Universitätssportclub USC - Viadrina kündigt nach rechtsextremen Vorfällen Maßnahmen an
In einem Universitätssportklub in Frankfurt sollen Mitglieder rechtsextreme Symbole offen zur Schau gestellt haben. Nach Kritik von Studierenden zeigt sich die Uni bemüht: Die Club-Regeln sollen überarbeitet werden. Die Polizei sei eingeschaltet, heißt es.
Nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen im Universitätssportclub USC hat die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) in Absprache mit dem Vorstand auch rechtliche Schritte eingeleitet. "Wir haben gemeinsam mit dem Vorstand des Vereins den Staatsschutz der Brandenburger Polizei kontaktiert", teilte der Kanzler der Universität, Robert Nissen, mit.
Für den Sportclub soll es unter anderem Regeländerungen geben. Es seien bereits Gespräche mit den Mitarbeitenden zu den Vorwürfen geführt worden.
Offene Zurschaustellung von Nazi-Symbolik
Vorausgegangenen war ein offener Brief aus der vergangenen Woche, in dem Studierende einen laschen Umgang mit rechtsextremen Sportlern im Fitnessstudio des Uni-Sportclubs kritisierten. Der Sportklub ist ein eigenständiger Verein, der jedoch eng mit der Universität zusammenarbeitet. Uni-Kanzler Nissen ist USC-Vorstandsmitglied.
Studierende des "Aktionsbündnis Viadrina" schilderten, es würden verfassungsfeindliche, rechtsextreme Symbole im USC offen gezeigt - wie etwa Hakenkreuze oder SS-Runen. Mitarbeitende des Sportclubs und die Uni würden dagegen nicht aktiv vorgehen, so die Vorwürfe.
Vor diesem Hintergrund waren am Montag Vertreter der Universität, der Studierendenschaft, Vorstand des Universitätssportclubs USC sowie weitere Interessierte zu Gesprächen zusammengekommen. "Die Leute tragen offen ihre Tattoos und Gesinnung zur Schau", schilderte ein Student vor der Sitzung dem rbb die Situation. "Es herrscht ein Gesprächsklima, in dem diskriminierende Begriffe genutzt werden."
Der zweite Vorsitzende des Vereins, Sepp Träthner, räumte in der Sitzung Vorwürfe ein, betonte aber, dass es sich um Einzelfälle handele: "Von den ca. 1.600 Mitgliedern, die wir haben, geht es hier tatsächlich um drei Personen, die uns bekannt sind." Weiter sagte Träthner: "Fakt ist aber auch, dass wir leider auch sagen müssen, dass diese drei Personen in der Hinsicht innerhalb unseres Vereins sich an unsere Regeln halten." Das macht einen Ausschluss aus seiner Sicht schwierig. Unter den drei mutmaßlichen Neonazis soll eine Person in der Vergangenheit im rechtsextremen Netzwerk "Blood and Honour" aktiv gewesen sein, hieß es auf der Sitzung am Montag.
Hausordnung soll überarbeitet werden
Nach Angaben der Universität wurde am Montag vereinbart, dass der USC seine Hausordnung bis Februar 2024 überarbeitet, um offen rassistisch und diskriminierend agierenden Mitgliedern den Zutritt verweigern zu können. "Es ist unser Ziel, gemeinsam mit dem USC die Atmosphäre in den Übungsräumen des USC so weiterzuentwickeln, dass sich dort alle unsere Studierenden wohlfühlen können", hieß es von Universitäts-Kanzler Nissen. Darauf werde er in seiner Rolle als Vorstandsmitglied mit Nachdruck hinwirken.
Martin Hampel, seit Ende Oktober Mitglied im Vorstand des Sportvereins, kündigte verpflichtende Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen für alle Beschäftigten des USC an. Hampel hat Erfahrung in der Präventionsarbeit und bei der Sensibilisierung zum Thema Rechtsradikalismus. Vor Ende des Wintersemesters im Februar 2024 soll ein nächster Austausch mit den Studierenden stattfinden.
Bei einem Austausch von Uni-Leitung und Sportclub mit Studierenden am Montagabend bekräftigten alle Seiten überdies ihre Entschlossenheit, jeglicher Form rechtsextremer, rassistischer und diskriminierender Äußerungen und Verhaltensweisen auf dem Campus und im Sportclub entschieden entgegenzutreten.
Uni: Staatsschutz und Polizei eingeschaltet
In dem offenen Brief der Studierenden aus der vergangenen Woche war die Universität kritisiert worden, sie habe sich nicht rechtzeitig und ausreichend positioniert. Kanzler Nissen betonte am Montag: "Die letzten Hinweise vom vergangenen Freitag, dass angeblich in dem Verein verfassungsfeindliche, strafbare Symbole gezeigt wurden, nehmen wir ernst." Daher sei der Staatsschutz informiert worden.
Hinweise auf die Verwendung von rechtsextremistischen und rassistischen Vorkommnissen in dem Sportclub soll es jedoch schon früher gegeben haben. Laut einer Pressemitteilung des Vereins Utopia e.V., der sich eigenen Angaben zufolge mit antifaschistischer, antirassistischer und antisexistischer Kultur- und Bildungsarbeit beschäftigt, wandten sich bereits im Frühjahr Studierende und Mitglieder des USC an die Meldestelle für rechte und rassistische Vorfälle von Utopia.
Weitere Vorfälle außerhalb des Sportclubs
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, wurden auf dem Uni-Campus auch von Studierenden angelegte Hochbeete zerstört und mit queer-und verfassungsfeindlichen Symbolen beschmiert. Mit den Hochbeeten wollten die "Students for Climate Justice Frankfurt (Oder)" auf den Klimawandel aufmerksam machen. Sie haben die Beete inzwischen abgebaut.
Nach Worten des Sprechers des Bündnisses "Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder), Jan Augustyniak, sei seit mindestens Anfang 2022 bekannt, dass im Sportclub "Nazis ein- und ausgehen". Er forderte eine schnelle Umsetzung der nun getroffenen Vereinbarungen. In einer Universität, die sich als weltoffen verstehe und einer Stadt, die mit dem polnischen Slubice als Doppelstadt agiere, sei es ein Unding, dass Studierende derart eingeschüchtert würden.
Grundsätzlich haben Sportvereine die Möglichkeit, Mitglieder mit einer klar verfassungsfeindlichen Gesinnung auszuschließen. Das geht aus einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Februar hervor [ndr.de]. Eine Grundlage dafür ist gegeben, wenn Vereine bereits in ihrer Satzung Mitglieder extremistischer Organisationen ausschließen.
An der Viadrina-Uni an der Oder lernen über 4.500 Studierende aus 108 Ländern. Der Anteil ausländischer Studierender an der Viadrina liegt bei einem Drittel. Die größten Gruppen an Studierenden kommen aus Polen, der Ukraine und der Türkei.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.12.2023, 16:42 Uhr
Mit Material von Robert Schwaß