Volleyball Challenge Cup - SCP-Trainer Boieri und sein Professor

Di 18.02.25 | 11:39 Uhr
SCP-Trainer Riccardo Boieri (imago images/Beautiful Sports)
Video: Der Tag | 18.02.2025 | Torsten Michels | Bild: imago images/Beautiful Sports

Nur noch ein Sieg trennt den SC Potsdam vor einem historischen Finaleinzug im Challenge Cup. Doch Trainer Riccardo Boieri und sein Team werden es im Rückspiel gegen Rom nicht leicht haben. Es warten eine laute Halle und ein alter Lehrmeister.

Der große sportliche Erfolg der Volleyballerinnen des SC Potsdam in den vergangenen Jahren wäre ohne Trainer Riccardo Boieri wohl kaum möglich gewesen. Der Italiener gilt als akribischer Arbeiter und Perfektionist, dem es trotz teilweise widriger Umstände immer wieder gelang, sein Team richtig einzustellen und konkurrenzfähig zu machen.

So auch in dieser Saison, in der der SCP nach einem Umbruch im Sommer plötzlich vor einem historischen Erfolg steht: dem Erreichen des ersten europäischen Finals der Vereinsgeschichte. Doch dabei steht Boieri ausgerechnet sein ehemaliger Lehrmeister im Weg.

"Einer der letzten großen Gentleman"

Guiseppe Cuccarini ist Trainer des Roma Volley Club, dem Gegner der Brandenburgerinnen im Halbfinale des CEV Challenge Cup. Der Mann, der von Boieri liebevoll "Peppe" genannt wird, ist mittlerweile ein Urgestein im Volleyball. Seit 30 Jahren trainiert er verschiedene Teams in ganz Europa, holte zahlreiche Titel – und bildete viele junge Trainer.

So auch den heutigen Coach der Potsdamerinnen. "In Italien dauert die Ausbildung zum Trainer sieben Jahre. Die letzte Prüfung ging dann eine Woche lang – und er war mein Professor", erzählt Boieri. Cuccarini sei einer der letzten großen Gentleman und ein wirklich guter Mensch, vor allem aber auch ein richtig guter Trainer. "Er hat richtig Ahnung, das hat man auch in der Timeout im Hinspiel gehört. Da ging es nur um Volleyball, nicht um Körpersprache oder Energie", sagt Boieri.

Und trotzdem gelang es dem SCP vor zwei Wochen in heimischer Halle einen 1:2-Satzrückstand gegen die Römerinnen zu drehen und die Partie am Ende 3:2 für sich zu entscheiden. Nun fliegen sie mit leichtem Vorsprung im Gepäck zum Rückspiel nach Rom am Mittwochabend um 20 Uhr, um den Finaleinzug auszuspielen.

Er will den SC Potsdam stoppen: Rom-Trainer Guiseppe Cuccarini (imago images/ABACAPRESS)Er will den SC Potsdam stoppen: Rom-Trainer Guiseppe Cuccarini

Große Atmosphäre im Palazetto dello Sport

Viel Aussagekraft hätte der Erfolg im ersten Spiel jedoch nicht, sagt Boieri. "Es ist alles offen. Aber das ist normal, schließlich ist es ein Halbfinale. Das ist nie nach einem Spiel entschieden."

Seine Außenangreiferin Michelle Bachmann gibt sich trotz des knappen Ergebnisses selbstbewusst. "Das ist natürlich nicht optimal. 3:0 oder 3:1 wäre natürlich besser gewesen. Aber wir gewinnen jetzt einfach auch in Rom und dann passt das schon", sagt sie mit einem Lächeln, fügt aber direkt danach hinzu: "Es wird natürlich schwieriger, in gegnerischer Halle mit gegnerischen Fans."

Tatsächlich könnte es am Mittwoch in Rom ganz schön laut werden. 3.500 Zuschauer fasst der Palazetto dello Sport, der für die Olympischen Spiele 1960 gebaut wurde. Und die Fans aus der italienischen Hauptstadt sehnen sich derzeit besonders nach Erfolg, schließlich läuft es für ihr Team in der Liga überhaupt nicht: Die Römerinnen stehen abgeschlagen auf Rang zwölf. Voller Fokus also auf den europäischen Wettbewerb, in dem sie vor der Pleite gegen Potsdam zuvor zwölf Spiele lang ungeschlagen waren.

Ein goldener Satz könnte entscheiden

Es wird also starke Nerven brauchen. Erst recht, wenn es am Ende 3:2 für Rom stehen sollte. Dann wird ein sogenannter Golden Set gespielt, also ein Tie-Break bis 15 Punkte. "Das möchte man definitiv verhindern. Aber wenn es dazu kommen würde, würden wir auch das meistern. Wenn wir da ängstlich hinfliegen und uns die Hosen voll machen, dann wird das auch nichts. Deshalb müssen wir probieren, selbstbewusst zu sein", sagt Bachmann.

Seinen ehemaligen Lehrer Cuccarini wird Coach Boieri aber keinesfalls unterschätzen: "Sicher kann er mich überraschen. Das taktische Niveau in Italien ist sehr hoch. Und im Rückspiel werden sie taktisch sicherlich etwas anders machen."

Die Aufgabe für Mittwoch ist klar: Dem alten Professor eine Lehrstunde erteilen und den historischen Finaleinzug klarmachen.

Sendung: Der Tag, 18.02.2025, 19:15 Uhr

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