcourage, die wir begrüßen." Man sei im Austausch mit der Polizei, um mehr Informationen zum Vorfall zu erhalten.

Beitrag von Aljoscha Huber

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