Eines der teuersten Gewürze der Welt - Safran-Ernte in Lausitz fällt hinter Erwartungen zurück

Mi 01.11.23 | 18:58 Uhr
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Safran in Hermsdorf (Foto: rbb/Anders-Lepsch)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 01.11.2023 | Aline Anders-Lepsch | Bild: rbb/Anders-Lepsch

Safran ist eines der teuersten Gewürze der Welt und wird nicht nur im Iran angebaut, sondern inzwischen auch in der Lausitz. Die aktuelle Ernte läuft - und die Geduldsarbeit soll künftig dank Technik Marke Eigenbau einfacher werden. Von Aline Anders-Lepsch und Anja Kabisch

Mittwochmorgen, vor Sonnenaufgang. Während es noch dunkel ist, steht Matthias Trentzsch auf seinem Krokusfeld in Hermsdorf (Oberspreewald-Lausitz) und erntet wunderschöne lila Krokusblüten. "Der eigentliche Safran sind diese drei Stempelfäden", sagt er und zeigt ins Innere der Blüte.

Geerntet wird nur bis die Sonne aufgeht, also so lange die Blüten noch geschlossen sind. Denn die Sonne verringert die Qualität der Fäden. Außerdem lassen sie sich schlecht zupfen, wenn der feuchte Novembertau an die Fäden kommt.

Safran zeigt Wirkung

Safran in Hermsdorf (Foto: rbb/Anders-Lepsch)
rbb/Anders-Lepsch

Safran wirkt laut rbb Praxis verdauungsfördernd und regt den Kreislauf an. Zuviel davon kann zu Schwindel und Herzklopfen führen. Wird das Gewürz sparsam in der Küche oder beim Backen eingesetzt, besteht allerdings keine Gefahr.

Safran wird auch eine leicht appetithemmende Wirkung nachgesagt. Ob das Gewürz deshalb beim Abnehmen helfen kann, ist aber fraglich.

Weniger Ernte, als erwartet

Von Ende September bis Mitte November ist Matthias Tentzsch Frühaufsteher und das inzwischen im vierten Jahr. Weil nicht alle Safrankrokusse gleichzeitig blühen, muss täglich geerntet werden. In diesem Jahr ist die Ernte allerdings nicht so gut, sagt er.

"Wir hoffen, dass im November noch etwas nachkommt. Aber bisher ist es nicht so, wie gewünscht", so Tentzsch. Das liege wahrscheinlich am Wetter. Es hätte sonniger sein können, sagt er. "Wir haben zwar gut geerntet, aber es hätte mehr sein können."

In den letzten Jahren seien bis zu 400 Gramm zusammengekommen. Das könnte in diesem Jahr auch noch klappen, "wenn alles noch gut geht" - aber normalerweise sollte der Ertrag mehr werden, sagt er. "Die Knollen vermehren sich. In diesem Jahr haben wir also eigentlich mehr Knollen. Dann hätte die Ernte eigentlich besser ausfallen müssen."

Safrananbauer tüftelt an technischer Hilfe

Gerade mal 150 Gramm sind in diesem Jahr bis jetzt zusammengekommen. Es sind 150 Gramm mühsamer Handarbeit. Nach der Ernte auf dem Feld müssen mit viel Fingerspitzengefühl die drei Stempelfäden aus der Blüte gelöst werden. "Da braucht man bei 3.000 bis 5.000 Blüten am Tag schon Unterstützung", so Trentzsch. Die Blüten müssten auch immer am Tag der Ernte verarbeitet werden, damit die Qualität nicht leidet. "Da können es schon mal bis zu zehn Leute sein, die abends sitzen und Safran zupfen."

An dieser Stelle soll bald technische Unterstützung zum Einsatz kommen. Der Safranbauer, der eigentlich Mechatroniker ist, arbeitet zusammen mit einem Cousin an einer speziellen Maschine. Ein Exemplar aus Legosteinen ist schon einsatzbereit. Zur Funktionsweise will er noch nicht viel verraten, die ist noch geheim. "Das machen wir alles in Eigenregie."

Beim "LEX"-Existenzgründerwettbewerb der Wirtschaftsinitiative Lausitz hat er vor wenigen Wochen für seine Anbauinitiative und den Erfindergeist einen Preis bekommen. Nebenbei konnte er wichtige Kontakte knüpfen.

