Märkisch-Oderland - Zugeschüttetes Biotop in Altlandsberg weist Asbest und weitere Schadstoffe auf
Ein neues Gutachten über die Schadstoffbelastung eines Biotops in der Nähe eines illegalen Reifenlagers in Altlandsberg weist Rückstände von Asbest und weiteren Chemikalien auf. Die Fläche wurde demnach mit Bauschutt belastet.
Ein neues Gutachten über die Schadstoffbelastung eines zugeschütteten Biotops in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) zeigt, dass dort Bauschutt abgeladen wurde. Das bestätigte Gregor Beyer, Leiter des Amtes für Umwelt und Landwirtschaft im Landkreis, am Donnerstag dem rbb. Das zerstörte Biotop grenzt an ein ehemaliges illegales Reifenlager an.
Zudem seien auch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) und weitere Schadstoffe wie beispielsweise Asbest nachgewiesen worden. Die Gruppe der PFAS umfasst mehr als 10.000 künstlich hergestellte Stoffe, von denen manche laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) gesundheitsgefährdend und krebserregend sein können. Asbest gilt eindeutig als krebserregend.
Die Proben wurden am 7. November entnommen. Das betroffene Flurstück an der Hönower Chaussee sei dem Landkreis bereits im vergangenen Jahr bei einer Routinekontrolle der unteren Abfallwirtschaftsbehörde aufgefallen, so Beyer: "Bei der die Kollegen bei der Anfahrt zum Eingangstor des Altreifenlager bemerkt haben, das eben auf einem vorgelegenen Flurstück deutliche Veränderungen stattgefunden haben."
Aufschüttung verstößt gegen gegen mehrere Gesetze
Bei dem betroffenen Biotop handelt es sich Beyer zufolge um eine für Brandenburg typische Schmelzwasserrinne, bei der sich über die Jahrhunderte Niedermoor gebildet habe. "Dort wurde auf einer relativ großen Fläche von ungefähr 110 mal 30 Meter eine Erdschicht in der durchschnittlichen Mächtigkeit von ungefähr 0,8 Meter aufgetragen. Und dabei handelt es sich eben nicht um Mutterboden, sondern zu großen Teilen um Bauschutt. Das ist natürlich ein Verstoß gegen mehrere Gesetze, Naturschutzgesetz, Bodenschutzgesetz, Baugesetz und verschiedene andere."
Laut Beyer seien die Akten der Staatsanwaltschaft übergeben wurden, die jetzt gegen den Eigentümer des Flurstücks ermittelt.
Mit PFAS belastetes Brunnenwasser im September entdeckt
Beyer zufolge ist der Landkreis im Sommer von der Stadtverwaltung über vier illegale Brunnen in Altlandsberg informiert worden. Diese Brunnen seien zu DDR-Zeiten angelegt worden und heute illegal, weil sie keine wasserrechtliche Erlaubnis mehr haben. Anschließende Proben der Unteren Wasserschutzbehörde im September zeigten, dass einer dieser vier Brunnen mit PFAS belastet ist. Dieser befand sich in einem Sperrradius ganz in der Nähe des ehemaligen Altreifenlagers. Anschließend untersagte der Landkreis Ende September die Wasserentnahme aus Brunnen in Teilen von Altlandsberg. Mitte Oktober wurde das Verbot wieder aufgehoben.
Daraufhin sei der Verdacht auf die illegale Bodenbefüllung aufgekommen, der mit dem jetzigen Gutachten bestätigt wurde, erklärte Beyer: "Die PFAS, die wir in dem Brunnenwasser gefunden haben, finden sich auch in der Bodenauffüllung."
Ursprünglich wurde angenommen, dass die Verunreinigungen des Brunnenwassers auf den Feuerwehreinsatz beim Reifenbrand von 2008 zurückzuführen ist. Dabei wurde PFAS-haltiger Löschschaum eingesetzt, der zu einer Kotaminierung des Bodens mit PFAS führte. "Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass es keine PFAS-Belastung des Grundwassers gibt. Und in dem einen Fall des belasteten PFAS-Brunnens sind diese PFAS definitiv nicht aus Löschschaum verursacht", betonte Beyer.
Wiederherstellung des natürlichen Biotops ist aufwendig und dauert
Laut dem Gutachten, das im Auftrag des Landkreises von der Firma Pro Umwelt mit Sitz in Schwerin und Rehfelde erstellt wurde, muss der Bodenauftrag nun entfernt werden. Einfach sei dieser Prozess nicht, sagte Beyer dem rbb: "Technisch kann man den sozusagen einfach abbaggern und dann auf Lkws verladen. Aber natürlich muss dieser belastete Boden dann auch ordnungsgemäß entsorgt werden."
Dafür seien jetzt noch weitere Untersuchen notwendig, um herauszufinden, mit welchen Stoffen der Boden alles belastet ist. Ziel der Behörde sei es letztlich, den ursprünglichen Zustand des Bodens wieder herzustellen. Doch das werde Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte dauern, betonte Beyer: "Bei einem Niedermoor-Standort ist es nicht so, dass man so ein Biotop einfach wiederherstellen kann. Die Niedermoor-Auflage ist über Jahrhunderte seit der letzten Eiszeit gewachsen. Aber auf alle Fälle muss das Profil wiederhergestellt werden."
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.12.2023, 15:30 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner