Nach Treffen mit polnischer Amtskollegin - Bundesumweltministerin Lemke fordert geringere Salzeinleitungen von Polen

Mi 07.06.23 | 19:39 Uhr
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Steffi Lemke (r, Grüne), Bundesumweltministerin, und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa nehmen am 07.06.23 an einer Pressekonferenz teil (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: radioeins| Michael Mellinger | 07.06.2023 | Bild: dpa/Patrick Pleul

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) setzt zum Schutz der Oder weiter auf einen Dialog mit der polnischen Seite, bleibt aber bei ihrer Forderung nach einem Stopp der Salzeinleitungen in den Fluss hartnäckig. Bei einem Treffen mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa sagte sie am Mittwoch im polnischen Slubice, wichtig sei, die Gesundung des geschädigten Öko-Systems in den Vordergrund zu stellen.

Unterschiedliche Auffassungen zum deutsch-polnischen Regierungsabkommen

Lemke wies auf hohe Wassertemperaturen und einen hohen Salzgehalt hin, die bereits jetzt die Verbreitung von giftigen Algen begünstigten. Diese gelten als mitverantwortlich für das Fischsterben im vorigen Jahr. "Die Bevölkerung erwartet, dass wir es schaffen, die Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern", sagte die Bundesumweltministerin.

Keine Bergbauindustrie könne ihre Produktion von einem Tag auf den anderen einstellen. Es sei jedoch notwendig, dass jetzt bei hohen Temperaturen deren Einleitungen reduziert würden. Vor dem Hintergrund des Fischsterbens forderte Lemke, das deutsch-polnische Regierungsabkommen von 2015 zum Oderausbau zu überdenken. Beim Oder-Ausbau sei für die Gesundung des Flusses eine Pause nötig. Moskwa warf Deutschland ihrerseits vor, das Abkommen nicht umzusetzen.

Auch polnische Ministerin fordert Stopp illegaler Einleitungen

Polens Umweltministerin Anna Moskwa betonte, dass illegale Einleitungen in die Oder identifiziert und gestoppt worden seien. Zu der Frage nach Einleitungen aus polnischen Bergwerken antwortete sie ausweichend. Europaweit sei die Oder vermutlich der Fluss, der derzeit am besten untersucht werde. Es gebe ein ständiges Monitoring von vielen Überwachungspunkten, so die polnische Ministerin.

Sowohl polnische als auch deutsche Daten würden darauf hinweisen, dass sich die Fischbestände in der Oder erholen, sagte Moskwa. Man habe alles getan und werde alles tun, um zu verhindern, dass sich das Fischsterben aus dem vergangenen Jahr wiederholen werde.

Oder-Konferenz ohne konkrete Maßnahmen

Bereits am Dienstag wurde auf der Oder-Konferenz in Schwedt über Maßnahmen zum Schutz der Oder diskutiert. Das Treffen endete jedoch ohne konkrete Entscheidungen. Deutlich wurde bei der Konferenz, dass sich Deutschland und Polen weiterhin uneins über die Maßnahmen gegen das Fischesterben sind.

Im August 2022 hatte ein massives Fischsterben in der Oder für Entsetzen gesorgt. Als wesentliche Ursachen waren zu hohe Salzfrachten, niedrige Wasserstände und hohe Temperaturen in Kombination mit einer giftigen Alge ermittelt worden.

 

Sendung: radioeins, 07.06.2023, 18:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    "Wie mit dem Abgasskandal, wo man es auf die Spitze trieb mit der intelligenten Erkennung des Prüfstands. Ist nur dem Dümmsten auch im Straßenverkehr aufgefallen." Das ist zwar sachlich richtig, aber der Abgasskandal hat ein Geschmäckle, da das wohl sehr spezifisch gegen die deutsche Autoindustrie ging aus einem Gebiet von übersee.

  2. 15.

    "Die offiziellen Grenzwerte sind natürlich so hoch, dass Bergwerke in der EU weiter Salzlake verklappen können." Und nur das zählt, wenn Sie es mit Konfrontation versuchen. Es geht nich mit dem Kopf durch die Wand - es geht hier und auch bei vielen anderen Sachen nicht.

  3. 14.

    Wo tut sie das. In den deutschen Kali-Hütten passiert genau die selbe Schweinerei, man hält natürlich die Grenzwerte ein.
    Wie mit dem Abgasskandal, wo man es auf die Spitze trieb mit der intelligenten Erkennung des Prüfstands. Ist nur dem Dümmsten auch im Straßenverkehr aufgefallen.
    Solange Wirtschaftslobbyisten vorbei an demokratischen Prozessen bestimmen wo die Reise hingeht, heißt die Richtung natürlich die Wand.

  4. 13.

    Also wenn von deutscher Seite unverändert eine hohe Salzkonzentration gemessen wird, die Ursachen des Fischsterbens bekannt sind und selbst von polnischer Seite nicht geleugnet werden, was ist also daran nicht zu verstehen? Die offiziellen Grenzwerte sind natürlich so hoch, dass Bergwerke in der EU weiter Salzlake verklappen können.
    Für PIS liegen die Prioritäten klar für jeden erkennbar auf dem Tisch, oder aus welchem Grund werden selbst polnische höchstrichterliche Urteile ignoriert.
    PIS ist es scheiss egal ob das Oderbiotop kollabiert oder nicht. Und einigen Kommentartoren offensichtlich auch.

  5. 12.

    Mag ja alles richtig sein, aber Konfrontation vertieft nur die Abwehrhaltung ohne der Oder jetzt was zu bringen. Haben Sie denn konkrete Zahlen zu den genehmigten EInlietungen von K+S im Vergleich zu den in Polen genehmigten Mengen?
    Die eingeleitete Menge per se, schien ja in der Jahren davor zwar belastend zu sein, führte aber nicht zu einer Umweltkatastrophe. Insoweit schein die genehmigte Grenze nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein. Es gilt zu bestimmen, was in der Zeit des Fischsterbens anders war und warum die Einleitmenge da zu viel war (niedriger Waserstand, Staustufenfüllung, Wassertemperatur ...). Aus dieser Analyse bräuchte man Warnfaktoren, wo dann die Einleitung schrittweise zurückgefahren werden muß - dafür müßte es dann natürlich Entschädigungen geben bei Betriebsbeeinträchtigung. Gesucht sind gemeinsame konstruktive Lösungen auf fachlich technischer Ebene - das geht vielleicht nicht, wenn die große Politik dabei immer im Rampenlicht steht und sich profilieren muß.

  6. 11.

    Regeln gelten immer nur für andere. K+S leitet seit Jahrzehnten riesige Mengen Salz in die Werra ein. Frau Lemke ist entweder schlecht informiert oder bedient populistisch obige Devise. Ehe ich andere maßregele, sollte ich erstmal selbst dergleichen Handeln unterlassen bzw. verbieten, Frau Lemke.

  7. 10.

    Die Art und Weise Ihrer persönlichen Ansprache erklärt die „Grün:innen“-Denke und zeigt auf, wo das Problem ist. Sie können auch zu Hause privat so nichts erreichen.

  8. 9.

    "Polens Umweltministerin Anna Moskwa betonte, dass illegale Einleitungen in die Oder identifiziert und gestoppt worden seien." Das ist gut
    "Zu der Frage nach Einleitungen aus polnischen Bergwerken antwortete sie ausweichend." Heißt jetzt genau was?
    Welche Mengen an Einleitungen wurden denn genehmigt? Bisher gab es dazu nirgendwo Zahlen. Wenn diese Zahlen mal vorliegen, dann vergleich mit genehmigten Einleitmengen an anderen Flüssen in Europa aus Bergbauunternehmen. Erst dann kann man durch Vergleich sinnvoll etwas zur genehmigten Menge an Einleitungen sagen.
    Frontale öffentliche gegenseitige Anschuldigungen bringen vielleicht viel im jeweiligen Zuhause für den Nationalstolz, das eigentliche Ziel sollte aber das Optimum für die Oder sein und nicht das Optimum für die jeweilige Nation. Vielleicht etwas weniger Kameras und Presse und dafür mehr echte Expertenarbeitstreffen und Diplomaten.

  9. 8.

    Das liegt daran, dass Leute wie sie nicht erkennen (wollen), dass wir oder besser unsere nachfolgenden Generationen ( ich glaube das ist auch das Hauptproblem) ohne ein funktionierendes Biotop nicht leben können. Da nützen ihnen ihre Oderschlepper oder die Arbeitsplätze ihrer Bergwerkskumpel herzlich wenig, denn die wird’s in dieser Welt sowieso nicht mehr geben.

  10. 6.

    Wenn das einseitige Stellen von ultimativen Forderungen das Verständnis von Dialog ist, braucht man sich nicht wundern, wenn nichts raus kommt. Der Fluss Oder darf nicht nur auf das Ökosystem reduziert werden. Er ist auch ein Wirtschaftsfaktor und neben Rhein und Donau eine Hauptwasserstraße in Europa. Polen schafft es, die Interessen von Umwelt, Wirtschaft und Verkehr unter einen Hut zu bringen. Hier wird eine Oder Konferenzen ohne Wirtschafts- und Verkehrsministerium abgehalten...

  11. 5.

    Sehen Sie, dass unterscheidet uns. Mir sind die Ergebnisse (oft die Gleichen) wichtiger. Schauen Sie auf unsere Außenministerin. Das Gleiche. Keine Ergebnisse. Und die Benimstatuen? Wo sind die? Klartext und Haltung polarisieren ohne etwas zu erreichen.

  12. 4.

    Zunächst müßte die Salzeinleitung auf eine objektive Basis gestellt werden. Alle Regierungen der Welt können die Arbeitsplätze , die eben auch mit der Salzeinleitung verbunden sind, nicht unberücksichtigt lassen.

    Auch k + s leitet Salz in die Werra und darf dies noch jahrelang tun. 5.300 Arbeitsplätze in der Produktion sind dort damit verbunden. Interessant wäre ein Vergleich der Salzfrachten an der Werra und an der Oder. Aber davon hört man nichts von der deutschen Umweltministerin.

  13. 3.

    Sie sagt einfach nur geradeaus heraus, was jeder mit etwas Sachverstand längst weiß.
    Soll ich dafür unsere Umweltministerin kritisieren? Ich bin froh, dass sich das Umweltministerium überhaupt für die Umwelt und die Oder interessiert. Das ist nicht selbstverständlich und ich rechne ihr das hoch an.
    Ich brauche jedenfalls keine Ministerin, die den ganzen Tag das erzählt, was Lobbyisten oder potentielle Wähler hören wollen, ich will jemanden der faktenbasiert Klartext redet und Politik macht.

  14. 2.

    Rechten Regierungen ist die Umwelt herzlich egal, solange deren Schaden ihr Gewinn ist (Stichwort Korruption).

  15. 1.

    Wie geht man mit einem Nachbarn um? Fast jeder weiß das. Was nicht geht, führt die Politikerin gerade vor: Misserfolg garantiert.

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