Nun muss die Maschine nur noch den Sprung von der Theorie in die Praxis schaffen. Die einzelnen Schritte funktionieren schon. "Die müssen jetzt noch zusammengebracht werden, so dass ich sage: Ich kippe meine gepflückten Blüten in einen Trichter und hinten kommt der fertig gepflückte Safran heraus", sagt Trentzsch. Er rechnet damit, dass die Maschine in ein bis zwei Jahren vollautomatisch funktioniert.

Der Safranbauer, der eigentlich Mechatroniker ist, arbeitet zusammen mit einem Cousin an einer speziellen Maschine. Ein Exemplar aus Legosteinen ist schon einsatzbereit. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Anwendung im medizinischen Bereich?

Mit seinem Safran hat Matthias Trentzsch großes vor. Er will mit dem Anbau eine Grundlage für die medizinische Safranforschung schaffen. "Man sagt ihm nach, dass er bei vielen Krankheitsbildern helfen soll, gegen Depressionen und entzündungshemmend. Wir wollen versuchen herauszufinden, ob es Hokuspokus, ein Placebo ist, oder wirklich etwas dahintersteckt." Sein Ziel ist es, Studien in Auftrag zu geben. Hintergrund sind Erkrankungen in seiner Familie.

Für die Forschung braucht er Geld. Das kommt vom Verkauf der Safranfäden an Restaurants und Hobbyköche. Auch Gespräche mit dem Lebensmittelhandel laufen bereits. "Da sind wir am Anfang, dass wir Verpackungen entwickeln und so weiter." Wenn alles funktioniert, könnten seine Fäden vielleicht in einem "halben, dreiviertel Jahr" im Laden stehen, sagt er.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.11.2023, 16:40 Uhr

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7 Kommentare

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  1. 7.

    "150 Gramm mühsamer Handarbeit."
    Hut ab vor diesem Visionär. Da kann man nur Glück wünschen.

  2. 6.

    "Safran-Ernte in Lausitz fällt hinter Erwartungen zurück" aha.
    Wir hatten dies Jahr eine Rekordernte an Johannisbeeren und kante erstmals die Erdbeer-Johannisbeer-Marmelade 2:1 herstellen.

  3. 5.

    Wein gibt es traditionell schon länger aus Kreuzberg. ;-) Nur weil der Iran fast schon Safran-Monopolist ist, heißt dass nicht, dass der nicht auch andernorts gedeiht. Der wird auch schon seit Jahren in Österreich wieder angebaut und war im Mittelalter in Deutschland noch relativ weit verbreitet. Selbst in Brandenburg steht Trentzsch nicht allein da. Bemerkenswert ist hier vor allem sein Ansatz, die Fäden nicht mehr händisch zu zupfen.

  4. 4.

    Ein sehr gut geschriebener Artikel, von einem Menschen der positive Visionen hat und diese auch lebt! Sicherlich ist bisher alles im Lern- und Prototypenstadium, aber es zeigt auch, wozu Menschen in einer modernen friedlich lebenden Gesellschaft fähig sind! Ich wünsche diesen Menschen mit ihrem Startup Projekt viel positiven Erfolg und auch, dass sie später gut profitieren und davon leben können! Ein Tipp noch zum Schluss an alle Tüftler: Bitte lassen Sie sich alle Erfindungen patentieren!

  5. 3.

    Ich habe mal eine Dokumentation bzgl. Safrananbau, -ernte, -bauern im Iran gesehen (öffentlich rechtliche).
    Ne mühsame Angelegenheit.
    Schön war zu sehen, wie die dortigen Bauern nahezu jedes Gericht mit nicht gerade wenig Safran versetzten,
    im gefühlten Wert von tausenden Euro - hierzulande.
    Und die wirkten und sahen aus wie Bauer "typisch" 3te Welt.
    Was die für ihre Ernte erhalten = ?

    Wenn man sich schon die Anbaufläche anschaut, wohl alles bio- und ökologisch sein soll, die normalerweise Handarbeit, wird das "heimische" Produkt ein Siegel erhalten bei dem das 10-fache an Preisen aufgerufen wird.

    Unabhängig von den Profitabsichten ist es wichtig das solch Produkte hier (regional bzw. innerhalb Deutschlands) angebaut wird - Gratulation !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  6. 2.

    Ich sags ja, irgendwann werden wie im Treptower Park Wein anbauen, den man trinken kann...

    Hut ab vor dem Lausitzer Safranbauer!

  7. 1.

    Vielleicht auch die Zwiebeln verkaufen...